Bei einem entrückten Bandnamen wie THE NATIONAL ORCHESTRA OF THE UNITED KINGDOM OF GOATS (nachfolgend „TNOOTUKOG“) würde ich wahrscheinlich entweder abgedrehten Prügel-Metal, finsteren Drone Doom oder völlig verwursteten Kaputt-Noise erwarten – zumal die vier Herrschaften auf den beigelegten Promo-Fotos aussehen wie der leibhaftige Tod auf Latschen. Insofern reibt man sich als Rezensent bei den ersten Klängen von „Vaaya And The Sea“ erst einmal verwundert die Augen – denn die Südtiroler Truppe serviert eine sehr interessante Interpretation von Art Rock mit dezenten Progressive- und Pop-Anleihen. Bombastische Melodien, dezent-vertrackte Rhythmik, flächiger Clean-Gesang, FLOYD’sche Soundteppiche und gelegentliche Metal-Eruptionen – wenn man einer Band das Label „Avantgarde“ verleihen müsste, dann wohl diesen Herrschaften.
Am stärksten klingt „Vaaya And The Sea“ in seinen symphonischen, erhabenen Momenten – und die finden sich in knapp einer dreiviertel Stunde Spielzeit zuhauf: das Eingangsriff des Openers „The Unyielding Summons“ beispielsweise, das durchweg mitreißende „The White City“, welches Erinnerungen an OCEANSIZE weckt, oder der Schlusspart von „Black Citadel Part I (Sanctuary)“. Zwischendurch versteht es das Quartett dann aber auch, die Höhepunkte der Kompositionen mit dem geschickten Einsatz von Synthie-Elementen und minimalistischen konzipierten Strophen-Arrangements vorzubereiten. Exemplarisch kann hier der zehnminütige Titeltrack angeführt werden – ein Song wie eine gute Geschichte, mit ausgeklügelter Dramaturgie, zahlreichen interessanten Wendungen und einem wunderbaren Schluss.
TNOOTUKOG haben mit „Vaaya And The Sea“ ein sehr abwechslungsreiches und innovatives Album vorgelegt, das vor allem durch sein intelligentes Songwriting besticht. Wenn man so will, kredenzen die Südtiroler hier eine sehr stimmungsvolle Mischung aus SIGUR ROS, OCEANSIZE, MARILLION und PINK FLOYD, die in vielen Momenten zum Schwelgen und Träumen einlädt. Prog-Rock- und Postrock-Fans sollten der Platte unbedingt mal eine Chance geben: Auf der Bandcamp-Seite der Band gibt es „Vaaya And The Sea“ als kostenlosen Download.
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