Schlafes Bruder - Heute War Gott Nicht Hier

Review

Wer als Band von einem Massenmedium gefeatured wird, setzt sich schnell Kommerz-Vorwürfen aus. Das mussten auch SCHLAFES BRUDER erfahren, die mit “Heute war Gott nicht hier“ jüngst ihr erstes Album veröffentlichten, das sogar von RTL II promoted wurde.

In einem Punkt muss man den Kritikern allerdings recht geben: Wirklich innovativ ist das, was die Jungs auf dieser Scheibe abliefern nicht. Ihre Musik scheint sich vor allem an die jüngeren Mitglieder der schwarzen Szene zu richten und nimmt demzufolge Elemente von Kollegen auf, die sich dort einer starken Beliebtheit erfreuen. So könnten die eingängigen Riffs von OOMPH! oder EISBRECHER stammen. Die Texte hingegen – die häufig das altbekannte Thema Kirchenkritik aufnehmen – bedienen sich einer provokanten Sprache, die unwillkürliche Erinnerungen an RAMMSTEIN aufkeimen lässt. Und dann sind da ja auch noch die elektronischen und orchestral-bombastischen Elemente. Beide kommen nicht nur zweifelsfrei aus dem Computer, sondern dem Hörer auch vage bekannt vor. Es vergehen allerdings viele Stunden intensiven Nachdenkens, bis einem E NOMINE einfallen, die vor allem um die Jahrtausendwende mit düsterer Elektromucke auf sich aufmerksam machten. Diese Verbindung verwundert kaum, wenn man bedenkt, dass mit Christian Weller und Friedrich Graner die beiden E NOMINE-Gründer hinter SCHLAFES BRUDER stecken.

Mit ihrem neuen Projekt gehen sie allerdings einen deutlichen Schritt auf die Gothic- und Metal-Szene zu. Und so mag das Konzept hinter den elf Songs zwar zunächst einfach erscheien. Dafür ist die Umsetzung mehr als gelungen. Vor allem in der Gitarrenarbeit lassen sich immer wieder Kleinigkeiten entdecken, die dem Kenner ein anerkennendes Nicken abverlangen werden. Ähnliches gilt auch für die Gesangsstimme. Eine düster-charismatische Herrenstimme mag beileibe nichts Aufregendes sein. Wenn der Vokalist jedoch so sichere und gute Arbeit abliefert, die den Hörer emotional mitnimmt, kann man schon von einem überdurchschnittlichen Talent ausgehen. Selbes gilt auch für das Songwriting. Die Musiker haben es verstanden, alle Elemente so miteinander zu kombinieren, dass das gesamte Album wie aus einem Guss wirkt und ob der gelungenen Produktion kraftvoll und eingängig aus den Boxen perlt.

Trotzdem ist “Heute war Gott nicht hier“ definitiv ein eher massenkompatibles Album, dem aus der ultra trven Fraktion weiterhin die Ausverkauf-Rufe folgen werden. Wem die Meinung dieser Genossen jedoch egal ist, der könnte durchaus mal einen Blick hinter die Fassade von SCHLAFES BRUDER werfen, die ehrlich gesagt vorderdergründig erst einmal die jüngeren Mitglieder der schwarzen Szene anspricht. Er wird dort überdurchschnittlich gut gemachte Musik finden.

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27.04.2013

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1 Kommentar zu Schlafes Bruder - Heute War Gott Nicht Hier

  1. Julian sagt:

    Naja, hätte mehr erwartet von nem E Nomine Nachfolger…reisst mich aber nicht allzu sehr mit.