Unleash The Archers
"Die Menschheit hat Angst vor dem, was sie nicht versteht."
Interview
UNLEASH THE ARCHERS haben nicht nur turbulente Zeiten hinter sich, sondern mit „Phantoma“ auch ihr sechstes Album im Gepäck. Wir haben uns mit der leicht verschnupften aber gut aufgelegten Brittney Slayes zum digitalen Plausch getroffen und mit ihr über den Entstehungsprozess und das Konzept hinter der neuen Platte sowie über die Tücken der ganzen KI-Thematik gesprochen. Auch zu den Erlebnissen der Band in den letzten vier Jahren und den logistischen Schwierigkeiten junger Eltern auf Tour und im Studio stand uns die stimmgewaltige Kanadierin Rede und Antwort.
Hi Brittney, erstmal danke, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Ich hoffe, euch allen geht es gut?
Yeah, uns geht es gut, danke!
In den vier Jahren seit der Veröffentlichung von „Abyss“ ist viel passiert. Ihr habt Touren und Liveaktivitäten nachgeholt, du und Scott (Buchanan, Drums) sind Eltern geworden, Gratulation übrigens…
Danke!
…und ihr habt ein neues Album aufgenommen, das bald erscheint. Das erste Kind ist ja alleine schon eine massive Herausforderung, wie kriegt ihr das alles hin? Schlaft ihr auch irgendwann?
Ich wollte schon sagen „schlecht“ (lacht). Wir können nicht einfach so losziehen und auf Tour gehen, wann wir wollen, es ist also auf jeden Fall eine Herausforderung. Die Aufnahmen waren vermutlich der härteste Teil, denn unsere Tochter war zu der Zeit 6 Monate alt und wir hatten sie in unserem Airbnb und im Studio dabei. Wir mussten die Dinge definitiv anders angehen, aber wir haben es hingekriegt.
Weißt du, es gibt Sachen auf dem Album, die ich gerne geändert hätte. Aber ich hatte einfach nicht soviel Zeit wie sonst. Ich habe also einfach im Studio losgelegt und geschaut ob es funktioniert und im Nachhinein habe ich oft gedacht: „Nein, das hätte ich nicht tun sollen!“ Aber es fehlte einfach die Zeit, um das zu ändern. Es ist wie es ist und ich hoffe, dass es in Zukunft einfacher wird. Logistisch ist es aber eine Herausforderung.
Es wirkt auch so, als hättet ihr nach der Pandemie und nach der Geburt eurer Tochter unbedingt zurück auf die Bühne gewollt. Habt ihr das live spielen sehr vermisst?
Absolut, darum machen wir das alles ja. Neue Musik zu schreiben ist auf dem zweiten Platz, das ist die nächstbeste Sache. Aber live spielen und 40 bis 90 Minuten auf der Bühne zu stehen ist das, was uns antreibt. Es war echt hart, diese Auszeit nehmen zu müssen, aber wir freuen uns, dass wir wieder da sind.
„Abyss“ hat euch viele neue Fans beschert und euren Bekanntheitsgrat gesteigert, obwohl die Pandemie das Touren ja zunächst unmöglich machte. Für wie wichtig hältst du den Umstand, dass ihr euch während dieser Zeit nicht habt hängen lassen und dass ihr sehr aktiv auf euren Social-Media-Kanälen und auf Twitch wart?
Das war superwichtig. Die Platte während der Pandemie zu veröffentlichen war eine schwere und persönliche Entscheidung. Ich war wahnsinnig gelangweilt und habe ständig auf Spotify nach neuer Musik gesucht und geschaut, wer ein neues Album draußen hat. Es waren nicht so viele, weil die Empfehlung der Labels war, Alben solange zurückzuhalten, bis man tatsächlich damit touren kann.
Aber wir hatten so lange an dem Album gearbeitet und wollten es unbedingt veröffentlichen. Außerdem habe ich mich immer über neue Musik gefreut und dachte, dass es allen anderen vielleicht auch so geht. Also geben wir ihnen etwas, worüber sie sich freuen können, während sie ewig zu Hause festsitzen und nach Beschäftigung suchen.
Das mit Twitch ist dann einfach so passiert. Wir waren mit DRAGONFORCE auf Tour, als die Pandemie ausbrach und Herman Li streamte ständig, sogar die Shows. Wir fanden das cool und dachten, dass wir das vielleicht auch mal versuchen sollten und als es dann losging, hielten wir das für den perfekten Zeitpunkt, um Twitch einfach mal selbst auszuprobieren.
Es war etwas Unterhaltsames, während sonst nichts passierte, aber es gab uns auch eine tolle Möglichkeit, mit den Fans in Kontakt zu bleiben und mit allen abzuhängen wie bei Liveshows, nur eben in einem anderen Umfeld. Viele Leute haben nach Wegen gesucht, sich zu beschäftigen und geistig gesund zu bleiben und wir dachten nur: „Was solls, lasst uns einfach Party auf Twitch machen und Livestreams veranstalten.“
Wir hatten echt Spaß und wir haben ja auch noch Musikvideos aufgenommen, als das Album schon lange fertig war. Das hat geholfen, den Leuten in Erinnerung zu bleiben.
Ihr seid ja auch direkt auf dem ersten Festival aufgetreten, das nach der Pandemie wieder seine Pforten geöffnet hat. Ich glaube jedenfalls, dass Alcatraz das erste große europäische Festival war, das wieder stattgefunden hat.
Ich glaube es gab trotz der Pandemie ein paar kleinere Festivals, aber die hatten wahnsinnig strenge Auflagen. Alcatraz war das erste Festival wo ich dachte, dass wir uns langsam wieder der Normalität annähern. Belgien war ja auch mit Impfungen weit vor allen anderen, weshalb das Festival überhaupt stattfinden konnte.
Es war echt toll, aber mir fiel es auch sehr schwer, mich wieder ans live spielen zu gewöhnen. Und dann auch noch gleich vor tausenden Leuten, die hungrig nach Livemusik waren, während wir versuchten, auf der Bühne nicht übereinander zu stolpern.
Machen wir mal einen kurzen Abstecher: Du bist letztes Jahr zusammen mit AYREON bei seinem „Live Beneath The Waves“-Event aufgetreten. Wie war es, mit so vielen talentierten Musikern die Bühne zu teilen, von denen manche, wie etwa Hansi Kürsch oder Anneke Van Giersbergen, echte Legenden sind? Konntet ihr einander richtig kennenlernen oder herrschte eher eine professionelle Atmosphäre?
Nein, es war großartig, wir haben viel Zeit miteinander verbracht und es war eine der tollsten Erfahrungen seit langer Zeit. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass ich nicht gerne mit meiner Band auf Tour bin. Da haben wir immer eine tolle Zeit und wir lieben einander. Aber das war etwas komplett Neues und Aufregendes.
Erst dachte ich: „Ok, ich bin dieser kleine Niemand vom äußersten Rand Kanadas und trete mit all diesen Legenden auf. Ich muss mich wirklich anstrengen und das Beste rausholen.“ Aber als ich dann ankam, war es einfach wunderbar. Alle waren so freundlich und aufgeregt, dort zu sein. Es war die tollste Produktion sowohl auf als auch hinter der Bühne, denn alle waren einfach in bester Stimmung und haben einander wie Familie behandelt.
Viele von ihnen kannten einander bereits von früheren AYREON-Produktionen, während ich der Neuling war und nicht wusste, was auf mich zukommt. Aber es war absolut phänomenal und ich hatte wirklich die beste Zeit. Als ich jünger war, habe ich viel in Musicals mitgespielt und das war eine Kombination aus diesen beiden Welten, die ich kenne und liebe. Eine Metalshow, die wie ein Musical aufgezogen ist. Es war seltsam, aber ich würde es zu 100% wieder tun.
Du hast die Parts von Floor Jansen übernommen, richtig?
Genau, und das allein war ja schon ehrfurchtgebietend, weil ich so große Schuhe auszufüllen hatte. Aber alle waren sehr nett, Floors Schwester war ja auch da und hat während der ganzen Show Backing Vocals beigesteuert. Sie war echt toll und hat mich für meine Performance gelobt.
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12.02.25 | metal.de präsentiertUnleash The Archers - Phantoma Europe 2025Unleash The Archers, Striker und Seven KingdomsSubstage, Karlsruhe |
13.02.25 | metal.de präsentiertUnleash The Archers - Phantoma Europe 2025Unleash The Archers, Striker und Seven KingdomsColos-Saal, Aschaffenburg |
14.02.25 | metal.de präsentiertUnleash The Archers - Phantoma Europe 2025Unleash The Archers, Striker und Seven KingdomsLive Music Hall, Köln |
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