Cradle of Filth
Necromantic Fantasies 2024
Konzertbericht
Neben den großen Sommer-Festivals ist für viele Bands zwischen den Wochenenden ja häufig noch Zeit, ein paar Club-Gigs zu spielen. Genau das scheinen sich auch CRADLE OF FILTH gedacht zu haben, die beispielsweise zwischen dem Copenhell in Dänemark und dem Hellfest in Frankreich noch für ein paar Konzerte Zwischenhalt in Clubs machen. So auch in Hannover, wo die „Necromantic Fantasies“-Kurztour an einem Montagabend im hiesigen Musikzentrum Station macht. Ordentlich gefüllt ist das Musikzentraum Hannover, sogar die Empore ist geöffnet – nicht schlecht für einen Wochentag. Es ist also angerichtet für einen Abend voll schwarzer Magie und viktorianischem Spuk.
Stilistisch spannend: MONOSPHERE
Bevor die Engländer um Frontmann Dani Filth auf die Bühne dürfen, geben MONOSPHERE den Anheizer. Schon Kollege Kleemann wurde auf das Schaffen der Band und deren aktuelles Album „Sentience“ durch einen „beeindruckenden Liveauftritt“ aufmerksam. Und obwohl rein auf dem Papier der Post-Metalcore der Band stilistisch nicht so recht passend zu den Symphonic-Black-Metallern von CRADLE OF FILTH zu sein scheint, so findet sich live doch ein Anknüpfungspunkt: der Sound von MONOSPHERE kommt verblüffend düster daher, der Core-Anteil ist zwar prominent, aber zwischendurch schimmert immer wieder eine schöne Black-Metal-Grundierung und ein progressiver Ansatz durch.
MONOSPHERE jedenfalls spielen sich den Allerwertesten ab und sind sichtlich bemüht, das Publikum mitzunehmen. Die Band holt heute vielleicht nicht jeden stilistisch ab – aber an der Live-Qualität gibt es keinen Zweifel: Egal, ob Drummer Rodney auf seinen Hocker klettert oder Fronter Kevin von Scream zu Growl zu Röcheln wechselt, hier ist nur die kleine Bühne die Grenze der Freiheit. Und für einen netten Plausch stehen die Jungs dann am Merchandise auch noch zur Verfügung. Sympathische Truppe, die gern für einen längeren Auftritt wiederkommen sollte, oder wie eine Stimme im Publikum in bester norddeutscher Manier lobt: „Da kann man echt nix sagen“.
Setlist MONOSPHERE
01. Ava
02. Human Disguise
03. Living Flame
04. The Lover
05. The Marionette
06. Turing Test
07. The Unknown Voice
Kurze Erheiterung geht dann durchs Publikum als während des folgenden Soundchecks für den kommenden Headliner „Rock You Like A Hurricane“ angestimmt wird. Passt super, schließlich sind wir ja in der Heimat der SCORPIONS – sehr geschmackvoll, diese Roadcrew. Nach zackiger Umbaupause starten CRADLE OF FILTH schließlich um Punkt Neun Uhr ihren Auftritt.
CRADLE OF FILTH geben ihre Klassiker
Flankiert von zwei überlebensgroßen Skeletten und mit einem großen Backdrop, der das Cover ihres aktuellen Albums „Existence Is Futile“ zeigt, ist der Bühnenaufbau passend opulent. Dick auftragen, das können die Symphonic-Black-Metaller allemal. Zudem befindet sich die Wirkungsstätte von Keyboarderin und Co-Sängerin Zoë eingezäunt hinter einem mit Rosen überwachsenen Zaun, Drummer Marthus verschwindet ganz hinter einer durchsichtigen Plastikverkleidung.
Nach einem kompakten Auftakt, der sich überwiegend aus neuerem Songmaterial speist, geht es dann mit „The Principle Of Evil Made Flesh“ erstmalig richtig rund in der Hütte. Sänger Dani, der beständig von seinem gargoyluesqen Mikrofonständer am vorderen Bühnenrand in den hinteren Bereich der Bühne wechselt, fordert bei diesem Bandklassiker dazu auf, kräftig mitzusingen – und Hannover lässt sich nicht lange bitten. Also diesen Titel hat nun wirklich jeder auf der Pfanne.
Galerie mit 29 Bildern: Cradle of Filth - Necromantic Fantasies Tour 2024 SaarbrückenEine ganze Reihe weiterer Klassiker der Band folgen: Egal ob „Dusk And Her Embrace“ oder „Nymphetamie Fix“ – hier packen CRADLE OF FILTH ihre ganz großen Hits aus. Und mit jedem Song steigt die Temperatur gefühlt um weitere zwei Grad, so schweißtreibend gehen alle Zuschauenden mit.
Nach „Born In A Burial Gown“ und knapp einer Stunde Auftritt wird dann kurzzeitig die Bühne geräumt, allerdings nur für eine kurze Verschnaufpause. Die dann folgende Zugabe hat es jedenfalls in sich, denn CRADLE OF FILTH kramen nochmal richtig tief in der Knallerkiste: Egal ob „The Promise Of Fever“, „Cruelty Brought Thee Orchids“ oder „Her Ghost In The Fog“, beim Publikum sitzen die Refrains. Die Setlist jedenfalls ist dramaturgisch an ihrem Höhepunkt angelangt und der Band macht es ebenfalls sichtlich Spaß. Sogar ein Luftkuss entfleucht dem im Hellraiser-Style aufgemachten Gitarristen Ashok in Richtung Zuhörerschaft. Das ist wahre „Necromantic Romantic“.
Bevor dann der Abschluss „From The Cradle To Enslave“ ertönt bedankt sich Dani noch ausgiebig bei dem „most delightful audience“. Aber wie könnte man denn auch nicht zufrieden und bester Laune sein: CRADLE OF FILTH machen einen ordentlichen Ritt durch ihre Diskographie, lassen vielleicht nur „Cthulhu Dawn“ vermissen und bieten darüber hinaus auch visuell eine spannende Performance. All killers, no fillers an diesem lauen Sommerabend in Hannover.
Setlist CRADLE OF FILTH
01. The Fate Of The World On Our Shoulders
02. Existential Terror
03. Saffron’s Curse
04. She Is A Fire
05. The Principle Of Evil Made Flesh
06. Crawling King Chaos
07. Nymphetamine (Fix)
08. Dusk And Her Embrace
09. Necromantic Fantasies
10. Born In A Burial Gown
Zugabe
11. A Bruise Upon The Silent Moon
12. The Promise Of Fever
13. Cruelty Brought Thee Orchids
14. Her Ghost In The Fog
15. From The Cradle To Enslave
Ach so: Die „Necromantic Fantasies“-Kurztour geht übrigens noch weiter, jeweils mit wechselnden Vorbands. In Cham gehen erneut MONOSPHERE an den Start, in Bochum und Dresden gibt es die BUTCHER BABIES und IGNEA zu sehen. In Saarbrücken haben am 28.06.2024 GET THE SHOT eröffnet.
Galerie mit 30 Bildern: Get The Shot - Necromantic Fantasies Tour 2024 SaarbrückenBilder: Andreas Schieler (Saarbrücken)
Bericht: Sven Lattemann (Hannover)
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