R-Evolution Of Steel
A Last Joyride Feb 2024
Konzertbericht
Fast schon im gewohnten Rhythmus steht im Februar 2024 die nächste Ausgabe der Konzertreihe R-Evolution Of Steel 2024 an. Heute ergänzt um den Nachsatz A Last Joyride, wo der Headliner THE UNITY und ihr 2023er Release „The Hellish Joyride“ einen nicht ganz kleinen Einfluss hatte. THE UNITY hat mit dem Hamburger Urgestein und dem GAMMA-RAY-Gitarristen Henjo Richter ein gewisses Zugpferd für den heutigen Konzertabend in Hamburg in seinen Reihen. Damit sind wir auch beim großen Problem des heutigen Tages: circa zwei Wochen vor den beiden Gigs in Hamburg und Berlin mussten THE UNITY die Termine krankheitsbedingt absagen. Doch damit nicht genug: auch TRAGEDIAN mussten kurzfristig passen.
Ein neu zusammengewürfeltes Billing steht im Monkeys Musikclub am heutigen Freitagabend auf der Bühne. Bei der Ausgangslage erweist sich der Club als deutlich zu groß. Circa halbvoll ist der Laden, sodass mit den heutigen Bands auch das Bambi Galore eine gute, wahrscheinlich sogar bessere, Lösung gewesen wäre. Veranstalter Poser 667 teilt den anwesenden Schreiberlingen im Laufe des Abends mit, dass er bis auf weiteres die Veranstaltungsreihe einstellt. Klar, mit der Absage des Headliners ist es gerade für Hamburg sehr unglücklich gelaufen. Das an einem Tag, wo die Altherren-Rocker von AC/DC circa 800.000 Tickets für ihre Sommer-Tour mit Preisen von circa 200€ an den Fan bringen, eine weitere kleine Konzertreihe das Ende mitteilt, hinterlässt einen bitteren Beigeschmack.
RHODO sind der Nachrücker bei R-Evolution Of Steel 2024
Galerie mit 13 Bildern: Rhodo - R-Evolution Of Steel - A Last Joyride 2024Bei RHODO handelt es sich um ein Projekt des WARPATH-Bassisten Sören Meyer, welches jedoch eher im Hard Rock beheimatet ist, als das es harte Töne in der thrashigen Richtung auf die Ohren gibt. 18.30 Uhr sollte es eigentlich bereits losgehen. Mit etwas Verspätung, aber für Hamburger Verhältnisse immer noch sehr früh, starten RHODO um kurz vor 19 Uhr den heutigen Konzertabend.
Der vierte Gig in der Karriere des Quartetts zeigt eine Weiterentwicklung zum ersten Auftritt vor einigen Monaten im Bambi Galore. Die Mitstreiter von Meyer wissen sich ebenfalls in Szene zu setzen und das Zusammenspiel funktioniert weit besser. Ob RHODO mehr als nur ein Spaß-Projekt um den WARPATH-Bassisten sein wird, oder ob eventuell auch mal eine Scheibe auf den Markt kommt, wird die Zeit zeigen. Heute nutzen die Herren ihre Spielzeit für neun Songs, die als lokaler Opener und kurzfristiger Ersatz völlig okay sind und Meyer von einer anderen musikalischen Seite zeigt.
Schlechter Einfluss fließt die Kehle der Fans hinunter
Galerie mit 18 Bildern: Bäd Influence - R-Evolution Of Steel - A Last Joyride 2024Die Hamburger Truppe BÄD INFLUENCE sind als zweites an der Reihe. Zunächst gibt es eine traurige Geschichte: die Mitbegründerin von BÄD INFLUENCE, Julia Pruns, ist heute im Rollstuhl vor der Bühne. Pruns ist an MS erkrankt und seit 2023 nicht mehr in der Band, die sie vor mehr als 30 Jahren mitgegründet hat. Von den Gründungsmitgliedern ist niemand mehr dabei. Der jetzige Fronter Mark Brühning ersetzte 1993 den ersten Sänger Christoph Jahn.
Auf dem Programm steht klassischer Heavy Metal mit einer dunkel makabren Attitüde. Wer nun an den bekannten metallischen King aus Dänemark denkt, der liegt tendenziell richtig. Brühning stiefelt maskiert auf die Bühne, dazu präsentiert er verdrehte Kreuze mit Wunderkerzenbeleuchtung. Während der Show erhält Brühning Unterstützung von zwei Tänzerinnen, die mit einem roten Gesöff bewaffnet, Fans dieses rote Zeug in den Schlund kippen.
Die Beschreibung zeigt auf, dass bei BÄD INFLUENCE vor allem Showelemente und Unterhaltung im Vordergrund stehen. 12 Tracks, quer über die mehr als 30jährige Diskografie, gibt es auf die Ohren. In Kombination mit den Showelementen sorgen die Damen und Herren für beste Unterhaltung. Die beiden Damen sind im Laufe des Abends weiter unterwegs und verteilen das rote Gesöff. Allerdings ist die Nachfrage insgesamt nicht so hoch, sodass die Flaschen während der Umbaupause noch immer nicht geleert sind.
VORTEX oder METALBATS – aus den Niederlanden kommt ein weiterer Nachrücker
Galerie mit 12 Bildern: Vortex/MetalBats - R-Evolution Of Steel - A Last Joyride 2024Wenn es um die Band VORTEX geht, lohnt ein Blick in die musikalischen Archive. Bereits 1979 wurden die ersten Gehversuche unternommen und 1986 mit „Open The Gate“ die erste Scheibe veröffentlicht. Bis 2019 folgten noch fünf weitere Longplayer. Der bisherige Schlusspunkt nennet sich „Them Witches“, wo Bandmitbegründer Martjo „Whirlwolf“ Brongers letztmalig zu hören ist. Brongers verstarb noch im gleichen Jahr an den Folgen eines Sturzes. Seit 2020 nennen sich VORTEX METALBATS. Das erinnert an RIOT und RIOT V, wo nach dem Tod von Bandgründer Mark Reale ein V an den Bandnamen gehangen wurde. Der Name METALBATS führt zurück zur ersten EP von VORTEX, wo sich auch der Song „Metal Bats“ drauf befindet.
Musikalisch geht es um Old-School-Metal, wie er in den 80ern gespielt wurde. So startet das Quartett mit dem ersten Track der 85er EP („Gotta Get Away“), verheddert sich aber immer mehr in Pausen und technischen Problemen. Das führt zu einem missglückten Zeitmanagement, sodass der Titeltrack des 86er Albums „Open The Gate“ nicht gespielt werden kann. Insgesamt wirken VORTEX / METALBATS wenig eingespielt. Ein paar Runden mehr im Proberaum würden dem Quartett nicht schaden.
REBELLION und „Tunes Of War“
Galerie mit 20 Bildern: Rebellion - R-Evolution Of Steel - A Last Joyride 2024Wer sich etwas mit der Geschichte von GRAVE DIGGER und dem Überflieger-Album „Tunes Of War“ auseinandergesetzt hat, der wird über den Songschreiber Tomi Göttlich gestolpert sein. Göttlich schleppte das Thema „schottische Geschichte“ ursprünglich mal an, da er Englisch und Geschichte studierte. Das ist alles Schnee von vorgestern, Göttlich ist seit einer halben Ewigkeit als Lehrkraft und Ausbilder in Hessen aktiv. Nebenbei gibt es Musik mit vielen speziellen Themen und Konzepten, wie zum Beispiel Shakespeares King Lear oder die Geschichte der Wikinger. Diverse Konzeptwerke schmücken die Diskografie von REBELLION.
Das aktuelle Werk „We Are The People” ist politisch motiviert und streift über einen ganzen Schwung an Kriegen und geschichtlichen Auswirkungen. Details sind unter anderem im ausführlichen Interview mit Göttlich zu der Scheibe zu finden.
Die R-Evolution Of Steel 2024-Konzertreihe ist laut Veranstalter ein Mini-Festival, wo es Bändchen, T-Shirts und ähnliche Dinge zu erwerben gibt. REBELLION liefern Festival-like ein Best-Of-Set, wo selbst der GRAVE-DIGGER-Klassiker „Rebellion (The Clans Are Marching)“ performt wird. Ansonsten gibt es einen Querschnitt der Diskografie mit zum Beispiel „Born A Rebel“ oder „Letters Of Blood“, die bereits mehr als 20 Jahre auf dem Buckel haben. Von dem 2021er Release schafft es nur „Liberté, Égalité, Fraternité“ ins Set. Die Nummer kommt deutlich düsterer daher als viele andere Songs von REBELLION. Nach 11 Liedern und circa einer guten Stunde Spielzeit endet der Gig von REBELLION. Mit dem Outro holen sich die Herren ihren verdienten Applaus für einen starken Auftritt ab.
„Defenders Of Metal“ könnte nicht passender als Schlusswort sein
Galerie mit 16 Bildern: Wizard - R-Evolution Of Steel - A Last Joyride 2024Der nachgerückte Headliner war bereits vorher im Billing und macht sich seit geraumer Zeit rar auf den Bühnen des Landes. 1989 gegründet, feiert die Band 2024 das Jubiläumsjahr Nummer 35. In den 90ern lieferten WIZARD kontinuierlich Alben mit Namen wie „Battle Of Metal“ oder „Bound By Metal“. Epic Power Metal war angesagt und WIZARD füllten ganz andere Konzertsäle als heute. Einen Fanclub haben Sänger Sven D’Anna und Co. vor der Bühne stehen, der jeden Track mit Sprechchören abfeiert. Dabei scheint „The Powergod“ von der Scheibe „Odin“ aus dem Jahr 2003 eine besondere Anziehungskraft auf die Damen und Herren zu haben.
Einen besonderen Moment liefern die Herren auf der Bühne. Bocholt, der Heimatort von WIZARD, liegt unweit der Grenze zu den Niederlanden. Daraus scheint sich eine lange Freundschaft zu VORTEX entwickelt zu haben. So performen beide Bands gemeinsam „Open The Gate“ aus den 80ern, bevor „Defenders Of Metal“, sehr passend für den heutigen Abend, den Schlusspunkt setzt.
Natürlich gibt es den „Thor’s Hammer“, „Betrayer“, „Hall Of Odin“ oder den ersten WIZARD-Song überhaupt („Sign Of The Wizard“), den die Band auf der EP „Legion Of Doom“ 1991 veröffentlichte. Aber auch der Titeltrack vom 2021-Release „Metal In My Head“ gehört zum heutigen Repertoire. Einige Minuten nach Mitternacht endet der Auftritt von WIZARD und damit die Konzertreihe R-Evolution Of Steel 2024.
Viele Menschen verweilen noch bei einem Kaltgetränk im Club, wo sich Musiker und Fans bunt durchmischen. Eine gewisse Melancholie macht sich bezüglich der trüben Zukunftsaussichten mit auf den Heimweg der Besucherschaft. Eine weitere Veranstaltung des Hamburger Metal-Universum verschwindet mit „The Last Joyride“ vom Konzert-Kalender.
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