DARK HORIZON beweisen mit ihrer vierten Veröffentlichung, dass eine ambitionierte Band kein Label im Hintergrund benötigt. Was die vier Jungs aus Kassel mit „Darkness Falls Upon Mankind“ abliefern ist ein großer Schritt in Richtung Black-Metal-Legende.
DARK HORIZON präsentieren Dark-Metal ohne Firlefanz
Die etwas Älteren können sich bestimmt noch erinnern: Es gab eine Zeit, in der CRADLE OF FILTH noch heavy waren und neben einer großen Menge an Synthie-Spielereien ein schwarzes Herz hatten, das in jedem Song finster schlug. Diese Zeiten sind vorbei und bislang gab es kaum ein Projekt, das diesen Weg weiterging. Dann kamen DARK HORIZON und schlugen in genau diese Kerbe, die das fantasieloser werdende Sextett aus Großbritannien hinterlassen hat.
„Darkness Falls Upon Mankind“ macht genau an der Stelle weiter, wo DARK HORIZON 2017 mit „Odyssey“ aufgehört haben. Gleich zu Beginn knüppelt dem Hörer mit „Secrets Of The Nightmare Prophecies“ ein knallhartes Brett um die Ohren. Durch die anspruchsvolle Leadgitarre hebt sich die Platte in den ersten Minuten vom Einheitsbrei ab, der den Underground mitunter uniform und langweilig wirken lässt. Sänger Mike wechselt gekonnt zwischen eiskalt wirkenden High-Pitch-Screams zu tiefen bösartigen Growlings. Daniels Drums sind gut gesetzt und pointieren das teils sehr hohe Tempo mit gut gesetzten Wirbeln und Beckenschlägen. Während Adrians Gitarrenarbeit immer wieder mit kleinen Überraschungen aufwartet, umschließt Colins Bass das Gesamtkonzept wie ein Seidentuch. Selten konnte man in jedem Song einer Platte so sehr die Leidenschaft spüren wie bei „Darkness Falls Upon Mankind“.
Sind DARK HORIZON die Dark-Metal Hoffnung?
Dass die Kasseler auch schlicht und brutal können, zeigen sie bei der ersten Hälfte des Stücks „Am Tag Meines Todes“. Hier geht es mit klassisch wirkenden Blast-Beats los, dann kommt eine ruhige Passage, in der die gezupfte Gitarre langsam eine drohende Atmosphäre aufbaut, bis der Song sein klanggewaltiges Spektrum entfaltet und mit Totenglocken und Krähen seinen depressiven Abschluss findet. Klingt klischeehaft, wirkt aber so pointiert und ungezwungen, dass es einfach passt.
Wenn DARK HORIZON gelegentlich ein paar Spielereien auspacken, dann sind sie dezent, aber wirkungsvoll. Hier mal ein Streichinstrument zum Abschluss eines Lieds, dort ein klein wenig Vogelgezwitscher. Für eine Band, die ihre Veröffentlichungen selbst produziert und sich selbst managt, zeigen die Jungs eine beeindruckende Sorgfalt beim Arrangieren ihrer Kompositionen. Der Lohn dafür ist ein beeindruckendes Hörelebnis.
DARK HORIZON entlassen die Hörer mit zwei Coverversionen von NAGLFAR und MITHOTYN, in denen sie ihre Liebe zum Genre präsentieren. Diese Neuinterpretationen sind nicht notwendig, um die Qualität der Platte anzuheben, allerdings bieten sie einen passenden Abschluss einer verdammt guten Scheibe. Eine Sache ist klar: Der Dark Metal hat eine Chance auf eine Wiedergeburt.
Review von C. E. Wild
Sehr starke Entwicklung zu ihren vorigen Releases. Werde ich mir definitiv zulegen. Aber alte COF höre ich da wenig heraus. 😉 Die Produktion und Cover sind auch erste Sahne. Daumen hoch für den Aufwand das alles selbst in die Hand zu nehmen.
Also der Vergleich zu Cradle hinkt doch sehr stark. Wäre ich von alleine im Leben nicht drauf gekommen. Wenn überhaupt würde ich da eher mit ein bisschen gutem Willen die Nachbarschaft zu alten Graveworm heranbemühen. Gefällt aber, kann man gut hören, ist aber auch nicht herausragend. Vielleicht braucht es noch ein paar mehr Durchläufe und die richtige Uhrzeit.
Mich erreicht es nicht, ich kann halt zum großen Teil mit dem Gesang nix anfangen und das Geprügel an den drums nervt mich stellenweise gewaltig.
Gitarrenriffs sind jedoch einige richtig geile drauf.
Ich gehe lediglich bei der Bewertung mit dem Review mit. Das Debüt „Diabolic Agreement“ war sehr von GATES OF ISHTAR und anderen schwedischen Vertretern beeinflusst.
Auch wenn aktuell nur noch der Sänger zur Urbesetzung zählt, muss man sagen, dass „Darkness Falls Upon Mankind“ an die sehr gute 2017er EP „Odyssey“ anknüpft.
Musikalische CRADLE Einflüsse kann ich hier auch beim besten Willen nicht heraushören. Lediglich einige Screams erinnern an Dani Filth. Ich finde den Gesamtsound hier auch eher schwedisch geprägt. GATES OF ISHTAR, UNANIMATED und Co sind definitiv Einflüsse von DARK HORIZON. Wenn es etwas schwermütig wird, erinnert es mich an SACRILEGE (falls wer noch das elegische „Lost In The Beauty You Slay“ kennt). Daher ist auch das MITHOTYN Cover wenig überraschend = folkige Elegie.
Auch wenn die Einflüsse klar erkennbar sind, brauen DARK HORIZON ihr eigenes Süppchen. Melodisch, frostig und dennoch aggressiv. Mir gefällt es wirklich sehr gut. Allerdings würde ich den Stil als Melodic Black/Death Metal verorten.
Vergleiche mit alte GRAVEWORM? Ich darf doch wohl bitten!
Die Produktion von Andy Classen ist top, ebenso die Covergestaltung von Juanjo Castellano.
Wenn man bedenkt, dass es sich hier um eine Eigenproduktion handelt, ist es schon beachtlich.
Wer die ganz alten Cradle rauskramt hört möglicherweise v.a. bei den (gedoppelten) Vocals eine geringe Ähnlichkeit. Wird aber deutlich überlagert von melodischem Black/Death und richtig gutem Songwriting („Ekpyrosis“!). Kannte die Band bisher nicht, aber die Platte ist richtig gut!