Neaera
Musiker Blog - Neaera Teil 5 (Tourtagebuch)
Special
Persistence Tour 2013 – Tourtagebuch
NEAERA auf Tour mit
- HATEBREED
- AGNOSTIC FRONT
- H2O
- STICK TO YOUR GUNS
- THE ACACIA STRAIN
10.01. Berlin / Huxleys Neue Welt
Als wir gegen 9:00 Uhr morgens am Club ankommen, versuche ich meine Wirbel wieder in die von der Natur (oder von Gott, wie man’s nimmt 😉 ) vorgesehene Reihenfolge zu bringen. Hätte mein Rücken einen Mittelfinger, so würde er mir diesen jetzt voller Inbrunst entgegenstrecken.
An einem ersten Tourtag empfiehlt es sich aus Organisationsgründen, früh da zu sein, also sind wir in bester Klassenfahrt-Manier die Nacht durchgebrettert. Herrlich! Es gibt ja Leute, die seelenruhig im Sitzen pennen können, aber auch nach dieser Nacht ist mir klar: Ich gehöre nicht dazu. Egal: Von heute an geht’s für uns feine Herren gemütlich mit dem Nightliner weiter, also memm ich hier mal nicht weiter rum.
Die anderen Bands sind alle noch nicht da bzw. werden gerade vom Flughafenhotel abgeholt, somit haben wir den Vorteil, uns als erste Band unsere Betten im Bus zu sichern. Es gibt nämlich ein paar weniger geile Betten im Bus: Die Kojen in der Nähe der hinteren Lounge und die oberen Betten… oder waren es die unteren Betten? … Nein, es waren die oberen!
Also Rucksack in die untere Koje geworfen, sich nackig ins Bett legen oder anderweitig das Revier markieren… Hauptsache, die anderen wissen oder riechen: Hier liegt schon jemand! … aber die Betten hinten bei der Lounge sind noch frei für euch 😉
12.01. Oberhausen / Turbinenhalle
Mein erstes Fazit nach zwei Tagen Persistence Tour:
1. Es waren dann doch die unteren Betten, die nicht zu empfehlen sind.
Das Heizsystem des Busses verläuft an der unteren Seite, somit erwärmt sich die Kammer nachts immer auf muckelige 8.000 Grad. Ich Trottel.
Außerdem sei noch bemerkt: Der Loungebereich ist dieses Mal so ruhig wie nie zuvor, denn weder THE ACACIA STRAIN noch STICK TO YOUR GUNS machen nachts groß Alarm.
Ich hingegen lag geräuschemäßig im Froschteich, denn was schnarchtechnisch von dem Kollegen neben mir abgefeuert wurde, stellt selbst die allabendliche Soundgewalt von HATEBREED in den Schatten.
2. Wir stechen musikalisch doch weiter heraus, als ich es angenommen hatte… nun gut, hätte man auch vorher wissen können. Immerhin heißt es im Tourslogan: Europe’s biggest Hardcore-Tour!
Und die allgemeinen Reaktionen seitens der Zuschauer waren in den letzten zwei Tagen, nennen wir es mal, „verhalten“.
Also nicht unbedingt „Noch-ein-Song-und-es-gibt-ne-Flasche-an-den-Kopp“-mäßig, aber trotzdem sehr reserviert. Abriss sieht anders aus.
Nach den Shows von AGNOSTIC FRONT und HATEBREED hingegen wächst in den nächsten fünf Jahren im Umkreis von 500 km kein Gras mehr. Alter, war das fett!
Na ja. schauen wir mal was das heute gibt – immerhin haben sich knapp 3.000 Leute angekündigt, da wird ja wohl die ein oder andere Metal-Atze dabei sein.
13.01. Paris / Bataclan
Wie hat mein Oppa nach einem anstrengendem Klogang immer so schön gesagt: Der Knoten ist geplatzt!
Die heutige Show in Paris und die gestrige Show in Oberhausen waren der Hammer! So muss das! Außerdem war heute Zeit für ein bisschen Sightseeing, wenn auch nur im „Japaner-Schnelldurchlauf-Modus“ – aber immerhin.
Paris hat einiges zu bieten, und ich stelle auch heute mal wieder fest: Vinnie Stigma, seines Zeichens Gitarrist bei AGNOSTIC FRONT, ist der coolste Typ der Tour. Der Kerl ist 57 Jahre alt, hat im Leben so ziemlich alles mitgenommen und erstaunt mich jeden Tag aufs Neue. Ein absolutes Original.
Heute Abend werde ich Zeuge, wie Vinnie vorm Bus von einem ziemlich angetrunkenen französischen Fan in einer Art Englisch aufgefordert wird, mit ihm einen trinken zu gehen. Er hätte einen super Wein, und als Vinnie fragt, wie weit es denn sei und der Typ mit 15 min (!) Fußmarsch antwortet, kommt von Herrn Stigma nur: Let’s go !
18.01. Lichtenfels / Stadthalle
Mal schauen, was das heute gibt, die letzten Tage haben die Messlatte angenehm hoch gelegt.
Aber beim Anblick der Fotogalerie ehemaliger Gäste wird mir schnell klar: Heute kann nur gut werden!
Blümchen, Bonnie Tyler, Die Prinzen, N‘ Sync – Alle waren sie schon hier! Geil!
Randnotiz: Im Merchbereich bieten sich zu späterer Stunde einige filmreife Szenen bzw. hatte ich schon lange nicht mehr so viel Mitleid mit den Merchverkäufern wie heute.
Sagen wir mal so: Heute war von allen Shows die alkoholreichste Veranstaltung. In der guten halben Stunde, in der ich beim Merch ausgeholfen habe, mussten zwei Alkoholleichen vom Merch-Tisch geschoben werden, und allein mir wurde dreimal eine Garderobenmarke ins Gesicht gehalten.
Für eine halbe Stunde war das noch witzig, aber den Mundwinkeln der Mercher war abzulesen: Viel länger findet man das nicht witzig.
Einige von den THE ACACIA STRAIN-Jungs schauen sich das Treiben aus sicherer Entfernung an und fragen sich, warum ein ca. Dreißigjähriger, betrunken auf dem Boden liegend, sich lachend im Kreis dreht.
Aber somit hatten die Jungs wenigstens mal ein OKTOBERFEST in klein 😉
20.01. Tilburg / 013
Zack, da ist die Tour auch schon fast vorbei!
Nachdem Dresden neben Oberhausen die wahrscheinlich dickste Show für alle beteiligten Bands war, fand die letzte Show der Persistence Tour heute in den Niederlanden statt. Das 013 ist ein ziemlich moderner und zu Recht beliebter Laden.
Wir hatten mit NEAERA bislang nie sonderlich überragende Konzerte in Holland, und daran sollte sich auch heute ehrlich gesagt nicht allzuviel ändern.
Aber ich freue mich über die vereinzelten NEAERA-Shirt-Träger und bin dankbar, dass diese Wenigen ordentlich Rabatz machen. Man kann den lieben Nachbarn auch keinen Vorwurf machen, denn die Show startet heute bereits um halb drei, und draußen schneit es wie bei „The Day after Tomorrow“. Und man muss zudem anmerken, dass bei H2O, AF und HATEBREED ordentlich die Kuh fliegt!
Nun denn: Von dem Magen-Darm Infekt, den sich am heutigen Abend einige, inklusive mir, eingefangen haben, weiß zu diesem Zeitpunkt der allgemeinen Verabschiedung noch niemand etwas, und somit geht nach nur zwölf Tagen eine Tour mit sehr verschiedenen, aber durchweg coolen Bands viel zu schnell vorbei!
Cheers, Benny / NEAERA
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Stile | Melodic Death Metal |
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Immer wieder witzig dieser Hilleke!
Jo, hab mich auch an manchen Passagen weggeschmissen. 😀