Corpus Mortale
Interview mit Sänger und Bassist Martin Rosendahl zu "FleshCraft"
Interview
Fast 20 Jahre haben CORPUS MORTALE nun bereits auf dem Buckel, sind aber immer noch den wenigsten Hörern wirklich ein Begriff. So standen sie eigentlich immer im Schatten von INIQUITY, wo sich mehrere Mitglieder überschneiden. Mit „FleshCraft“ lieferten die Dänen allerdings kürzlich ein gutes Argument, der Truppe vielleicht doch mal eine Chance zu geben. Grund genug, mit Sänger und Bassist Martin Rosendahl in dem Zusammenhang ein paar Worte zu wechseln
Hey Jungs, Grüße nach Dänemark! Alles paletti bei euch?
Uns geht es einfach gut. Dankeschön
Ihr seid nun seit etwa 20 Jahren aktiv und agiert noch immer im tieferen Underground. Aus welchem Grund denkst du, dass das bisher so geblieben ist?
Zu allererst denke ich, dass mindestens 95 % aller Death-Metal-Bands immer im Underground bleiben werden. Wir sind nun seit etlichen Jahren unterwegs und neben der Tatsache, dass wir Dickköpfe sind, kommt als Grund hinzu, dass unser musikalischer Stil unser Leben geprägt hat und wir ebendiesen solange weiterführen wollen, bis wir nicht mehr können. Für uns ist Erfolg nicht zwingend eine Frage deines Bekanntheitsgrades. Wichtig ist, dass wir uns bei dem, was wir machen, wohl fühlen und machen, was wir wollen. Natürlich wollen wir auch so viele Shows wie möglich spielen, wobei insbesondere größere Auftritte toll wären.
Wenn du die Möglichkeit hättest, nur ein paar wenige Worte zu eurem neuen Album “FleshCraft” zu verlieren, wie würden diese lauten?
Es ist schwer, die eigene Musik zu beschreiben, doch wenn ich es mit älteren Werken vergleiche, macht das vielleicht mehr Sinn. Es ist präzise, auf das Wesentliche beschränkt, strukturiert, kontrolliert..ich weiß nicht…Death Metal auf die altmodische Art und Weise, ohne vollkommen Old-School zu sein.
Kannst du kurz umschreiben, wie ein neuer Song bei euch entsteht?
Meistens haben Brian oder Ich Ideen für bestimmte Passagen, die wir dann so ausarbeiten, dass etwas Songartiges dabei herauskommt. Dann geht’s ins Rehearsal und wir donnern die Drums drüber, sodass es im Anschluss aufgenommen werden kann. Wenn der Song soweit fertig ist, schreibe ich die Lyrics und das war’s.
Zwei Musiker von euch spielen noch bei INIQUITY, deren Name deutlich weitreichender bekannt ist als CORPUS MORTALE. Wo siehst du den hauptsächlichen Unterschied zwischen den beiden Bands?
Ja…INIQUITY ist recht groß rausgekommen, nur lustig, dass dies dann passiert ist, als die Band sich auflöste. Haha…wie auch immer…ich habe in CORPUS MORTALE gespielt, bevor ich in INIQUITY war, von daher hatten beide Bands immer ihren eigenen Stil. Im Wesentlichen würde man CORPUS MORTALE vermutlich als etwas mehr straight und aus dem Bauch heraus bezeichnen, während die späten Alben von INIQUITY recht technisch für deren Zeit waren.
Ich würde sagen, das Brutalitätslevel ist relativ gut vergleichbar, auch wenn in CORPUS MORTALE etwas mehr Blasts eingebaut sind – dennoch sind beide durchaus vergleichbar.
Habt ihr noch andere Nebenprojekte als INIQUITY? Ist es euch überhaupt möglich, allen Bands ausreichend Aufmerksamkeit zu widmen?
Carlos spielt noch Gitarre in einer Folk/Death-Metal-Band namens HEIDRA und als Sessiongitarrist bei einigen Black Metal Bands. Brian ist lediglich in CORPUS MORTALE und INIQUITY involviert und ich spiele den Bass in SLOWDEATHFACTORY. Alle Bands unterscheiden sich durchweg von CORPUS MORTALE, wobei ich denke, dass es nur gut sein kann, seinen Horizont mit anderen Eindrücken zu erweitern.
Könnt ihr euch vorstellen, auch mal ein Album mit einem sehr rauen, old schooligen Sound aufzunehmen oder nur entsprechend klinisch und modern wie auf “FleshCraft”?
Hast du unsere ersten beiden Alben gehört?! Hehe…es könnte sich eigentlich kaum roher anhören als auf diesen beiden Platten. Den Sound, den wir diesmal haben, ist ein solcher, nachdem wir die ganze Zeit gesucht haben. Gleichzeitig ist es der reinste Sound, den wir jemals hatten. Ausschließlich akustische Drums mit minimaler Editierung. Rohe, ungeschnittene Vocals aus ersten Aufnahmen. Ich denke, der Grund für den massiven und gleichzeitig so derart klinischen Klang unseres Gesamtsounds liegt im Produzenten Jakob Olsen, der einen wahnsinnigen Job gemacht und an den richtigen Stellschrauben gedreht hat.
Würdest du sagen, dass eure Alben eine gewisse Wachstumszeit im Ohr des Hörers benötigen? Ich habe das zumindest so wahrgenommen, da der technische Anspruch schon nicht gerade gering erscheint.
Ich würde den alten Alben zweifellos einen solchen Aspekt attestieren, gerade aufgrund des rohen Soundes. Mit “FleshCraft” wollten wir ein Album aufnehmen, das beim ersten Mal hören sofort ins Ohr geht, auf lange Sicht aber noch einen ganzen Haufen Details aufbietet, die man erst nach und nach entdeckt. Ich denke, damit haben wir Erfolg gehabt und das wird zweifellos der Weg sein, den wir auch in Zukunft gehen wollen und werden.
Die dänische Death Metal Szene wirkt auf mich immer relativ groß, aber gleichsam auch immer sehr hintergründig. Hast Du ein paar Insider-Tips auf Lager?
Ja, es sind immer auf und abs hier. Es gibt eine ganze Menge an Bands hier, auch wenn die meisten relativ schnell wieder aufgeben. Kürzlich haben zum Beispiel EXMORTEM aufgehört. Die waren richtig cool. Wenn die Leute einen guten Geschmack davon bekommen wollen, wie die dänische Death Metal Szene heutzutage ausschaut, dann sollten sie folgende Bands abchecken: DAWN OF DEMISE, SPECTRAL MORTUARY, THE CLEANSING, CROCELL…dazu kommen noch ein paar aufstrebende Bands wie DEFILEMENTORY und DISINTEGRATED, auch wenn ich der Meinung bin, dass die Szene im Moment etwas dünn ist.
Ihr habt jetzt nahezu 20 Jahre mit CORPUS MORTALE auf dem Buckel. Gibt es in der Vergangenheit irgendwas, was ihr Heute anders machen würdet?
Hmm, da gibt es eigentlich einiges. In diesem Business hast du immer Leute, die dir irgendwie ans Bein pissen wollen. Die schlimmste Erfahrung war unsere Europa-Tour nach unserem Debütalbum. Es war grauenhaft und da sind einige krasse Dinge abgelaufen. Diese hätten wir zum Beispiel gerne gegen eine andere Tour getauscht.
Zuletzt nochmal bitte deine Favoriten aus dem letzten Jahr!
Ich fand das Jahr 2012 recht dürr…aber das Album von MURDER CONSTRUCT fand ich richtig gut…und die neue DYING FETUS könnte die beste Platte sein, die sie jemals gemacht haben. Großartig…dann hat meine favorisierte Rockband, DAD, eines ihrer besten Album veröffentlicht. Ich bin ein bisschen lahm, wenn es darum geht, neue Sachen auszuchecken. Deshalb weiß ich jetzt nicht mehr.
Das war alles. Danke für deine Kooperation und macht so weiter! Die letzten Worte gehören dir.
Danke für euren Support, das bedeutet uns viel.
An alle Death Metal Fans: Schaut wenn wir in eurer Nähe eine Show spielen und kommt ran. Fucking Death Metal forever!!
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