Auf der Suche nach einer neuen musikalischen Herausforderung nahm sich der Schweizer Manuel Gagneux vor elf Jahren der Challenge an, Soul und Gospel mit Black Metal zu vereinen. Drei Albumveröffentlichungen und etliche Musikauszeichnungen später veröffentlichen ZEAL & ARDOR nun ihre vierte Platte „Greif“ und beweisen, dass ihr kreatives Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft ist.
ZEAL & ARDOR spielen mit alten Elementen und neuen Einflüssen
Schon auf dem selbst betiteltem Vorgänger erweiterte Gagneux die musikalische Palette mit Einflüssen aus diversen Genres. „Greif“ geht nochmals einen Schritt weiter und zeigt eine Vielfalt an neuen Ansätzen und Ideen. Zwar sind die typischen Black Metal- und Soul Elemente noch vorhanden, aber deutlich zurückgeschraubt. Den einzigen waschechten ZEAL & ARDOR-„Klassiker“ stellt „Hide In Shade“ dar. Ansonsten erwartet uns ein überraschend vielfältiges Album, das insgesamt softer klingt als erwartet.
Welche große Spannweite „Greif“ hat verdeutlichen schon die beiden ersten Singleauskopplungen. Während „To My Ilk“ zu einem der ruhigsten Songs der Band überhaupt zählt, folgte mit „Clawing Out“ ein Track mit Hardcore-Charakter. Zwischendurch gibt es in „Sugarcoat“ Töne, die an die QUEENS OF THE STONE AGE erinnern oder in „Disease“ lässige bluesige Gitarren, die ein Retro-Rock-Feeling heraufbeschwören. Ganz im Kontrast dazu steht etwa das sphärische, rein elektronische „Une Ville Vide“ und das melancholische „Solace“.
Das mythische Mischwesen
Der Opener „The Bird, The Lion And The Wildkin“ bezieht sich auf den Albumtitel „Greif“, einem mythischen Mischwesen aus Vogel, Löwe und Schlange. Der jährliche „Vogel Greif“-Umzug in Gagneux Heimatstadt Basel wird traditionell von Trommlern begleitet, die auch im stimmungsvollen Opener zu hören sind. Der melodiöse Auftakt findet seine Fortsetzung in „Are You The Only One Now?“ einem Song, der mit seiner schönen Melodie eine astreine, gefühlvolle Ballade hätte sein können, würde er nicht behutsam mit Black Metal-Elementen bereichert werden. Ganz im Stil von TOOL kommt hingegen das düstere „Kilonova“ daher, das mit seiner schleichenden, beinahe gefährlich klingenden Rhythmik beeindruckt.
Greif unterscheidet sich nicht nur in musikalischer Hinsicht von ZEAL & ARDORs bisherigen Werken. Auch inhaltlich behandeln die Songs erstmals persönliche Themen, die jeden betreffen können. Das intensive „Fend You Off“ handelt davon, wie man sich von einem Angriff verteidigen kann und „Clawing Out“ beschreibt den Weg aus einer schwierigen Situation.
„Greif“ fesselt mit Emotion und Tiefe
Trotz neuer Einflüsse bleibt „Greif“ eine Platte, die mit ihrem experimentellem Charakter als unverkennbares ZEAL & ARDOR-Album steht. Die 14 Tracks sind durchgehend dynamisch und energiegeladen und bringen eine durchdringende Emotionalität mit sich. ZEAL & ARDOR bleiben somit auch weiterhin ein spannendes Projekt mit viel musikalischem Feingefühl und Facettenreichtum.
Sehr geil. Im Gegensatz zu vielen ähnlichen Vertretern (Black Metaller oder so, die jetzt einen auf Kunst machen), habe ich mich hier keine Sekunde gelangweilt. Top!
Ich bin schon gespannt auf das Album, bisher mochte ich die Band sehr gerne. Im Review sollte allerdings vielleicht noch mal jemand an mehreren Stellen in Sachen Grammatik nachbessern…
Fand das Debut sehr gut,danach hab ich die Band ein wenig aus den Augen verloren. Live waren sie diesen Sommer richtig geil,kann es nicht anders sagen. Freu mich aufs neue Album.