Aborted - Vault Of Horrors

Review

Soundcheck März 2024# 6 Galerie mit 27 Bildern: Aborted - Summer Breeze Open Air 2024

So, das Gruppenkuscheln hat ein Ende. Denn ABORTED sind wieder da! Das neue, zwölfte Werk „Vault Of Horrors“ frönt einmal mehr einem der Lieblingsthemen des Metals, alt wie jung: dem Horrorkino. Und das tut die heuer wieder um eine zweite Gitarre in Händen von Daníel Máni Konráðsson (u. a. OPHIDIAN I) bereicherte Band um Fronter Sven de Caluwe auch diesmal nicht alleine, sondern mit Unterstützung eines ganzen Battalions an Gastsängern, die mit de Caluwe um die Wette brüllen, fauchen und grunzen. Dies ist das zentrale Gimmick dieser Platte, denn statt einzeln eingestreuter Gäste gibt es auf jedem Track sekundierende Vocals. Mit von der Partie sind – in Reihenfolge ihres jeweiligen Auftritts:

– Ben Duerr (SHADOW OF INTENT)
– Francesco Paoli (FLESHGOD APOCALYPSE)
– Johnny Ciardullo (CARCOSA)
– Alex Erian (DESPISED ICON)
– Matt McGachy (CRYPTOPSY)
– Jason Evans (INGESTED)
– Hal Micoutsicos (BLASPHEMOUS)
– Oliver Rae Aleron (ARCHSPIRE)
– David Simonich (SIGNS OF THE SWARM)
– Ricky Hoover (OV SULFUR)

Das übergreifende Thema ist moderner Brutal Death/Deathcore – erneut sucht man die Grind-Komponente vergeblich, man hat sich aber für die stimmungsvolleren Passagen den ein oder anderen Trick von der (noch?) neuen Welle atmosphärischer Deathcore-Bands abgeschaut wie LORNA SHORE und MENTAL CRUELTY. Die Präsenz der Gäste fühlt man beim ersten Durchgang nicht notwendigerweise, etwas das sich schon auf dem direkten Vorgänger manifestierte. Einige Rotationen später fallen die Features dann doch allmählich auf, vor allem wenn sie wie McGachy de Caluwes Growls mit abartigen Shrieks sekundieren oder wenn Aleron mal wieder eine buchstäblich atemlose Darbietung vom Zaun bricht.

ABORTED schmeißen den Rasenmäher an …

Die Features scheinen aber nicht integral für das Funktionieren des Albums zu sein, sodass man den Beteiligten verzeihen kann, wenn sie keinen allzu großen Eindruck hinterlassen. Das Rückenmark von „Vault Of Horrors“ ist ohnehin die Brutalität, mit der hier alles kurz und klein getrümmert wird – brachiale Cuts wie „Condemned To Rot“ lassen den Kalk nur so aus den Ohren rieseln. Gewürzt wird gerne mit atmosphärischen Synths oder angeschwärzten Melodiebögen. Das kann man beispielsweise gleich im eröffnenden „Dreadbringer“ oder später in „The Golgothan“ wunderbar in Aktion erleben. Währenddessen gibt es auch technisch Spektakuläres zu bewundern wie beim kleinen, gemeinen „Insect Politics“ oder „The Shape Of Hate“.

Was die Hörerschaft vermutlich spalten wird, ist der wirklich dichte, krachende Sound der Platte. Die Abmischung ist laut und wird Klangästheten in Agonie aufschreien lassen, keine Frage. Auf der anderen Seite muss man sich die Frage stellen, wie man sonst ein derart feste ballerndes Album in Szene setzen möchte, wenn nicht laut und brachial. Nuancen? Fehlanzeige. Hier ist vollkommen rechtmäßig Druck auf dem Kessel. Um in der Thematik des Albums zu bleiben: „Vault Of Horrors“ ist kein sich subtil schlängelnder Psycho-Horror, der seine Zuschauer in den Sitzen vor sich hin schwelen und im eigenen Saft köcheln lässt, sondern ein wildes Splatterfest nach bester Prä-Herr der Ringe-Peter Jackson-Art. Sprich: Rasenmäher an und ab in die Menge.

… und stürzen sich mit „Vault Of Horrors“ mitten ins Vergnügen

Dass das alles aber nicht zum Selbstzweck verkommt, ist die eigentliche Kunst hinter „Vault Of Horrors“. Trotz des Dauerfeuers, trotz des dichten Sounds und trotz der hohen Aggressivität kommen die eigentümlichen Charakteristika der Songs nach und nach hervor. Das zeigt die abgebrühte Erfahrung einer Band, die bald auch schon die 30 voll macht. ABORTED springen dabei zum Glück nicht gänzlich auf den modernen Deathcore-Zug auf, sondern borgen sich eben nur vermehrt deren Kniffe zum Erzeugen ihrer angeschwärzten Atmosphäre aus, was ein bisschen willkommene Frische ins Album hinein bringt. Darüber hinaus klingen sie anno 2024 aber genau so enthemmt wie eh und je.

Dass man einige Horror-Klassiker besingt, ist weißgott nichts Weltbewegendes, aber wie eingangs angedeutet halten ABORTED hier eine altbewährte Tradition des Metal am Leben. Neben The Texas Chainsaw Massacre („Death Cult“), Halloween („The Shape Of Hate“) oder Evil Dead („Naturom Demonto“) wird auch Dogma („The Golgothan“) verwurstet. Ausschuss gibt es kaum zu vermelden, außer vielleicht die Tatsache, dass „Hellbound“ die 30 Sekunden Ballast am Ende des Tracks hätte abwerfen können. Abgesehen davon ist „Vault Of Horrors“ eine feine Sache und ein gelungener Einstand im neuen Labelhafen, welcher der Qualität der Band zum Glück keinen Abbruch tut (sieht man mal vom im schauderhaften Kumpelsprech geschriebenen Waschzettel ab).

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07.03.2024

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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17.05.25Aborted - European Headline Tour 2025Aborted, Crypta, The Zenith Passage und OrganectomyLogo, Hamburg
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30 Kommentare zu Aborted - Vault Of Horrors

  1. Watu sagt:

    Meine Güte, also hätten sie es in den MARVEL Studios produzieren lassen, hauptsache sinlosser Bombast Bombast Bombast, der aufgetragene Schmalz wurde tonnenweise aufgekleistert. Für mich völlig ungenießbar.

  2. doktor von pain sagt:

    Der Sound ist mir eine Ecke zu künstlich und die Drums klingen arg nach Trigger, ansonsten ist es aber gar nicht schlecht. Würde ich mir nicht unbedingt kaufen, doch geschenkt nehme ich’s, um es mal so zu sagen.

  3. metal-maniac sagt:

    Das Album erscheint zwar erst am 15.03 in Gänze aber gut. Aborted haben sich nach meinem Empfinden über die letzten Alben so ein wenig auf hohem Niveau festgefahren und könnten etwas frischen Wind im Songwriting vertragen. Ob das jetzt mit dem Schielen Richtung Deathcore/Gastsängern aus überwiegend diesem Bereich gelingt wird sich zeigen. Die beiden Vorabsongs gefallen mir ganz gut, ob das so auch auf Album-Länge funktioniert wage ich noch zu bezweifeln.

  4. doktor von pain sagt:

    Es hat – zumindest in den Kommentaren – auch keiner behauptet, das ganze Album gehört zu haben.

  5. metal-maniac sagt:

    Das wiederum habe ich nicht behauptet. Ich wollte damit nur ausdrücken, dass ich mir selbst noch kein finales Urteil erlauben möchte.

  6. doktor von pain sagt:

    Ach so, ich hatte das in Bezug auf die vorangegangenen Kommentare verstanden. Mein Fehler.

  7. Watu sagt:

    Also mein Urteil ist final… haha :))

  8. metal-maniac sagt:

    Deinem Kommentar bei TerrorVision nach waren Aborted bei Century Media ja noch ganz in Ordnung ;))

  9. Watu sagt:

    Ja und jetzt höre die mal beide Videos an, dann weisst du auch wo mein Problem ist. Nicht, dass mir der Sound bei TerrorVision extrem gut gefallen hätte, 7 Punkte sind bei mir maximal gut, aber immerhin wars brauchbar. Vault Of Horrors klingt meiner Meinung nach einfach nur beschissen, wie auf Watte gepolstert und alle Höhen nach oben geschraubt. Und bitte erzähle mir jetzt keiner, da hat sich Produktions technisch nichts verändert. Dem empfehle ich einen Termin beim Hörakustiker.

  10. destrukt. sagt:

    Gott sei Dank gibt’s Bands, die sich „kontroverse“ Produktionen leisten, sonst müsste man ja mal wirklich über Musik sprechen.

  11. Laniakea sagt:

    Watu ist da beim Thema Produktion einer weiteren großen Nuclear-Blast-Verschwörung auf der Spur. Dave Otero ist zwar nicht ansatzweise als Haus-und-Hof-Produzent des ohnehin personell völlig veränderten Labels bekannt, aber das hindert den Metal.de-Hofnarren selbstverständlich nicht daran, weiter sein totes Pferd zu reiten. Die Connection zu Otero dürfte auf andere Wege enstanden sein.

  12. Watu sagt:

    Hörs dir doch einfach an, vergleiche mit früher und sei ruhig.

  13. Laniakea sagt:

    Ahja. Aborted klingen ca. seit der „Goremageddon“ überproduziert. Das war vor 21 Jahren, aber wie gesagt: Du bist da etwas Großem auf der Spur, ganz bestimmt. Gute Besserung.

  14. Watu sagt:

    Ja, so klangen die früher mal https://www.youtube.com/watch?v=TNrsvLbYU3U
    Wie gesagt, Hörakustiker und so.

  15. nili68 sagt:

    Den Unterschied höre ja sogar ich Produktions-Legastheniker (oder so) und es gefällt mir auch besser, aber was will man machen. Es ist, wie’s ist..

  16. destrukt. sagt:

    Du kannst auch noch bis zur „The Purity of Perversion“ zurückgehen, da rumpelts sogar noch n bisschen. Versteh aber den Punkt nicht. Wenns dir nur darum geht: ja, stimmt, klingt ande

  17. destrukt. sagt:

    Ja stimmt, klingt anders. Und jetzt?
    Sorry, Handy macht sich selbstständig.

  18. Watu sagt:

    Jetz sollte sich Laniakea Hörgeräte verpassen lassen, damit er zukünftig nicht immer mit seinem lingualen, unkompetenten Mist daherkommt

  19. doktor von pain sagt:

    Lingual…? Wie passt das denn in den Kontext?

  20. Watu sagt:

    Kontext Kindergarten

  21. doktor von pain sagt:

    Was glaubst du denn, was „lingual“ bedeutet?

  22. Hans Völkel sagt:

    So Freunde,
    ich bitte jetzt alle genau ein Mal darum, ganz tief Luft zu holen, beim Thema zu bleiben und einen respektvollen Umgangston zu wahren, auch wenn ihr gänzlich verschiedener Meinung seid. Und nein, ich brauche keine lang und breit ausgeführte Rechtfertigung für das jeweilige Verhalten als Antwort auf diesen Post, reißt euch einfach mal zusammen.

    Vielen Dank!

  23. Watu sagt:

    Werde mich nicht rechtfertigen, will nur sagen, diese pauschale Zurechtweisung bringt es irgendwie nicht

  24. Werner sagt:

    Hm,

    ich finde da 2 Songs vorab auf Amazon Music.

    Habs hier auf nahezu Live Pegel mit meinen Hörnern am Laufen – der Sound ist schon ne Bank!

    Als nach gut 3 Minuten in Dreadbringer die Bassdrum reinhaut – hats mir die Nieren fast durch die Couch gedrückt und die Luft aus den Lungen gepumpt.

    Ist halt so gar nicht meine typische Art von Musik – bei dem was heute rauskam hat mich bisher am meisten die ProgMetalscheibe Binary Dreams von Turbulence geflasht –

    das ist ganz andere Mucke.

    Ich selber mag halt so verfremdeten Gesang nicht sonderlich – ist Geschmackssache – aber musikalisch – holla die Waldfee, die Jungens habens drauf, dem Drummer müssen doch Arme und Beine abfallen?
    Sehr extreme Musik – ich will auf jeden das ganze Album hören, wenn es kommende Woche kommt.

  25. Watu sagt:

    Es gibt auch Härte die weniger etwas mit purer Laustärke zu tun hat, einfach alles bis zum Anschlag hochfahren. Die Devise „von allem mehr ist auch mehr“ wird hier zwar bis zum Maximum ausgelebt, einer wirklich extremen DM Band wäre das aber zu billig. Wenn man mich fragt, auch wenn das keiner tut.

  26. Vinceprince1 sagt:

    Ich feiere die Tracks gerade voll ab und freue mich auf die live Darbietung mit Carnifex, Revocation und Vexed (in der Markthalle Hamburg) . Ich finde den bombastischen Sound mega geil und bin froh, dass das hier nicht mit 4 Spur Gerät im 80er Style aufgenommen wurde. Bleibt am Ende Geschmackssache aber ich finde das hammergeil so!

  27. Watu sagt:

    „dass das hier nicht mit 4 Spur Gerät im 80er Style“

    Ja klar, gibt ja auch nur diese Extreme.
    Am Ende ist es Geschmacksache, aber am Ende ist es auch die Frage, will man einen extremen DM Sound haben oder so etwas hier.

  28. Strohhut sagt:

    Beste Platte seit der Retrogore. Freunde des vertonten Horrors kommen aufgrund der Thematik voll auf ihre Kosten.
    Vorgestern live gesehen und sie können es tatsächlich live so umsetzen.

    9/10
  29. metal-maniac sagt:

    Habe mir bewusst etwas Zeit mit der Bewertung gelassen und komme zu dem Schluss: Typische Aborted-Scheibe auf hohem Niveau. Manche Songs schielen etwas Richtung Deathcore, hält sich aber in Grenzen und empfinde ich hier als durchaus gelungen. Und wirklich neu ist das ja auch nicht im Aborted-Sound. Mit dem Sound bin ich aber auch nicht so glücklich, der ist tatsächlich etwas zu aufgepumpt was längeres Hören dann doch etwas anstrengend macht daher kleinere Abzüge in der B-Note.

    8/10
  30. destrukt. sagt:

    Bin auch nach zig Hördurchläufen immer noch irgendwo zwiegespalten mit der Platte. Diese Deathcore-Klangästhetik mit diesem brickwalled-Sound machts einem schon schwer Details rauszuhören, speziell wenn auch noch Synths miteingebaut sind. Da gehen kleinere Becken beinahe komplett unter. Dazu bin ich grundsätzlich kein großer Fan von Doublebass-Geschwindigkeiten jenseits der 200 bpm. Andererseits verzichtet Bedene darauf das Stilmittel ad nauseam auszureizen und benutzt selbiges intelligent genug und bringt ausreichend Variation rein. Darüber hinaus schreiben Aborted einfach großartige Songs (oder mindestens bessere als alle mir bekannten DC-Bands) und bleiben trotz der ganzen Deathcore-Koketterie unverkennbar sie selbst. Mit „Insect Politics“ ist sogar ein waschechter Deathgrind-Song drauf!
    Am Ende des Tages muss ich mir eingestehen, dass es ein weiteres starkes Aborted Album ist, das ob der Qualität von Songs wie „Deathbringer“, „Insect Politics“, „Hellbound“ oder „Shape Of Hate“ auch in Zukunft häufiger rotieren wird.

    8/10