RED FANG und BIRTH OF JOY
European Summer Tour in Marburg
Konzertbericht
Sommer in Marburg, der Regen stellt sich gerade ein und man gelangt an einem Mittwoch Abend trockenen Fußes zum örtlichen Konzertschuppen, dem KFZ. Geladen haben die Bad Ass Stoner Rocker von RED FANG, die die niederländischen Psychedelic Rocker von BIRTH OF JOY im Gepäck haben. Und wenn die Könige der lustigen Bärte zum biergeschwängerten Dinner laden, gibt man sich nicht die blöse nicht zu erscheinen. Diesen Gedanken scheinen viele Liedhaber des staubigen Rocks aus Mittelhessen und Umgebung gehabt zu haben, denn das KFZ konnte das Konzert für ausverkauft erklären.
Was erwartet man von einem Konzert unter Woche? Müde Gesichter, etwas Zeit bis zum Übersprung des Funkens von Kapelle zum Publikum? RED FANG sollte doch eher ein feier- und bierlauniges Publikum anziehen und ordentlich Party machen? Doch zuerst entern BIRTH OF JOY die Bühne.
Und das total deutsch pünktlich um 20 Uhr. Eine Dreimann Kombo aus den Niederlanden bestehend aus Gitarre, Schlagzeug und einem Mann an den Tasten. Kaum schlagen sie die ersten Saiten an, füllt sich der Saal Zusehens und alle, die BIRTH OF JOY dem doch noch Sommer-artigen Abend an der frischen Luft vorziehen, werden reichlich belohnt. Visuell, da sollte der Abend noch mehr bieten, und natürlich auch musikalisch. Ausgestattet mit braunen Wildlederstiefeln, engen Jeans und einem glitzernden Jackett, im Jimmy Hendrix Stil, ist der Gitarrist ein wahrer Blickfang. Die Niederländer fangen rockig und doch sehr psychedelic an und sofort sieht man Köpfe mit nicken und die ersten Füße wippen. Es dauert keine drei Stücke bis sich ein Teil des Publikums zum Tanzen entscheidet und hier und da ist schon die eine oder andere Mähne in den Belüftungsmodus gefahren wird. Sehr abwechslungsreich und dennoch ihrem Psychedelic Rock Stil treu überraschen BIRTH OF JOY von Lied zu Lied mehr. Technisch versiert und mit guter Bühnenpräsenz gewinnen die Niederländer in Rekordgeschwindigkeit die Sympathien des Publikums. Sei es der gelebte Boogie, der erste Pit vor der Bühne, der lauthals von dem Publikum erwiderte Mitsingpart, der Strip des Gitarristen oder die verspielten Soli (aller Instrumente!). Alles wird sehr positiv vom Publikum aufgenommen und BIRTH OF JOY dürfen nach einer Stunde Spielzeit nur unter Erbringen einer Zugabe von der Bühne. Das war schon einmal ein extrem guter Start in den Abend und die Jungs von BIRTH OF JOY haben dem Publikum ordentlich eingeheizt und die Messlatte für RED FANG sehr hoch gelegt.
Nach einer kurzen Umbaupause, die vom Großteil des Publikums an der frischen Luft mit einem kühlen Getränk in der Hand verbracht wurde, legen die vier Bärte von der Stonertankstelle los. RED FANG betreten die Bühne, reichen sich noch einmal kurz die Hände und legen los, während der brechend volle Saal ausrastet. Im Vergleich zu BIRTH OF JOY geht es bei RED FANG sehr viel direkter zur Sache. Bad Ass Stoner Rock wie er sein sollte, ehrlich, dreckig, laut und vor allem mit viel Energie vorgetragen. Kaum stimmen RED FANG das erste Stück an, gibt es reichlich Bewegung vor der Bühne, der Pit wird eröffnet und sollte bis zum Ende des Auftritts auch nicht mehr geschlossen werden. Ohne viele Ansagen spielen sich die Amerikaner in das Herz oder besser durch den ganzen Körper des Publikums. RED FANG gehen einfach nach vorne und das absolut authentisch. Es stehen Musiker auf der Bühne die extremen Spaß an ihrer Arbeit haben und sichtlich begeistert von Marburger Publikum sind. Das angesprochene Publikum kommt vor Pogen, Bangen, Stagediven und Krautsurfen (guter alter Witz, auch heute von RED FANG vorgetragen) kaum zur Ruhe und verwandelt des brechend vollen Laden in eine heiße schweigeschwängerte Höhle. Auch visuell haben die Amerikaner etwas zu bieten. Bärte. In allen Formen und unterschiedlichsten Alters und Pflegegrades, wobei der starke Oberlippenbrenner des Schlagzeugers in der Kombination mit seinem T-Shirt-Aufdruck „Who Farted?“ das Highlight darstellt. RED FANG bolzen einen Hit nach dem anderen herunter ohne dem sehr agilen und nicht müde werdenden Publikum auch nur die Chance auf Ruhe zu gewähren. Gegen Ende werden auch von RED FANG alle Hits ausgepackt und es scheint kein Halten mehr in der feierwütigen Masse zu geben. Nach knapp 80 Minuten verlassen die Amerikaner die Bühne, um sie kurz darauf wieder zu betreten und mit einer Zugabe den Abend zu beenden.
Da stehe ich nun, wieder zwei Bands älter und schaue mich um. Um mich herum lauter verschwitzte Körper, erschöpfte Gesichter und alle mit einem Lächeln auf den Lippen. Hinter allen liegt ein grandioser Abend mit zwei sehr empfehlenswerten Livebands, die es auch unter der Woche packen die letzte Energie aus dem Publikum zu holen. Fazit: Nahezu ein Bilderbuchkonzert. RED FANG und BIRTH OF JOY live? Ich warte jetzt schon sehnsüchtig auf ihre glorreiche Rückkehr!
Einen herzlichen Dank an Joss von Hadeln für die Fotos!
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