Culthe Fest 2024
Momente zum Verharren
Konzertbericht
Kaum war mit Karfreitag der nervige Stille Feiertag überstanden, wurde es am Hawerkamp in Münster laut. Das heute von Clubs und Kulturzentren genutzte ehemalige Fabrikgelände lockte eine schwarz gekleidete Schar an. Denn in den drei Areas der Sputnikhalle fand einmal mehr das Culthe Fest statt, das an zwei Tagen sechzehn Bands eine Bühne bot.
Bereits einige Wochen zuvor waren das Festival ausverkauft und an der Abendkasse nur noch wenige Tageskarten verfügbar. Entsprechend gut gefüllt war zu Beginn der Veranstaltung der Innenhof des Geländes, auf dem ausreichende Sitzgelegenheiten, die Merchstände der Bands und ein Imbisswagen die Pausen versüßten.
Culthe Fest 2024 – Tag 1
Doch auch in der kleinen Halle mit dem Namen Tryptychon, die im ersten Stock gelegen ist, lauschten viele Fans dem Set von CORECASS, die als Duo Keyboard, E-Gitarre und Harfe bedienten. Mit atmosphärisch dichter Musik eröffneten sie das Festival und stimmten mit entspannenden Klängen, die auf anderen Veranstaltungen eher ins Nachtprogramm verschoben werden, auf das Wochenende ein.
Deutlich mehr Druck machten danach LOTH, die erste Band im Café Sputnik. Der rasende Black Metal war zum Glück auch an der Pizzabude im Eingangsbereich deutlich zu vernehmen, denn wie auch schon im Vorjahr geriet das Café bei jedem Auftritt an die Grenzen seines Fassungsvermögens. Immerhin, ein volles Haus ist gut für die Bands und irgendwie konnte man sich immer nach vorne drängeln.
RANA eröffneten schließlich das Festival in der großen Sputnikhalle. Irgendwo zwischen Doom, Atmospheric Black Metal und bei den älteren Tracks auch mit einer Prise Crust verfeinert, konnte die Band mit einem vielseitigen wie einnehmenden Set überzeugen.
Postkarten aus der Dunkelheit
Im Tryptychon spielten danach SUIR, die rauen Post-Rock präsentierten, der zwischendurch zwar haarscharf an der Grenze zur Monotonie vorbeischrappte, insgesamt aber kurzweilige Unterhaltung bot. Generell stellte sich die kleine Halle als Entspannungsraum des Festivals dar und beherbergte zudem die „Dark Arts and Crafts“-Kunstausstellung, die von den wahrscheinlich freundlichsten Menschen der Veranstaltung betrieben wurde. Von der Postkarte über Metallschmuck bis hin zu Kunstdrucken und Einzelstücken war alles zu finden, was den Alltag und die Inneneinrichtung düster-melancholischer Herzen verfeinert.
PHANTOM WINTER aus Würzburg setzten den ersten Festivaltag im Café Sputnik mit melodischem Sludge fort. Äußerst emotional und vielschichtig, manchmal aber auch fies und ruppig schlug die Band das Publikum in ihren Bann.
Gleiches gelang daraufhin auch SYLVAINE, die mit ihrem märchenhaften Blackgaze die Sputnikhalle verzauberten. Frontfrau Kathrine Shepard zeigte sich in den Ansagen zwischen den Songs bodenständig und dankbar für das Interesse an ihrer Musik, die im Wechselspiel von träumerischer Leichtigkeit und harten Riffs überzeugen konnte.
Ruhe im Saal
Apropos Ansagen: diese sind auf dem Culthe Fest in diesem Jahr rar gesät gewesen. Auch das Publikum erwies sich als zurückhaltend, klatschte höflich, jubelte ganz selten mal und gab sich ansonsten ganz dem Sog der Musik hin.
In diesem Zusammenhang erwiesen sich ironischerweise die wortkargen Hamburger OPHIS als Quasselstrippen des Festivals. So erinnerte Sänger und Gitarrist Philipp Kruppa an den ersten Auftritt der Band beim Culthe Fest 2014 und freute sich, dass sich deutlich mehr Leute als damals vor der Bühne eingefunden hatten. Dieser Hinweis auf die lange Vergangenheit passte, denn souverän und routiniert beschloss die Band mit ihrem traditionellen Deathdoom den Abend im Café Sputnik, in dem anschließend nur noch der Pizzaofen glühte.
Das endgültige Finale des Abends blieb DOWNFALL OF GAIA in der Sputnikhalle überlassen. Diese zeigten sich dem Klischee entsprechend norddeutsch-verschwiegen und ließen die Musik sprechen. Mit dem erstklassigen Album „Silhouettes of Disgust“ im Rücken und in eine pastellfarbene Lightshow gehüllt, präsentierte die Band ihren entrückten Mix aus Sludge und Post-Black-Metal einem andächtigen Publikum. Nach einer guten Stunde war Schluss und alle waren sich einig, dass dieser Tag nicht besser hätte enden können.
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