Lizzard
Interview mit William Knox
Interview
Das französische Progressive/Rock-Trio LIZZARD hat im vergangen Jahr mit „Out Of Reach“ ein starkes Debüt vorgelegt. Dabei steht die Band wie so viele andere derzeit für den Aufschwung der Metal-Szene in unserem Nachbarland. metal.de traf den bassisten William Knox zum Interview. Lest in der Folge, was der Mann über Labelkollegen, die Entwicklung des Metal-Genres und die Vorteile eines Trios zu erzählen hat:
Frage: Im Oktober vergangenen Jahres habt ihr euer Debüt „Out Of Reach“ veröffentlicht. Wie lief das Songwriting und die Aufnahmen ab? Und welche Rolle kam dabei eurem Produzenten Rhys Fulber zu?
Will: Der Songwriting-Prozess erstreckte sich über ungefähr ein Jahr. In dieser Zeit haben wir uns im Proberaum eingeschlossen und vor allem viel gejammt. Grundlage waren dabei die Gitarren-Riffs von Mat (Mathieu Ricou – Gitarre, Gesang). Die Songs haben sich dann in verschiedene Richtungen entwickelt, ohne dass es ein besonderes Konzept oder einen Masterplan gegeben hat. Die Ideen für den Gesang wurden dann parallel mit den Songs entwickelt. Als letztes haben dann Katy und Mat die Lyrics geschrieben. Für die Aufnahmen sind wir dann in Rhys‘ Studio nach los Angeles gereist, wo wir ungefähr fünf Wochen verbracht haben. Es war erneut eine sehr angenehme Erfahrung, mit Rhys zu arbeiten. Was seinen Einfluss auf das Album angeht, so waren das meist Dinge, die den Sound betrafen. An den Songs hat sich nicht viel verändert.
Eure Gitarren- und Gesangsideen scheinen sehr deutlich von TOOL beeinflusst. Was sind weitere Quellen für Inspiration?
Will: Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass wir viel Inspiration aus anderen Bands ziehen. Wir wollen eher unser eigenes Ding machen. Was mich angeht, spüre ich viel mehr Inspiration in unseren Jam-Sessions, als bei anderer Musik oder Dingen außerhalb von LIZZARD. Natürlich höre ich privat auch viel Musik verschiedenster Genres, aber das sind eher Sachen aus den 70ern und 90ern.
Ihr spielt als Trio. Was sind denn Vor- und Nachteile dieser Besetzung, sofern vorhanden?
Will: Was das musikalische angeht, sehe ich kaum Vor- oder Nachteile. Eine Ein-Mann-Band kann genauso gute Musik schreiben und kreativ sein wie ein großes Ensemble. Aber es ist eine Tatsache, dass Trios in der Regel einen guten, puren und aufgeräumten Sound haben, vieles ist da live oder im Studio einfacher zu bewerkstelligen. Das ist es auch, was wir an dieser Besetzung so lieben. Andererseits muss man sich heute als Band auch mit vielen anderen Dingen abseits der Musik beschäftigen. Mails schreiben, Booking und der ganze langweilige Kram – insofern ist es sicher praktischer, wenn man mehr Bandmitglieder hat, auf die man die Arbeit verteilen kann.
Wie sieht euer Leben außerhalb von LIZZARD aus? Habt ihr reguläre Jobs?
Will: Nein, wir haben keine Zeit, um arbeiten zu gehen. Alle drei von uns arbeiten als Musiker beziehungsweise im Musikbusiness. Da wir zu jeder Zeit für unsere Band verfügbar sein müssen, können wir keine festen Jobs annehmen, die zu viel Zeit in Anspruch nehmen.
Ihr Franzosen seid nicht unbedingt bekannt dafür, die englische Sprache zu mögen. Warum habt ihr euch dennoch entschieden, eure Texte auf Englisch zu verfassen?
Will: Nun, Katy und ich stammen ja aus England, und Mat spricht auch sehr gut Englisch, weswegen englische Lyrics für uns am naheliegendsten waren. Auf unseren früheren Aufnahmen hat Mat noch auf Französisch gesungen, aber vor „Out Of Reach“ haben wir uns dann entschlossen, mal was neues auszuprobieren. Die neuen Songs gehen mehr in Richtung Rock als unser früheres Material, und Englisch passt da vom Gefühl her besser, finde ich.
SCARVE, HYPNO5E, GOJIRA, KLONE, DESTINITY, DAGOBA, HACRIDE, ALCEST und jetzt LIZZARD. Die französische Metal-Szene hat sich in den vergangenen zwei, drei Jahren prächtig entwickelt. Siehst du bestimmte Gründe für diese Entwicklung?
Will: Frankreich ist in musikalischer Hinsicht ein recht konservatives Land. Und es hat einfach eine lange Zeit gedauert, bis sich hier eine sichtbare Szene entwickeln konnte. Metal gab es schon immer, aber eben nur im Untergrund. In den vergangenen 20 Jahren hatten es französische Metalbands sehr schwer, die nötige Aufmerksamkeit der hiesigen Medien zu bekommen. Aber schrittweise wurde das Genre mehr und mehr akzeptiert. Und je länger man etwas zu unterdrücken versucht, desto stärker wird es. Vielleicht ist es das, was im Moment passiert.
Progressiver Rock und Metal scheinen derzeit auf ihrem Höhepunkt. Ist das ein lediglich ein weiterer Trend, der bald vorüber sein wird oder denkst du, dass die Hörer mittlerweile anspruchsvollere Musik schätzen gelernt haben?
Will: Es ist ein wenig von beidem, denke ich. Die Musik wird nie aufhören, sich zu entwickeln – auch wenn es Menschen und Musiker gibt, die das nicht tun. Oder sagen wir es so: viele Menschen bleiben auf irgendeinem Genre oder in einer bestimmten Zeit hängen. Es wird immer Leute geben, die auf die Musik der 60er oder 70 er stehen, genauso wie es Menschen gibt, die auf die neuen Sachen abfahren. Junge Musiker, die heute mit GOJIRA aufwachsen, werden hoffentlich später ihre eigenen Markenzeichen und Stile entwickeln, indem sie der Musik eine andere Richtung geben. Ws ist wichtig, dass sich das Metal-Genre allgemein weiterentwickelt. Und dann gibt es natürlich die ganzen alten Bands, die die Leute verehren. Wer weiß, in 20 Jahren wird vielleicht der 90er Metal wieder populär bei den Kids. Dennoch denke ich, dass die Hörer allgemein gerade eher etwas Neues wollen, etwas, das etwas sensitiver und organischer ist, als straighter, simpler Metal.
Ihr habt vor einiger Zeit bei Klonosphere unterschrieben – einem Label, das neben euch viele weitere interessante Acts unter Vertrag hat. Wie läuft die Zusammenarbeit und welche eurer Labelkollegen könnt ihr empfehlen?
Will: Im Moment läuft alles sehr gut. Natürlich kennen wir noch nicht alle Bands, die mit uns bei Klonosphere sind, aber wir haben mit einigen von ihnen schon die Bühne geteilt, zum Beispiel mit NOJIA oder HYPNO5E. Außerdem läuft das neue KLONE-Album bei uns gerade rauf und runter.
Was sind konkrete Ziele, die ihr mit LIZZARD in der Zukunft erreichen wollt?
Will: Im Grunde ist es unser Ziel im Moment, so viel wie möglich zu touren. Wenn wir das hinbekommen, wird sich der Rest dann von alleine entwickeln. Eine Welt-Tour wäre natürlich das ultimative Ziel, und dann noch eine, und noch eine – bis wir zu alt sind, um weiterzumachen, haha.
Wann werden wir LIZZARD in Deutschland live erleben können?
Will: Hoffentlich bald! Wir sind im Moment damit beschäftigt, die Gigs für dieses Jahr zu planen. Vielleicht schaffen wir es im Sommer nach Deutschland.
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Stile | Experimental, Progressive Rock |
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