Negator
Interview mit Finnskald und Nachtgarm zu "Gates To The Pantheon"
Interview
NEGATOR haben schon einige Jahre auf dem Buckel und zeigen mit ihrem neuesten Album „Gates To The Pantheon“ (VÖ: 19.04.2013) erneut, warum sie eine inzwischen nicht mehr wegzudenkende Instanz im deutschen Black Metal sind. Wir sprachen mit Gitarrist Finnskald und Frontmann Nachtgarm über Verganges und Aktuelles, über Label- und Line-Up-Wechsel. Selbstverständlich kommt auch das neue Album in diesem Gespräch nicht zu kurz.
Trotz erneutem Line-Up-Wechsel ist der Abstand zwischen „Panzer Metal“ (2010) und „Gates To The Pantheon“ etwas kürzer ausgefallen als die Phase der Stille nach „Die Eisernen Verse“. Hat sich das neue Line-Up schneller zusammengefunden, wart ihr ganz einfach produktiver oder wo siehst du die Unterschiede zwischen den Arbeiten an euren beiden letzten Alben?
Finnskald: Da die kompositorische Hauptarbeit von Nachtgarm und mir geleistet wurde, wurde der Schreibprozess weder bei Panzer Metal noch bei „Gates To The Pantheon“ durch Line-Up-Wechsel beeinflusst oder gestört.
Nach den Aufnahmen zu Panzer Metal hatten wir allerdings auch ein komplettes Line-Up zusammengeschustert. Lediglich die Position am Bass wurde 2012 durch Hjalmort nochmal neu besetzt.
Wie bereits angesprochen gab es in den letzten drei Jahren erneute Line-Up-Wechsel. Davon bleiben Bands ja selten verschont, aber bei euch scheint das langsam auch zur Regelmäßigkeit zu werden. Woran liegt’s, und haben die Neuen im Panzer schon ihren Platz gefunden?
Finnskald: Äußere Umstände sind die Ursachen für die vielen Line-Up-Wechsel. Heutzutage in einer Metal Band zu spielen, ist nicht ohne. Vor allem wenn die Musik sehr hohe spielerische und technische Fähigkeiten von den Musikern abverlangt.
Es ist unheimlich schwer, in der heutigen Gesellschaft neben Beruf und Familie auch noch eine Band unter einen Hut zu pressen. Es ist fast wie ein zweiter Job. Dafür braucht man viel Leidenschaft und enormes Durchhaltevermögen. Samebrann und Kliffjard sind seit 2010 dabei und haben sich tapfer geschlagen. Hjalmort muss sich noch bewähren. Ich bin aber guter Dinge, dass er seinen Posten im Panzerbataillon dauerhaft hält.
Ich finde, ihr habt eine enorme Entwicklung durchgemacht, ohne dabei wirklich je eure Grundlage zu vergessen. Sprich: „Gates To The Pantheon“ wirkt wie ein weiterer Schritt auf eurem Weg als Band, inklusive einiger Überraschungen, aber ohne dabei NEGATOR-untypisch zu klingen. Kannst du das so bestätigen oder siehst du das völlig anders?
Finnskald: Ja, ich denke auch, dass wir den Spagat geschafft haben, uns musikalisch weiterzuentwickeln, ohne unsere Identität zu verlieren. Wenn Du „Gates To The Pantheon“ anmachst, hörst Du sofort, dass hier Negator am Werk sind. Es ist gut und richtig, neue Wege zu beschreiten, man darf nur nicht vergessen, wo man herkommt. In unserem Falle bedeutet es, dass wir sehr viel mehr Death Metal-Elemente verbaut haben, bleiben jedoch unverkennbar eine Black Metal Band.
Im Gegensatz zu einigen Bands, die nahezu für jede Scheibe einen neuen Produzenten aufsuchen, scheint ihr in Eike Freese eine Bastion gefunden zu haben. Er hat auch an „Gates To The Pantheon“ erneut Hand angelegt und ist sogar als Gastsänger mit von der Partie. Dass euch eine lange Freundschaft verbindet, ist kein Geheimnis, und er macht auch einen wirklich guten Job. Dennoch die Frage: wäre es für euch nicht interessant, eine NEGATOR-Platte auch mal mit einem anderen Produzenten aufzunehmen oder kommt so etwas für euch gar nicht in Frage?
Finnskald: Für mich ist Gates To The Pantheon das zweite Album, das wir mit Eike zusammen aufgenommen haben. Die Arbeit mit ihm verlief auch diesmal problemlos. Er ist auf uns als Musiker eingegangen, hat uns zugehört und versucht, unsere Vision zu verstehen. Er drückt nicht einfach nur auf die Hit-Taste und zieht sein Ding als Produzent durch, aber was ich als noch wichtiger empfinde, ist: Er hat es einfach drauf als Mensch. Außerdem ist Eike ein alter Black Metaller. Auch wenn er heute viel andere Musikstile hört und produziert. Ein kleiner Teil seiner Seele brennt immer noch für den Schwarzmetall. Ob wir in Zukunft mit jemand anders arbeiten wollen, hängt von unserer eigenen Entwicklung ab. Ausschließen würde ich das nicht, aber mit dem Rückblick auf unsere bisherige Zusammenarbeit sehe ich im Moment da noch keinen Handlungsbedarf.
Nachtgarm: Für mich ist es die vierte Scheibe, die ich mit Eike zusammen aufnehmen durfte. Darüber hinaus sind wir seit nunmehr 15 Jahren befreundet. Das Gute an solch einer kontinuierlichen Freundschaft und auch Zusammenarbeit ist einfach die Tatsache, dass ich mir den ganzen Kennenlern-Prozess, der mit einem neuen Produzenten dazu käme, einfach mal schenken kann. Eike weiß genau, dass ich meine Visionen mit ihm teile, und da wir uns auch als Freunde und nicht nur als Musiker kennen, macht es das Arbeiten einfach so viel einfacher. Gerade wenn man so wenig Zeit mitbringt, wie es Negator immer tun. Des Weiteren entwickelt sich Eike permanent weiter, und das macht es für mich so interessant, mit ihm weiterhin zu arbeiten.
Es wird ja auch eine limitierte Box zu eurem Album geben, kannst du dazu schon mehr erzählen? Soweit ich weiß, hebt diese sich auch von den herkömmlichen, umherschwirrenden Limited Editions ab.
Nachtgarm: Wir wollten keine einfache Special Edition im Sinne eines einfachen Digipaks, oder ähnlichem. Wir wollten etwas sehr ausgefallenes, das den „Spirit“ der CD widerspiegelt. Herausgekommen ist eine Edition, die sich am besten mit „authentisch“ beschreiben lässt. Die Box selber ist eine authentische Replik eines, im 19 Jhd. zur Aufbewahrung von archäologischen Fundstücken verwendeten, Holzpappenkartons. Auch die Beschriftung auf selbigem ist gemäß der damals geltenden Regeln umgesetzt worden. Bedruckt wurde die Box in einem aufwendigen Handsiebdruckverfahren. Verschlossen wird die Box durch ein gelbes Band. Gelb ist auch historisch die Farbe der Verachteten, Ausgestoßenen und Kranken. Im Inneren der Box erwartet einen dann eine ebenfalls handgefertigte Replik einer sumerischen Tontafel, die den Weg in die sumerische Unterwelt „Kurnugi“ beschreibt. Auch hier wurde dieselbe Keilschrift benutzt, wie sie auch auf dem Original zu finden ist. Des Weiteren befindet sich in der Schachtel die CD, auf deren Label eine lateinische Transkription der sieben Tore zur sumerischen Unterwelt gedruckt ist. Die Lyrics und die Credits der CD wurden auch speziell aufgearbeitet und liegen der Schachtel als Handzettel bei. Alles in allem also eine sehr authentische, vor jahrtausendealter Mystik strotzende Sonderedition, die es so noch nicht gegeben hat. Um das ganze Teil abzurunden, wurde die gesamte Edition von Hand durchnummeriert und ist streng auf 500 Stück limitiert.
„Panzer Metal“ erschien wie die vorigen Alben auch auf Remedy Records. „Gates To The Pantheon“ erscheint nun über Viva Hate Records und in den USA über Prosthetic Records. Warum der Wechsel, und welche Vorteile seht ihr bei euren jetzigen Labels?
Finnskald: Remedy Records steht für mich für Stillstand. Bei Remedy zu bleiben, hätte uns keinen Schritt weitergebracht. Wir brauchten ein Label, das Bock auf uns hat und den Willen mitbringt, gemeinsam mit uns zu expandieren. Viva Hate Records sind engagiert bei der Sache, und die Arbeit von Prosthetic Records ist bis jetzt ausgezeichnet. Sowohl Viva Hate als auch Prosthetic wirken auf mich frisch und ideenreich.
Es sind ja schon ein paar Live-Dates für dieses Frühjahr bestätigt. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass da noch einiges nachkommt. Gibt es da eventuell schon Details zu vermelden?
Finnskald: Vor kurzem wurden wir fürs Extremefest in Hünxe bestätigt. Im Sommer werden ein paar Gigs mit unseren Freunden von DER WEG EINER FREIHEIT folgen. Danach wird der Panzer das Rock For Roots Open Air in Nauen niederwalzen.
Nachtgarm: Die genauen, bisher bestätigten Termine können auf unser Homepage, oder unseren „Socials“ nachgelesen werden. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, so viele Gigs wie möglich in dieses Jahr zu bekommen. Auch über ne Tour wurde bereits gesprochen. Mal sehen, was kommt.
Black Metal ist ja trotz der Ankunft in der Popularität immer noch ein Genre mit einem sehr regen und aktiven Underground. Welchen Status seht ihr für NEGATOR in diesem Bereich?
Finnskald: Ich beschäftige mich schon seit langem nicht mehr mit solchen Begriffen wie Mainstream oder Underground. Wir machen Musik, auf die wir Bock haben und die von Herzen kommt. Umso mehr Leute wir damit erreichen und mit denen wir die Leidenschaft für unsere Musik teilen können, desto besser.
Daran direkt anschließend: Verfolgt ihr eigentlich noch, was im Black-Metal-Underground vor sich geht, oder ist das für euch eher weniger von Interesse?
Finnskald: Natürlich interessiere ich mich für neue, gute Bands. Jedoch finde ich heutzutage leider nur selten etwas, was mir gefällt, daher greife ich nur allzu oft auf meine alten Black Metal-Helden wie z.B. EMPEROR oder DISSECTION zurück.
Nachtgarm: Ganz selten dringt noch neue Musik zu mir durch. Zu erwähnen wären da unsere Kollegen von PANTHEION, die vor kurzem eine großartige Scheibe auf die Welt losgelassen haben. Sollte man sich dringend mal zu Gemüte führen!
Nachtgarm, du warst ja bis vor kurzem noch Frontmann bei DARK FUNERAL. Was hat dich zum Ausstieg bewogen, und welche Erfahrungen konntest du, insbesondere auch in Bezug auf NEGATOR, für dich mitnehmen?
Nachtgarm: Sind die Gründe für die Trennung wirklich relevant? Ich denke nicht. Wichtig ist nur, dass ich eine Menge Erfahrungen sammeln konnte, vor allem auf Tour, und diese jetzt produktiv bei NEGATOR einbringen kann. Darüber hinaus ist es viel entscheidender, dass ich jetzt wieder 200% für NEGATOR geben kann und nicht nur 100% wie zu Zeiten DARK FUNERALs.
Eine Frage abseits von NEGATOR. Welche Musik hört ihr euch privat an und gab es Alben im Jahr 2012 die euch besonders bewegt haben?
Finnskald: Ich höre alles von Klassik bis Metal. Bin ein großer Fan von Oldies und Classic Rock. Im Metalbereich hat mich 2012 das neue Album von WINTERSUN begeistert. Insbesondere mag ich das Live Studio Video. Einfach großartig, wie entspannt die Ihre Songs runterzocken.
Nachtgarm: Ich höre privat so gut wie keinen Metal. Es gibt natürlich die Klassiker, die ich mir immer mal wieder anhöre, dennoch bin ich ein großer Fan von stimmenorientierter Musik. Es gibt so viele großartige Sänger, die viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Auf Metal bezogen, haben mich 2012 nur zwei Alben ernsthaft berührt und das sind „Unstille“ von DER WEG EINER FREIHEIT und „The Faustian Disciplines“ von PANTHEION.
Ich danke euch für das Interview und überlasse euch selbstredend die letzten Worte.
Finnskald: Danke! Up the devilhorns!
Nachtgarm: Panzer Forever Panzer!
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