Enshine - Origin

Review

„Rapture“, so hieß damals vielsagend der Opener auf SLUMBER’s Debut „Fallout“. Vielsagend, weil schon nach den ersten Takten wenig Zweifel daran bestand, wieso die Schweden gerade diesen Songtitel zum Einstand nutzten. Deutlich suchte man den melodischen Death Doom der mächtigen RAPTURE aus Finnland bis ins Detail zu adaptieren und zwar so überzeugend, dass „Fallout“ trotz maximaler kreativer Chuzpe locker neben „Futile“ und „Songs For The Withering“ bestand. Leider erschöpften sich die Parallelen zwischen den skandinavischen Brüdern nicht im Musikalischen. Während RAPTURE seit dem 2005er „Silent Stage“ bis heute nicht Neues haben von sich hören lassen, ließen SLUMBER die Aufnahmen zum Zweitwerk „Resonance“ scheitern, lösten sich auf, fanden als ATOMA wieder zusammen und veröffentlichten letztes Jahr mit „Skylight“ ein ambitioniertes wenn auch mäßig spannendes Bombast-Elektro-Rock-Album. Wohl zu viel für Gitarrist und Fronter Jari Lindholm,…

…der gemeinsam mit Sebastien Pierre von den mittlerweile leider auch verblichenen INBORN SUFFERING „Origin“ zusammenschusterte und mit ENSHINE nun größtenteils zu seinen Leisten zurückkehrt. Die von „Fallout“ bekannte düstere Heaviness finnischer Melancholie bricht sich schnell Bahn und lässt in den allesamt gutklassigen Songs unverkennbar die Handschrift Lindholms erkennen; „Stream Of Light“, „Refraction“, das katatonische „Cinders“, das schmissige „Nightwave“ oder das auf ein grandioses Depri Rock-Outro zusteuernde „Above Us“  sind allesamt Preziosen skandinavischer Doom-Dichtkunst. Von den zwei recht überflüssigen Instrumental-Zwischenspielen „Astrarium“ und „Immersed“ abgesehen bietet „Origin“ keinen wirklich schwachen Moment, selbst wenn oder gerade weil das Aufbrechen konventioneller Strophe-Refrain-Folgen zu Gunsten weitläufiger Keyboard-Arrangements und tonangebender Lead-Passagen eine bewusstere Auseinandersetzung mit dem Album erfordert. Das weitaus größere Manko besteht dagegen darin, dass raumgreifende Synth-Klangwelten und sphärische Arrangements zumindest im Falle ENSHINEs leider nur dort funktionieren, wo die Hörbarkeit nicht leidet.

Nicht, dass Elektronika im Metal im Allgemeinen und auf „Origin“ im Speziellen nichts zu suchen hätten. Die elektronischen Farbtupfer in „Stream Of Light“ funktionieren treffsicher als solche, doch spätestens ab „Cinders“ geraten sie zu mit überbreitem Pinsel aufgetragenem Kleister. Was untermalend wirken könnte, wird schnell platzheischend, zu prägnant drücken die Synths Drums und vor allem Gitarren in den Hintergrund. Schade, denn der schlechte Mix überdeckt einen Gutteil der durchaus vorhandenen Durchschlagskraft von „Origin“. Für fetten Doom Death vom Schlage RAPTURE muss man wohl weiter auf die Originale warten.

 

23.06.2013

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