Testament
European Tour
Konzertbericht
Ich verfolge den Werdegang von TESTAMENT seit der „Practice What You Preach“, also etwa seit 1990 oder so, wobei als ewiger Favorit sicherlich das „The Legacy“-Album gelten darf. Danach hab ich die Band eine zeitlang aus den Augen verloren, live gesehen habe ich sie irgendwie nie, aber klar ist mir auch nicht entgangen, dass die Combo dann mit „The Gathering“ zwischendurch gut einen rausgehauen hat und gerade mit „Dark Roots Of Earth“ ihren x-ten Frühling erlebt. Im November sollte es dann eeendlich soweit sein, mit DEW SCENTED wurde auch ein durchaus passabler Opener präsentiert, naja, leider wurde dann ja alles wieder abgeblasen, aber, der Autor vernahm es mit Entzücken, im März wieder neu aufgelegt. Nun also! Ich… TESTAMENT!
30 Euro Eintritt, hmmm, ob das gut geht?! 2.200 Leute gehen rein, ins Werk, etwa die Hälfte, vielleicht ein wenig mehr, findet dann schätzungsweise den Weg ins Backstage.
Als die Vorband BLEED FROM WITHIN die Bühne betritt, sind vermutlich aber erst circa 500 Leute anwesend. Das ist alles schon ganz ordentlich, was die Scotsmen aus Glasgow da so bieten. Musikalisch einwandfrei, bisschen viel BLACK DAHLIA MURDER drin vielleicht, aber nun ja… lange Haare/kurze Haare, viele Tattoos/keine Tattoos, Bühnenpräsenz ist auch i.O. man müht sich. „Bang your fuckin‘ head“, etc. – was man halt so sagt. Der Aufruf zum Circlepit ist dann vielleicht etwas zuviel des Guten, macht auch keiner mit, wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen. Gute Sache und mit der ersten Position im Billing auch adäquat einsortiert. Also: allet jut, ich flipp nicht total aus, aber allet jut…
Dann DEW SCENTED, denen man im nu die Erfahrung hunderter Shows ansieht. Sänger Leif gibt wieder mal sehr überzeugend den Obersympath. Sound ist prima, die Reihen vorne noch etwas licht, aber die Fraktion, die sich da in Bühnennähe traut, gibt alles. „Sworn To Obay“ gibt es, „Thrown To the Lions“, „Storm Within“ und zum Ende natüüürlich „Acts Of Rage“. Guter Mix, da gibt es nichts zu nörgeln. Also: sehr solide, wie immer. Schön, dass es sie gibt.
TESTAMENT lassen sich anschließend etwas bitten. Punkt zehn ist es dann soweit. „Rise Up“, „More Than Meets The Eye“, dann (Hammer!) „Burnt Offerings“. Die Band präsentiert sich natürlich komplett in schwarz und, viel wichtiger, auch in allerbester Spiellaune. Hit folgt auf Hit, neu und alt bunt gemischt. Dienst am Fan nennt man sowas.
Ich hatte mich im Vorfeld natürlich stark professionell vorbereitet und mir die Setlists der vorherigen Shows der Tour angesehen. Hätte ich mir allerdings schenken können, denn im Laufe der Show stellt sich heraus, dass die Band die Setlist jeden Abend umstellt, die Reihenfolge ändert oder auch Songs austauscht. Der allgemeinen Spielfreude sicherlich nicht abträglich.
Chuck Billy sieht aus wie eine riesige Indianeroma und dirigiert mit seinem Leuchtstab-Mikro souverän die Massen. Eric Peterson fehlerfrei, gut gelaunt und offensichtlich hochmotivert. Bassist Greg Christian fehlt nur noch die Jeansjacke, um als offizielles Cliff Burton-Double durchzugehen. Gene Hoglan an den Drums geht das alles mal wieder nichts an, der spielt einfach seinen (bisweilen hochkomplexen) Stiefel runter, wie immer cool as fuck. Alex Skolnick… tja, isser’s überhaupt? Hab ihn mit seiner Joe Perry-Gedächtnissträhne und seiner Rumhampelei erst fast nicht erkannt…. sein Legacy-Tattoo überführt ihn schließlich. Ein beinharter Thrasher vorm Herrn war er ja nie, wird er auch nie werden, aber egal, denn er kann Eröffnungsriffs wie folgendes spielen:
„Over The Wall“
Was für ein Song und allein schon absolut ausreichende Legitimation hier heute abend anwesend zu sein. Dann noch „The Haunting“, „New Order“ (Top!!!), D.N.R., etc. Super Show. Chapeau!
Setlist:
– Rise Up
– More Than Meets The Eye
– Burnt Offerings
– Native Blood
– True American Hate
– Dark Roots
– Into The Pit
– Practice What You Preach
– Riding The Snake
– Eyes Of Wrath
– Over The Wall
– The Haunting
– New Order
– D.N.R.
– Three Days In Darkness
– The Formation Of Damnation
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