Seit 1995 schwappen MELANCHOLIC SEASONS mal auf und wieder ab. Mit regelmäßigen Veröffentlichungen halten sich die Frankfurter über Wasser und machen szeneintern auf sich aufmerksam. „Im Takt der Keule“ stellt ihre elfte Veröffentlichung dar und überzeugt.
MELANCHOLIC SEASONS‘ „Im Takt Der Keule“ – Fritz Lang für die Ohren
Der namensgebende „Takt der Keule“ trieft aus jedem Song – Drums und Riffs hetzen den Hörer treibend und versklavend vor sich her, während Kevin mit bösen Growls oder animalischen Grunts aggressive Parolen vom Stapel lässt.
Es dauert nicht lange bis die Konsumenten Bilder von tumben Menschen entwickeln, die sich im Gleichtakt auf dem Weg zur Arbeit befinden. Bis Kevin den Refrain von Blastbeats begleitet hinausschreit, gehen Songs wie „Mach Keine Assimoves“ mit dem Tempo so weit runter, dass es sich wie das musikalische Äquivalent eines Tages am Fließband anfühlt. Präzise wie ein Uhrwerk treffen Drums, Vocals und Riffs aufeinander und marschieren von einem brutalen Moment in den nächsten.
Ein Song wie „Pandemonium“ mit seinem vergleichsweise langsamen Tempo wirkt wie eine Pause, doch das unheilverkündende Bild der Menschmaschine verschwindet nicht aus dem Kopf des Hörers. Das ist für eine Death-Metal-Band beeindruckend!
Melodic Death Metal? Bei MELANCHOLIC SEASONS ja, aber nur in Teilen
Die Band gibt sich nicht mit klaren Gesangspassagen oder komplexen Melodien à la SOILWORK oder IN FLAMES ab. Auch wenn der eine oder andere Solo- oder Melodiepart in die Melodic-Death-Kerbe schlägt, so treten die Jungs immer wieder aufs Gas und bleiben dem Extremen treu.
Wie extrem es werden kann, zeigen die Frankfurter mit „Schwarmintelligenz“. Hier scheint es, als hätten MELANCHOLIC SEASONS jeden Melodic-Death-Anspruch abgelegt und sich beim Deathcore oder Grindcore bedient – überschaubare Länge inklusive!
„Im Takt Der Keule“ – perfektes Timing, aber zu wenig!
Überschaubare Länge ist das Stichwort, das das Manko der Platte perfekt beschreibt. Mit 26 Minuten ist der Ausflug „Im Takt Der Keule“ vorbei, bevor man richtig warm wurde. Das ist schade, denn Konzept und Qualität der Platte bewegen sich auf einem hohen Niveau und es wäre schön gewesen, davon mehr zu hören. Insgesamt ist die Platte beeindruckend und gerade in der heutigen Zeit, in der die Forderung an den Arbeitnehmer „mehr für weniger“ lautet, eine passende Veröffentlichung.
Review von C. E. Wild
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