Nach dem vielgelobten „At One With None“ (2021) veröffentlichen PORTRAIT ihr sechstes Album „The Host“. Ein besonderes Werk, auch innerhalb der eigenen besonderen Diskografie.
„The Host“ – das erste Konzeptalbum von PORTRAIT
In der bald 20jährigen Geschichte von PORTRAIT stellt „The Host“ das erste Konzeptalbum der Schweden dar. Erzählt wird eine, natürlich, okkulte Geschichte im Schweden des 17. Jahrhunderts um einen namenlosen Protagonisten, der aufgrund seiner Erfahrungen mit der Ungerechtigkeit und Heuchelei der Welt beschließt, Wahrheit und Stärke durch ihren Widersacher zu suchen. Inspiriert sei die Geschichte teilweise von historischen Ereignissen. So gibt es wohl Gerichtsdokumente aus dieser Zeit, in denen Menschen, die gezwungen wurden, der Armee beizutreten, beschuldigt wurden, Pakte mit dem Teufel geschlossen zu haben und um Glück, Stärke im Kampf und so weiter zu bitten. Eine für den Metal so typische Sword-and-sorcery-Geschichte mit einem gewissen Grusel-Faktor. Nicht nur inhaltlich sind PORTRAIT damit natürlich nahe an KING DIAMOND.
Nachdem das grundsätzliche textliche Konzept stand, fingen PORTRAIT an, die Musik dazu zu schreiben. Gitarrist Karl Gustafsson feiert auf „The Host“ seinen Einstand, das im JFK Studio in Schweden aufgenommen wurde. Sänger Per Lengstedt produzierte und mischte in seinem eigenen Perilous Productions Studio.
Die Musik folgt der Geschichte
PORTRAIT ordnen die Musik ihrer Erzählung unter, auch das folgt ein Stück weit dem, was MERCYFUL FATE und der dänische Diamantenkönig einst erschufen. Und die Schweden bleiben sich und ihrem dunklen, qualitätsbewussten Heavy Metal treu. Insofern klingt das dramatische wie düstere „The Host“ trotz zugrundeliegendem Konzept wie der logische Nachfolger von „At One With None“. Wobei Sänger Lengstedt eine größere Bandbreite liefert.
Das getragene Intro „Hoc Est Corpus Meum“ baut mit düsteren Klavierklängen und bedrohlichen Synthesizer-Effekten Stimmung und Atmosphäre auf. Dann der erste Song „The Blood Covenant“. Der Soldat schließt um Mitternacht in der Mittsommernacht einen Pakt mit dem Teufel und bittet um Stärke im Kampf und zukünftigen Reichtum im Austausch für das Sakrament, das aus der Kirche gestohlen werden soll. Ein Weg ohne Wiederkehr. Wie es sich für einen Opener gehört, gehört das eingängige Stück zu den schnellsten Songs auf „The Host“. Prägnante, geradlinige Riffs, energiegeladene Leads, ordentlicher Drive, knackige Double-Bass, unterstützende Synthies, dunkle Atmosphäre und immer wieder die hohe Falsettstimme Marke Kim Bendix Petersen. Über zu wenig Theatralik kann man sich hier nicht beschweren. PORTRAIT bieten in dem Stück alle ihre Trademark, die Zutaten sind bekannt. Die Parallelen zu den Vorbildern, insbesondere MERCYFUL FATE, sind offensichtlich, ohne aber stur zu kopieren. Der explosive Song zündet gleich.
„The Host“ erweist sich im weiteren Verlauf aus sehr abwechslungsreich gestaltet. PORTRAIT bieten neben flotten Bangern wie dem treibenden „Sound Of The Horn“ mit seinen galoppierenden Riffs auch schleppend doomigen Stoff wie die Halbballade „One Last Kiss“ mit leichter Epic, die irgendwo zwischen „Tyr“ von BLACK SABBATH und in den akustischen Passagen nahe „Sea Of Red“ von JUDAS PRIEST liegt. Auch in „Voice Of The Outsider“ ist das Tempo zeitweise gedrosselt, das Stück lebt von seinen einprägsamen wie effektiven Riffs und der mittleren Gesangsstimme von Lengstedt. Demgegenüber zeigen die Schweden mit „From The Urn“ ihr progressive Seite, ohne auf eingängige Hooks zu verzichten. In „The Sacrament“ legt Per seine Stimme eine Oktave tiefer. „Sound The Horn“ klingt wieder stark nach der dänischen Legende, hat aber gleichzeitige fast schon thrashige Töne. Und im epischen 11-Minüter „The Passions Of Sophia“, dessen Anfang zunächst akustisch balladesk ist, um dann nach etwa drei Minuten die Einflüsse von IRON MAIDEN zum Vorschein treten zu lassen, durchleben PORTRAIT viele Tempo- und Stimmungswechsel.
Starkes Album!
PORTRAIT folgen weiter beharrlich ihrem dynamisch breiten, detailreichen wie atmosphärisch dichten Stil, zeigen sich auf „The Host“ aber etwas vielseitiger, komplexer wie auch reifer. Dadurch benötigt das Album einige Durchläufe mehr als der Vorgänger, um sich zu erschließen. Es ist geradezu magisch, wie die Schweden es schaffen, auf konstant hohem Niveau in ihrem Genre zu begeistern. Stark!
Zündet bei mir leider nicht, obwohl ich den At one with none liebe.
Keine Ahnung an was es liegt vllt zu verkopft, vllt fehlt mir die Leichtigkeit des Vorgängers ..ich tu mich schwer