Agrypnie
Das meint die Redaktion zu "Aetas Cineris"
Special
AGRYPNIE bringen nach dreijähriger Wartezeit endlich ihr neues Werk „Aetas Cineris“ unter die Leute. Zwar wurde das neue Opus bereits im Rahmen einer erfolgreichen Tour bereits vor Kurzem supportet, allerdings hat sich die reguläre Veröffentlichung ein wenig nach hinten verschoben. Kollege Markus Endres hatte in seinem Review für dieses Album nur gute Worte übrig, aber wie sehen es andere in der Redaktion? Aus diesem Grund haben wir uns hier ein paar Meinungen eingeholt.
„Aetas Cineris“, das neue Opus von AGRYPNIE, ist monumental. Auch, aber gar nicht mal so sehr wegen der üppigen Spielzeit von über 77 Minuten, die sich auf acht ellenlange Stücke verteilt. Wichtiger hinsichtlich der Wirkung dieses Opus ist doch die darauf vorherrschende Stimmung, und die drückt vornehmlich Verzweiflung, Kälte, günstigstenfalls Melancholie aus. „Aetas Cineris“ führt durch eine Welt der (eigenen) Abgründe, und das ist mitunter schwer zu ertragen.
Die eingesetzten Mittel sind für sich genommen vielleicht gar nicht so spektakulär, aber in der Summe eben doch eindrücklich: Da gibt es schwarzmetallische Zutaten (gerade im Anfangsteil des Albums), schwere Gitarren, postmetallische Passagen (zum Ende des Albums variieren AGRYPNIE vermehrt Tempo und lassen vermehrt ruhigere Passagen vom Stapel), kalte Synthies sowie den verzweifelten, teilweise gehetzt wirkenden Gesang. Zusammengenommen ergeben die Einzelelemente ein verstörendes Gesamtgebilde, das zwischen heftigen Ausbrüchen und dem Nachhall von Verzweiflung und Trauer wechselt. Der Hörer bleibt allein mit seinen eigenen Abgründen zurück. Selbst Stücke, wie die beiden abschließenden Tracks „Sinnflut“ und „Asche“, die man in einem anderen Gesamtzusammenhang vielleicht als anmutig oder schön empfunden hätte, wirken hier hoffnungslos und verloren. Kurzum – „Aetas Cineris“ ist gewiss kein Soundtrack für hoffnungsfrohe Stunden, und selbst fröhlichste Gemüter dürften angesichts der darauf zelebrierten, monumentalen Verzweiflung an ihre Grenzen stoßen. Eindrücklich!
(Eckart Maronde, 8/10 Punkte)
Ich weiß, dass ich an dieser Stelle Gefahr laufe, als Spielverderber und Miesmacher dazustehen, aber: AGRYPNIE werden für mich von Album zu Album ein Stückchen langweiliger. Das Debütalbum „F51.4“ war für mich (trotz der oft kritisierten Konservendrums) noch ein richtiger Brocken, eingängig as fuck, mit durchdachten Texten und nicht minder durchdachter Musik, aber noch mit einer ganzen Menge unbedarfter Spielfreude. Diese Unbedarftheit ist es, was der Band dann meiner Meinung nach über die Jahre verloren gegangen ist, womit die Musik für mich zunehmends ein bisschen … nun, langatmiger („langweiliger“ wäre nicht ganz das richtige Wort) geworden ist.
Natürlich haben AGRYPNIE auch auf „Aetas Cineris“ noch ein paar wirklich, wirklich schicke Momente dabei – man höre sich nur die großartige erste Hälfte von „Dezember“ an -, aber insgesamt macht dieses Album da weiter, wo „16[485]“ und vor allem die überlange „Asche“-EP (von der es zwei Songs und ein Prequel zu „Kosmos [Omega]“ auch auf „Aetas Cineris“ geschafft haben) aufgehört haben: mit vielen Songs, die einfach viel länger sind, als die verarbeiteten Ideen es hergeben würden; auch mit einigen guten Ideen, sicherlich, die aber eben zwischen den anderen, nicht so guten und teilweise trotzdem totgespielten Ideen stehen und sich dazwischen nicht richtig durchsetzen können. Um es mal eben auf den Punkt zu bringen: Die meisten Songs auf „Aetas Cineris“ sind viel zu lang, als dass die guten Ideen diese Länge hergeben würden. Das klingt jetzt wahrscheinlich hart und unglaublich herzlos und ich möchte gar nicht sagen, dass das nicht vielleicht den Nerv vieler Leute trifft … aber meinen trifft’s eben nur bedingt. Man darf mir also gerne unterstellen, der Band ihren Stilwandel bzw. ihre Entwicklung nicht zu gönnen (was nicht wirklich zutreffen würden), und ich finde das Album ja auch nicht regelrecht schlecht – so negativ das oben geschriebene formuliert sein mag, viele Parts auf dem Album sind wirklich großartig geworden. Aber insgesamt ist mir das ein bisschen zu wenig, um als wirklich überragend durchzugehen.
(Stephan Möller, 6/10 Punkte)
Manchmal lohnt es sich eben doch, es ein weiteres Mal mit einer Band zu versuchen, die einem bislang nicht so zusagte, bzw. einen nicht vollends überzeugen konnte. Bei mir haben AGRYPNIE bis jetzt nicht gezündet. Ich habe ihre Alben gehört oder zumindest versucht zu hören und bin oftmals nicht bis zum Ende gekommen, weil mich die Musik einfach wenig ansprach. Nun ist alles anders. „Aetas Cineris“ hat mich getroffen und genau die Schalter betätigt, die mich nicht nur aufhorchen lassen, sondern der Band das Prädikat wertvoll einbringen. So wird kluger deutschsprachiger Black Metal mit leicht experimenteller Ausrichtung zelebriert.
Moderner Black Metal und trotzdem mit Blick auf traditionelle Spielweisen gerichtet ist anno 2013 ganz klar die Stärke AGRYPNIEs. Deutsche Texte sind auch immer so eine Sache für mich, aber auf „Aetas Cineris“ hat die Band eine gut durchdachte, eindringliche Lyrik gefunden, die ich sonst nur noch HELRUNAR zugetraut hätte, auch wenn die verwendeten Themen und die entsprechende Umsetzung sich nur am Rande decken. AGRYPNIE bestechen immer dann mit herausragender Qualität, wenn sie mit der Atmosphäre spielen und eine Soundfülle erzeugen, die dem Klang in einer großen Kathedrale gleichkommt.
Die Produktion ist stark, sauber, kraftvoll und dennoch nicht kalt und zu künstlich. Die Instrumente besitzen Leben und können sich im Gesamtgefüge gut entfalten. „Aetas Cineris“ ist wahrlich gelungen und stellt aus meiner Sicht für Freunde deutschsprachigen Black Metals mit „kosmischer“ Ausrichtung ein kleines Muss dar.
(Matthias Olejnik, 8/10 Punkte)
Wenn es um deutschsprachigen Post Black Metal geht, kommt man nur schwer an AGRYPNIE vorbei. In all den Jahren seit Gründung hat Mastermind Thorsten seiner ganz eigenen Vision von Musik immer mehr Ausdruck verliehen und diese fand mit dem 2010 erschienenen “16[485]“ den bisherigen Höhepunkt.
Nun, drei Jahre später, steht mit “Aetas Cineris“ der neueste Streich in den Startlöchern und die Zeichen im Hause AGRYPNIE auf Sturm. Und genau dieser Sturm entfesselt sich auch innerhalb der ersten Minute, denn nach einem kurzen, disonanten Klavierintro steigt “Aetas Cineris / Trümmer“ wie ein Faustschlag voll ein und mäht den Hörer mit seiner brachialen Härte gnadenlos nieder. Dabei behalten AGRYPNIE alle geliebten Trademarks bei, präsentiert diese aber in einer weiter gereiften und verfeinerten Form. Im Vergleich zu den Vorgängerplatten zeigt sich somit eine gewachsene Band, die ihren Weg konsequent fortsetzt und ihren eigenen Stil immer weiter perfektioniert aber gleichzeitig auch über den Tellerrand hinaus schaut. Auch wenn Genre-Einteilungen immer schwierig sind, so kann man sich dem Eindruck nicht erwehren, dass AGRYPNIE dem Black Metal im Grunde entwachsen sind und ihre ganz eigene Nische erschaffen haben, welche die verschiedensten Einflüsse enthält, aber immer noch die Kälte der Anfangstage beinhaltet. Gerade die Abwechslung wird auf “Aetas Cineris“ groß geschrieben, setzt die Kombo nicht nur auf Härte, sondern nimmt auch zur richtigen Zeit den Fuß vom Gas um der durchweg vorherrschenden verzweifelten Grundstimmung einen größeren Freiraum zu geben. So entfalten Stücke wie “Dezember“ “Zurück“ oder das epische “Sinnflut“ düstere Bilder im Kopf des Hörers und so fällt es schwer, sich dieser melancholischen Stimmung zu entziehen. Mit dem finalen “Asche“, welches hauptsächlich von Akkustikgitarren getragen wird, gipfelt das Zeitalter der Asche in einem ungewohnten aber dafür ebenso mitreißenden Höhepunkt. Hier haben AGRYPNIE etwas völlig Neues für sich erschaffen, das aber trotz der ungewohnten Ausrichtung eindeutig ihre Handschrift trägt.
Trotz des bisher kurzen Jahres zählt “Aetas Cineris“ bereits jetzt schon für mich zu einem der Highlights. So nahe an der Perfektion hat man AGRYPNIE noch nicht erlebt und selbst Genre-fremde Musikliebhaber sollten dieser Platte Gehör schenken. Man wird definitiv nicht enttäuscht.
(Florian Hefft, 9/10 Punkte)
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Stile | Black Metal, Depressive Black Metal |
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