Nous - Silent Dreams

Review

In ein wahres Wechselbad der Gefühle stürzt der Hamburger Fabian Braun mich mit dem Debütalbum seines Ein-Mann-Projekts NOUS. Ist „Silent Dreams“ nun ein atmosphärisch packender Vorgeschmack auf das geworden, was der Künstler in Zukunft noch vollbringen könnte, oder einfach nur unausgereifter Mist? Die Wahrheit liegt – wie so oft – irgendwo dazwischen.

Komplett in Eigenregie hat Fabian Braun die acht Stücke komponiert und produziert. Seine Stärken liegen dabei hörbar im Gitarrenbereich, denn während statt eines echten Schlagzeugs ein arg dünn und steril klingender Drum-Computer Verwendung fand, ist der Gesang sowohl bei den Growl- als auch den Clean-Parts schlichtweg indiskutabel schlecht. Hier fehlt es an der richtigen Technik, aber auch an der Ausdruckskraft, so dass man ihm nur dringend nahelegen kann, sich für zukünftige Veröffentlichungen einen richtigen Sänger mit ins Boot zu holen.

Das Songmaterial selbst hat einige interessante Ansätze zu bieten. Insbesondere, wenn Braun das Tempo raus nimmt und verstärkt auf Atmosphäre setzt, kann er punkten. Umso schwerer wiegt es, dass auf das instrumentale „Insomnic Horizon“-Intro zunächst drei Knüppel-Nummern folgen, die großzügig mit Black- und Death-Metal-Elementen angereichert wurden. Hinzu gesellen sich allzu flächig eingesetzte und prominent in den Vordergrund gemischte Keyboard-Teppiche, die dadurch rasch zu nerven beginnen.

Besser wird es dann mit „Spurned“, das Härte und Melodie zwar auch noch nicht optimal zusammenbringt, aber mit einer insgesamt klareren Struktur einen deutlichen Schritt in die richtige Richtung darstellt. Richtig interessant wird „Silent Dreams“ aber erst, als es mit „Above All Stars“ und dem Titeltrack eine stilistische Wandlung hin zu epischen und eher doomigen Klängen vollführt. Hier werden sogar Erinnerungen an die großartigen WHILE HEAVEN WEPT wach, wenngleich die Defizite im Gesangsbereich nur umso deutlicher zum Vorschein kommen. Da ist es durchaus zu begrüßen, dass das neunminütige, sphärische Outro-Stück „Foral“ wiederum komplett instrumental gehalten ist.

Unter dem Strich stellt „Silent Dreams“ sicherlich kein Album dar, dass ich guten Gewissens weiterempfehlen kann. Zugleich schafft es aber das Kunststück, mich neugierig auf die weitere Entwicklung des Kreativkopfes hinter NOUS zu machen. Denn trotz aller Unausgereiftheit finden sich immer wieder gute Ansätze in den Songs wieder, die eine konsequentere Ausarbeitung verdient hätten. Wenn sich Fabian Braun zukünftig mit einem fähigen Sänger und einem echten Schlagzeuger zusammentut und sich stilistisch mehr an der zweiten Hälfte dieses Debüts orientiert, könnte es sich lohnen, NOUS im Auge zu behalten.

01.12.2012

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