Enforcer
Für eine Pause haben wir keine Zeit - Interview mit Sänger / Gitarrist Olof Wikstrand

Interview

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Nicht nur meine Wenigkeit dürfte an dieser brandneuen, „Death By Fire“ betitelten Wundertüte der Schweden ENFORCER seine helle Freude gehabt haben und das Album schon jetzt mit zu den Highlights dieses, wenn auch noch verdammt jungen Jahres zählen. Doch nicht nur auf Konserve erweisen sich die Burschen aus der Provinz Värmland aktuell in absoluter Topform, auch auf ihrer Tournee zusammen mit GRAND MAGUS und ANGEL WITCH haben ENFORCER nichts anbrennen lassen und dabei keineswegs nur als Opener, sondern – zumindest in Wien – viel mehr als „erster Headliner“ fungiert.

Diese, „Hunting Across Europe“ betitelte Tournee führte den Vierer zuletzt ein erstes Mal in diesem Jahr quer durch einige Staaten der “alten Welt” und dürfte für alle Beteiligen ein Erfolg gewesen sein. Sollte man die band verpasst haben, kann man sich allerdings sicher sein, dass ENFORCER schon bald abermals auf den Brettern zu bestaunenden sind, denn auch für 2013 sind bereits weitere Konzerte (in welcher Form auch immer) fixiert. Kein Wunder eigentlich, denn als diesbezüglich sehr umtriebig kennt man die Jungs ja schon seit den Anfängen als Band. Besagte Gastspielreise machte es allerdings auch nicht ganz einfach ein Interview mit Olof Wikstrand zu arrangieren. Doch als es doch gelingen konnte den Front-Wusel ans Telefon zu bekommen, bewies der Bursche nicht nur überaus professionelles Verhalten, sondern lies auch seiner Euphorie zu den Themen „Tournee“ und „aktuelles Album“ freien Lauf:

Wie ist die Tournee denn gelaufen?

Phantastisch! Ganz ehrlich, es hat nicht nur jede Menge Spaß gebracht, sondern auch jede Menge an Erfahrung für uns. Das Beste war, dass sich alle Bands untereinander blendend verstanden haben und wir von den Routiniers selbstverständlich jede Menge lernen haben können. Auf der anderen Seite haben wir von ANGEL WITCH und auch von GRAND MAGUS das Feedback erhalten, dass unser Enthusiasmus auf den Brettern einfach sensationell und ansteckend ist. So gesehen muss man einfach von einer absolut fruchtenden Gastspielreise für alle sprechen. Dass zudem auch alle Gigs gut besucht waren, spricht auch für die verantwortlichen die dieses Package zusammengestellt haben und ich denken auch von deren Seite, wie auch von diversen Veranstaltern dürfte es keine Grund für Meckereien geben.

Kann ich zumindest am Beispiel Wien nur zu gut nachvollziehen, denn wohl nicht einmal die optimistischsten Optimisten unter den Zusehern hätten im Vorfeld mit gut 250 Fans gerechnet. Apropos: Mir ist vorgekommen, als wäre ein nicht gerade geringer Anteil deren ohnehin in erste Linie wegen ENFORCER anwesend gewesen:

Das habe ich auch so in Erinnerung, allerdings war es nicht so, dass wir die gesamte Tournee über den besten Zuspruch hatten. Auch in diesem Punkt war es so, dass es von Stadt zu Stadt und Abend zu Abend unterschiedlich war, aber ja, Wien war ein absoluter Erfolg für uns! Die Stimmung war schlichtweg Hammer!

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Wozu auch die Setlist einen erheblichen Beitrag geleistet hatte, denn die Mischung aus aktuellen Tracks und „Klassikern“ stimmte einfach.

Auch das war im Laufe dieser Tour eine verdammt gute und intensive Erfahrung für uns als Band. Das Album war ja gerade einmal eine Woche draußen als es los ging, doch schon bei der ersten Show in Hamburg haben die Fans auch die brandneuen Nummern mitgesungen.

Kein Wunder allerdings, denn dermaßen eingängig klang euer Material auch noch nie zuvor. Für mich stellt „Death By Fire“ – bei allem Respekt für „Into The Night“ und „Diamonds“ – euer bisheriges Karriere-Highlight dar.

Danke, wir sehen das genauso, haha, auch wenn es vielleicht ein bisschen überheblich klingen mag. Im Ernst, wir waren uns sicher, dass wir mit diesem Album einen weiteren Quantensprung absolvieren können, denn wir haben im Laufe des Songwriting-Prozesses festgestellt, dass unsere Songs in kürzester Zeit alles das ans Tageslicht befördern konnten, was man von einem guten Song erwartet.

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War denn eine gewisse Intention im Spiel als es ans Schreiben, ans Komponieren ging?

Wenn Du damit meinst, ob wir uns denn hingesetzt und überlegt hätten, in welche Richtung – auch stilistisch – die Tracks gehen sollten, dann nicht. Allerdings hatten wir sehr wohl den „Plan“ das bestmögliche Ergebnis abzuliefern, zu dem wir vier Musiker im Stande sind. So gesehen kann, nein muss man von einer „Intention“ sprechen, denn diese gab es auf jeden Fall.

Faszinierend in diesem Zusammenhang ist für mich auch das – mit Verlaub – affenartige Arbeitstempo mit dem ihr dieses Album abgeliefert habt, zumal ihr ja seit „Into The Night“ nahezu permanent auf Tournee seid.

Naja, so krass ist nun auch wieder nicht und für die Aufnahmen selbst haben wir uns sehr wohl alle Zeit, die wir benötigten gelassen. Schwer vorstellbar für viele mag allerdings die Tatsache klingen, dass wir unterwegs nicht wirklich Songs schreiben. Ich meine, wir haben kein fahrbares Studio oder dergleichen bei uns, wenn wir unterwegs sind, sondern bloß unserer Instrumente. Allerdings habe ich mir angewöhnt etwaige Ideen für Riffs oder Melodien mit meinem Handy aufzunehmen und sei es, wenn ich eine neue Gesangsmelodie eben auf diese Art erstmals festhalte. Da dürfte für eventuelle Zuseher zwar sehr unterhaltsam aussehen, ist mir aber eher egal, haha.

Hauptsache es geht nichts von der Kreativität verloren. Fühlst Du dich diesbezüglich eigentlich in irgendeiner Form beengt seit Du dir die Gitarre umschnallen musstest und nicht mehr „nur“ den Frontmann mit Mikro geben kannst?

Nein, überhaupt nicht. Es war zwar zu Beginn eine gewisse Umstellungsphase notwendig, doch mittlerweile bin ich mit meiner Gitarre auf de Bühne quasi “fusioniert” und kann mir die Situation ohne meine Klampfe gar nicht mehr vorstellen.

Gutes Stichwort: Warum hat denn Adam Zaars vor mittlerweile auch schon wieder gut zwei Jahren das Handtuch überhaupt geworfen und war es eure erste Entscheidung fortan nur noch zu viert weiterzumachen?

Adam wollte sich schlichtweg mehr um sein Privatleben und seine Familie kümmern und hat von daher eine für uns nachvollziehbaren Schlussstrich gezogen. Es war weder für ihn, noch für irgendjemanden anderen zu Beginn absehbar welche Dimensionen unser Tourleben einmal annehmen würde und so hatten wir keine andere Möglichkeit als abzuwarten, was da ablaufen würde. Als es dann zu viel für ihn geworden ist und er auch in eine etwas andere Richtung tendierte, haben wir uns zusammengesetzt und Adam uns mitgeteilt, dass er aussteigen würde. Zoff gab es Alleingangs nicht, zumal auch der Zeitpunkt damals günstig gewählt war und wir uns auf keinerlei „Hauruck“-Aktionen einlassen mussten. Danach waren wir zunächst sehr wohl daran interessiert einen Nachfolger zu rekrutieren, aber irgendwie hat das nicht funktioniert. Um die Sache dann einfacher zu gestalten, habe ich mir die Gitarre umgeschnallt um fortan auch auf der Bühne diese Doppelfunktion auszuüben. Besonders schwierig ist mir da ohnehin nicht gefallen, da ich ja schon lange Zeit Gitarre spiele und zum Teil auch im Studio dafür verantwortlich war. Klar gab auf der Bühne dadurch eine entscheidende Änderung, aber eingebüßt haben wir wohl nichts dadurch.

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Keineswegs, da die Energie bei euren Auftritten dadurch nicht im Geringsten beeinträchtigt wurde. Ich habe sogar den Eindruck, dass Du dadurch sogar ein wenig sicherer und selbstbewusster wirkst.

Das kann gut sein, allerdings würde mittlerweile auch sicherer sein wenn ich immer noch nichts anderes als das Mikro in der Hand hätte. Aber dennoch fühle ich mich aktuell wohler denn je und daher kann ich mir gut vorstellen, dass es auch so rüberkommt.

Nicht auszudenken, zu welchem Frontmann Du noch heranreifen kannst, hält man sich euer immens umtriebiges Bühnenleben vor Augen. Eure eben absolvierte Tour dürfte wohl auch nicht die letzte für „Death By Fire“ gewesen sein, oder gibt‘s eventuell doch auch mal eine – wohlvierdiente – Pause?

Pause? Wo denkst Du hin? Haha. Nein, also zunächst geht es einmal nach Südamerika, wo wir uns zum allerersten Mal überhaupt hinbegeben. Wir sind zwar ein klein wenig nervös, da wir keinerlei Erfahrung haben, auf der anderen Seite wissen wir aus vielen Erzählungen von Kollegen, dass die Fans dort noch enthusiastischer sein sollen als hierzulande und von daher ist die Vorfreude natürlich immens. Europa werden wir im Sommer zunächst nochmals mit diversen Festival-Shows abklappern und für den Herbst steht dann eine erneute flächendeckende Europa-Tour auf dem Programm, wobei wir momentan zusammen mit dem Label sogar am Überlegen sind, ob nicht auch einmal eine Headliner-Tour angebracht wäre. Mehr kann ich dazu zwar noch nicht mitteilen, aber eines ist fix: Für eine Pause haben wir noch keine Zeit, die muss warten!

Das heißt, es ist dann in absehbarer Zeit auch wieder mit einem Album zu rechnen, oder wie darf ich das verstehen?

Was Veröffentlichungen betrifft haben wir da schon eine etwas differenzierte Betrachtungsweise. Klar, wenn wir selbst mit dem Songmaterial zufrieden sind und wir vom Label die Zustimmung für eine Veröffentlichung erhalten, kann es durchaus sein, dass schon 2014 ein weiteres ENFORCER-Album in Umlauf kommt. Allerdings sehen wir diesbezüglich keinerlei Grund uns hetzen zu lassen. Und wenn es fünf Jahre dauert bis wir ein zufriedenstellendes Werk fertig haben – und ohne die einhellige Meinung innerhalb der Band, dass wir ein Super-Album rausschmeißen können, geht gar nichts – dann soll uns das auch recht sein. Es ist uns lieber ein bisschen intensiver daran zu arbeiten als im Nachhinein feststellen zu müssen, was alles wir hätten viel besser machen können. So sieht es aktuell aus, für eine Ruhepause ist also absolut keine Zeit!

Galerie mit 19 Bildern: Enforcer - 40 Years Of Destruction Tour 2023
19.03.2013

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