Billy Talent
Dead Silence Europe Tour
Konzertbericht
Wo sie hinkommen, gibt es ausvekaufte Hallen und kreischende Teenager: BILLY TALENT. Die Jungs aus Kanada um Sänger Benjamin Kowalewicz und Gitarrist Ian D’Sa haben in den letzten Jahren einen wahren Triumphzug ausgeübt. Das letzte Album „Dead Silence“ konnte in Deutschland den ersten Platz der Mediacontrol-Charts ergattern. Waren die Kanadier bereits im letzten Jahr u.a. in Deutschland unterwegs, so statteten sie im April und Mai den Städten Fürth und Bochum einen Besuch ab, der dann auch direkt ausverkauft war.
Im Vorprogramm werden die Alternative Rocker von DONOTS auf die Bühne gejagt, welche gegen acht Uhr auf die Bühne gehen und so einige Fans ins RuhrCongress mitgebracht haben. Zwar ist der Großteil der Zuschauer mit Sicherheit wegen BILLY TALENT vor Ort, allerdings werden die Stücke von den Knollmann-Brothers Ingo (Gesang) und Guido (Gitarre, Gesang) mit voller Inbrunst mitgesungen. Die Wahl, die DONOTS mit auf einige Dates der Tour mitzunehmen, geht also voll auf. Während der Show der DONOTS müssen bereits einige Mädels von den anwesenden Sanitätern behandelt werden, was im späteren Verlauf nicht weniger werden wird. Fakt ist, dass die DONOTS in Bochum einen wahren Freudensturm auf der Bühne zelebrieren. Man merkt der Gruppe an, dass sie mit allen Wassern gewaschen ist. Und mit einem Song-Gepäck, dass live fast noch mehr Spaß macht als auf Platte, konnten die Jungs einfach nur gewinnen. Tolle Stimmung, klasse Band, super Sound, top Songs: „Calling“, „Wake The Dogs“, die Hitsingle „Stop The Clocks“ sowie den Kracher „Whatever Happened To The 80s“, mit tollem Übergang zur Cyndi Lauper-Nummer „Time After Time“, von Gitarrist Guido erstklassig gesungen. Als ganz besonderes Schmankerl und als Huldigung an alle Hard-Rock-Fans in der Halle, wird noch das Cover von TWISTED SISTER, „We’re Not Gonna Take It“ gezockt, welches auf ihrem Cover-Album „Amplify The Good Times“ vertont wurde. Und allen ANTHRAX Fans in der Halle läuft ein wohliger Schauer über den Rücken, als am Schluss noch „Caught In A Mosh“ angespielt wird. Hallelujah!
Setlist DONOTS:
1. Calling
2. Pick Up The Pieces
3. You Got It
4. Wake The Dogs
5. High And Dry
6. To Hell With Love
7. Solid Gold
8. Stop The Clocks
9. Whatever Happened To The 80s
10. Dead Man Walking
11. We’re Not Gonna Take It
Gegen 21 Uhr 15 ist es dann soweit: BILLY TALENT gehen auf die Bühne und die komplette Halle, vor allem aber die weiblichen Fans, steht Kopf. Sänger Benjamin Kowalewicz und Gitarrist Ian D’Sa stimmen die ersten Töne von „Lonely Road To Absolution“ an und alle Kehlen singen mit. Dann, mit einsetzen der ersten Riffs von „Viking Death March“, fangen die Leute an zu hüpfen und feiern das Stück nach Strich und Faden ab. Energiebündel Benjamin rennt über die Bühne, geht immer wieder in Stellung und kreischt seine Parts in die Menge, welche es dankend annimmt. Es ist einfach überwältigend, wie diese Band mit ihrer Musik die Leute in ihren Bann zieht. Die Mischung aus Punk, Hard Rock und Alternative kommt so gut an, dass sogar anwesende Eltern (es sind viele jüngere Fans in der Halle) die Köpfe wackeln und die Fäuste Richtung Bühne strecken.
Mit einer der heftigsten Nummern der Band, „Devil In A Midnight Mass“, geht es fröhlich weiter. Hier werden sogar so einige Matten geschüttelt und der Rost im Nacken endgültig entfernt. Bassist Jonathan Gallant bildet, trotz treibender Bassläufe, selbst hier einen ruhenden Pol. Zwar lässt der gute Mann auch hin und wieder die kurze Matte nach vorne und hinten wackeln, agiert aber sonst eher unauffällig. Was natürlich nicht heißen soll, dass er nicht in Erscheinung tritt, im Gegenteil. Denn die wuchtigen Bassläufe kommen mit ordentlich Druck aus der PA und sorgen für Bauchkribbeln. Mit „The Ex“ von „Billy Talent I“ kommt der erste Klassiker des Abends. Coole Nummer, derer Text vor allem gelesen werden sollte.
Es folgen „Line & Sinker“, „This Suffering“ und „Love Was Still Around“, mehrere Mädels und selbst einige Burschen werden von der Security aus der Menge gezogen, damit sich die Sanitäter an die Arbeit machen können. Keine Ahnung, was da im Zentrum der Halle los war, aber irgendwie kollabierten an diesem Abend besonders viele junge Leute. „Stand Up And Run“, eine weitere Single von „Dead ‚Silence“, bietet jedenfalls erst einmal eine kleine Pause für überhitzte Gemüter. Auch wenn der Song eine richtige Radionummer ist, so kommt er gerade live klasse rüber.
„Billy Talent III“ im Doppelpack: Das megacoole „Rusted From The Rain“ wird von tausend Kehlen mitgesungen, egal ob Refrain oder Strophe, einfach beeindruckend. „Saint Veronika“ kann da zwar nicht ganz mithalten, gestaltet sich live aber auch sehr fein. „Surrender“, bei dem Gitarrist Ian immer seine Gesangsleistung am besten beweisen kann, ist auch wieder eine dieser Publikumslieblinge. So scheint es jedenfalls auch an diesem Abend. „Runnin‘ Across The Tracks“ ist ein straighter Rocker und macht eine Menge Spaß. Man merkt, dass selbst die neuen Stücke von „Dead Silence“ bei den Fans in Fleisch und Blut übergangen sind, denn hier wird kein Unterschied gemacht, ob es ältere Songs sind oder neue Stücke: Die Menge feiert! Ein heimlicher Favorit ist auch „Diamond On A Landmine“. Dieser Track hat einen gewissen Zauber, fesselt die Zuschauer, die mit den Augen am Mund von Sänger Benjamin kleben. Nach „Man Alive!“ wird es Zeit für die bereits etablierte Ansprach von Benjamin. Leider nicht viel anders als im letzten Jahr, aber nach wie vor wird die Message, dass Rock ’n‘ Roll nicht totzukriegen ist und BILLY TALENT immer sehr gerne nach Deutschland kommen, überzeugend dargeboten. Und auf die Frage, wer denn alles ein old-school-Fan der Band ist, gehen zwar verhältnismäßig wenige Hände in die Lüfte, „This Is How It Goes“ wälzt aber dennoch alles nieder. Diese Nummer geht aber auch dermaßen ab! „Try Honesty“ bildet den Schluss vom regulären Set, doch kurz nach Ende des Songs werden die Zugaben-Rufe bereits sehr, sehr laut.
Unter ohrenbetäubenden Lärm kommen die Jungs wieder auf die Bühne um mit „Devil On My Shoulder“ den mächtigen Groove klingen zu lassen. Das Publikum wird angehalten den Refrain mitzusingen, und das lässt sich die Menge nicht zweimal sagen. Fantastisch, wie wirklich fast jeder hier einsteigt und abgeht. „Fallen Leaves“ wird ebenfalls abgefeiert, besonders der Refrain lädt zum mitgrölen ein. Die zweite Single von „Dead Silence“, „Surprise, Surprise“, darf natürlich auch nicht fehlen. Man kann es nicht häufig genug sagen, dass es schon Eier braucht, um eine relativ aktuelle Nummer in den Zugabenblock zu packen. Aber BILLY TALENT sind von ihren Stücken überzeugt und es funktioniert auch, denn schließlich ist der Track eine wahrer Rocker vor dem Herrn. Eine Hymne darf natürlich nicht fehlen und jeder, wirklich jeder hat auf diesen Kracher gewartet: „Red Flag“ bildet den krönenden Abschluss eines, mal wieder, genialen Konzerts von BILLY TALENT, die an diesem Abend wiedereinmal gezeigt haben, wie massentauglicher Rock zu klingen hat. Tolle Band, klasse Publikum, coole Halle.
Setlist BILLY TALENT:
1. Lonely Road To Absolution
2. Viking Death March
3. Devil In A Midnight Mass
4. The Ex
5. Line & Sinker
6. This Suffering
7. Love Was Still Around
8. Stand Up And Run
9. Rusted From The Rain
10. Saint Veronika
11. Surrender
12. Runnin‘ Across The Tracks
13. Cure For The Enemy
14. Diamond On A Landmine
15. Man Alive!
16. This Is How It Goes
17. Try Honesty
Zugaben:
18. Devil On My Shoulder
19. Fallen Leaves
20. Surprise, Surprise
21. Red Flag
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