Orchid
Mark Thomas Baker zum neuen Album

Interview

Orchid

Sie sind so etwas wie die große Nummer der aktuellen Retro-Rock-Bewegung und nicht wenige Fans halten sie für die legitimen Erben von BLACK SABBATH. Die Amis von ORCHID sind selbst am meisten von ihrem Erfolg überrascht und wollen eigentlich auch kein großes Aufheben um ihre Person oder die Musik, die sie spielen, machen. Trotzdem haben wir uns Gitarrist Mark Thomas Baker für ein kurzes Interview geschnappt und ihm einige Fragen zur neuen Scheibe “The Mouths Of Madness”, die Einflüsse der Band und den Gig auf dem diesjährigen Rock Hard Festival gestellt.

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Mark, wie war denn der Gig auf dem RHF? Man munkelt, ihr seid vor dem Auftritt nervös gewesen.

Der Gig war gut, danke der Nachfrage. Nervös waren wir gar nicht so. Zumindest nicht mehr als sonst. Der Auftritt auf dem RHF war der dreiundzwanzigste Gig in vierundzwanzig Tagen, von daher hatten wir keine Probleme uns das Material zu merken (lacht). Der einzige Unterschied zu den anderen Konzerten war, dass sich viel mehr Leute in dem Amphitheater aufgehalten haben. Es hat uns aber viel Spaß gemacht dort zu spielen und auch das Drumherum hat gepasst.

Ok. Dann lass uns mal über eure neue Scheibe reden. Ihr habt für “The Mouths Of Madness” jede Menge Lob einfahren können und fast ausschließlich positive Reviews erhalten. Setzt euch das irgendwie unter Druck, wenn ihr an das Songwriting für die nächste Scheibe denkt?

Oh, ich denke, dass wir nicht einmal an dem Punkt angelangt sind, wo wir überhaupt an neues Material, abgesehen von ein paar Riffs, denken (lacht). Es ist definitiv noch zu früh, um über Druck zu reden. Ich könnte mir aber vorstellen, dass wir beim nächsten Album in eine etwas andere Richtung gehen. Besser, aber auch geschmeidiger als das aktuelle Album. Nur Theo (Mindell, Sänger – cb) hat mir letztens erzählt, dass er schon klare Vorstellungen hat und wie er sie auf dem nächsten Album umsetzen will. Das ist ein gutes Zeichen, wie ich finde.

Euer aktuelles Album ist sehr erfolgreich und in Deutschland sogar auf Platz 18 der Charts eingestiegen. Habt ihr mit so etwas erwartet?

Auf gar keinen Fall! Ich weiß nicht einmal, ob das eine gute Sache ist oder nicht und wie sich das auf lange Sicht auswirkt (lacht). Eigentlich mache ich mir um solche Sachen aber gar keine Gedanken. Die Plattenfirma ist sehr glücklich mit der Entwicklung und dem Charteinstieg des Albums. Von daher sind wir es natürlich auch (lacht). In den USA ist die Platte bei weitem nicht so erfolgreich. Es ist aber schön zu sehen, dass sie wenigstens irgendwo gut ankommt.

Das ist zwar ein wenig untertrieben, aber gut. Ihr werdet in der Presse immer mit BLACK SABBATH in eine Topf geworfen, wohingegen ich finde, dass ihr viel mehr Einflüsse in eurem Sound verarbeitet.

Da sagst du was. Wenn man uns nicht immer auf BLACK SABBATH ansprechen würde, würden wir nicht immer über sie reden (lacht). Wir werden gefragt und antworten entsprechend. So einfach ist das. Ich persönlich bin auch der Meinung, dass es uns limitiert immer auf dem Sabbath-Aspekt herumzureiten. Wir haben wesentlich mehr Facetten zu bieten, da hast du Recht. Ich weiß, dass das viele Leute anders sehen und auch das Label irgendetwas braucht, um vernünftig Werbung zu machen. Mir wäre es aber lieber, keine Fragen über BLACK SABBATH beantworten zu müssen. Ich bin nicht einmal ein großer Fan der Band. Ich denke, dass Keith (Nickel, Bass – cb) und ich nicht viel an Sabbath denken, wenn wir unsere Musik spielen. Das gibt dem Ganzen noch eine völlig andere Ebene und macht mehr aus unserer Musik, als bloßen Tribut oder was auch immer die Leute denken, was wir spielen. Das ganze Sabbath-Ding um ORCHID, geht einzig und allein auf Theo zurück und spiegelt seinen Blickwinkel wider.

Kann ich nachvollziehen. Inwiefern ist euch in dem Kontext denn eine eigene Identität wichtig?

Wir tun einfach das, was wir tun. Wir schreiben die Songs und nehmen die Alben auf. Das ist alles worauf wir direkten Einfluss haben. Alles andere wird sich im Laufe der Zeit ergeben, schätze ich.

Das einfache Cover steht in krassem Kontrast zum Bild im Inneren der CD. Hat das eine tiefere Bedeutung oder wolltet ihr euch mit dem simplen Artwork einfach von den ganzen anderen Bands abheben? Angst vor Zensur kann ja kaum der Grund gewesen sein.

Da hast du Recht. Vor Zensur haben wir bestimmt keine Angst. Ich meine, guck dir doch mal die ganzen Black- und Death-Metal Cover an, die Jenseits von Gut und Böse sind. Probleme fürchten wir daher nicht. Im Fall von “The Mouths Of Madness” liegt der Fall aber so, dass Theo, der ja immer unsere Cover gestaltet, sich dieses Mal viel mehr Zeit für das Gatefold-Bild genommen hat. Dadurch blieb nicht mehr ausreichend Zeit, für das Cover selbst noch ein aufwändiges Bild zu erschaffen. Jetzt hat es eben diesen Graphic Design Touch.

Orchid

Viele Leute rechnen euch der Retro-Rock-Szene zu. Kannst du, nachdem dir die Vergleiche mit BLACK SABBATH schon nicht so schmecken, mit dieser Zuordnung leben?

Hmm…wir spielen einfach unsere Songs. Ich finde diesen Drang der Menschen interessant, immer alles in Kategorien und Schubladen stecken zu müssen. Uns interessiert so etwas nicht. Wir gehören zu keiner Szene und konzentrieren uns einzig und alleine auf unser Material und ein kommendes Album. Unsere Musik gehört offensichtlich nicht in diese Zeit, weshalb ich auf der anderen Seite mit dem Begriff ‘retro’ ganz gut leben kann.

Ich habe das Gefühl, dass die Texte bei euch ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Ihr verarbeitet sowohl fantastische als auch realitätsnahe Themen in euren Texten. Wie wichtig sind die Lyrics für ORCHID? “Loving Hand Of God” und “Silent One” gehen thematisch in völlig andere Richtungen.

Das hast du gut erkannt. Die Texte sind uns extrem wichtig. Meiner Meinung nach schreibt Theo wunderbare, poetische Stoner-Texte, deren Einflüsse teilweise aus dem Okkulten kommen und auch Science Fiction Themen behandeln. Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie er es schafft diese ganzen Geschichten in seinen Lyrics unter zu bringen. Ich ertappe mich oftmals dabei, wie ich mir die Figuren der Texte vorstelle, während Theo die Texte singt und wir die entsprechenden Stücke spielen. Nehmen wir “Eastern Woman” als Beispiel. Ich habe das Gefühl alle diese Charaktere zu kennen, wenn ich Theo den Song singen höre.

Die Musik von ORCHID ist tief in den Siebzigern verwurzelt. Welche fünf Alben haben deiner Meinung nach dieses Jahrzehnt am meisten geprägt?

Ha, das ist eine einfache Frage:
BLACK SABBATH – Sabbath Bloody Sabbath
LED ZEPPELIN – II (obwohl sie schon Ende 1969 erschienen ist)
THE ROLLING STONES – Exile On Main Street
DAVID BOWIE – Ziggy Stardust And The Spiders From Mars
PINK FLOYD – Dark Side Of The Moon

Danke für deine Einschätzung. Und welche Bands aus dieser Ära sollten unsere Leser unbedingt noch antesten?

Auch das ist relativ einfach (grinst). Auf jeden Fall solltet ihr JAMES GANG, NAZARETH, LYNYRD SKYNYRD, THIN LIZZY und SANTANA für euch entdecken.

Wie sieht es denn mit euren Zukunftsplänen aus? Plant ihr schon eine neue Scheibe?

Wir sind im November für eine weitere Europatour gebucht. Da freuen wir uns auch schon drauf. Ideen für ein neues Album haben wir aber ebenfalls schon gesammelt, allerdings befinden sie sich noch in einem sehr rudimentären Zustand, weshalb ich dazu noch nichts sagen kann. Hört doch bitte auf, uns so zu hetzten (lacht). Vielleicht fangen wir diese Woche mit den ersten Sessions an. Mal sehen.

Hahaha…ja, dann lasst euch mal nicht stressen. Die letzten Worte gehören dir. Möchtest du unseren Lesern noch etwas mitteilen?

Danke für euren Support. Ich hoffe, ihr habt alle viel Spaß mit „The Mouths Of Madness“ und wir sehen uns auf Tour.

14.06.2013

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