Prog Metal aus Italien – genau so und nicht anders hab ich mir das vorgestellt. Mal im Ernst, haben die Stiefelländler die epische Liedkunst schon im Kinderbrei verspachtelt? Wie kann man nur mit solcher Leichtigkeit eine Hymne nach der anderen unters breite Volk rausschleudern? Statt wie diverse Genrekollegen beliebig Dominanten von Toniken zu ziehen wird hier noch getüftelt bis die Leadmelodie auch garantiert im Schädel hängen bleibt – und dass sowas nicht nur bei Drachentöter- sondern auch bei Progressive Metal von Vorteil ist, zeigt sich bei dem flotten Fünfer von Moonlight Comedy.
Dabei ähneln sich die Lieder im Aufbau für Progverhältnisse ungewohnt stark. Überall steht der ohrwurmige Refrain im Vordergrund, während Strophen und Bridge jedem Song einen individuellen Anstrich verpassen und von klassischer Hammondorgelei bis zu Dream Theater RocknRoll (a la ‚Falling into Infinity‘) alle gängigen Spielarten filigran abdecken. Dass dabei die Abwechslung nicht auf der Strecke bleibt, ist zum einen Gitarrist Simone Fiorletta zu verdanken, der ein geniales Highspeed Solo nach dem anderen losfeuert (teilweise auch in Kooperation mit Keyboarder Gianluigi Farina), und zum anderen dem großartigen wandelbaren Gesang von Emiliano Germani. Denkt man im ersten Moment bei ihm noch ‚typisch italienisch‘ (was neben dem etwas höheren Kopfstimmenbereich auch an dem teils auftretenden Akzent liegen kann), überrascht er Sekunden später mit gut gelaunten Power Metal Screams oder angenehmen Death Gegrunze. Und wem auch das noch zu eintönig ist, der wird seine Freude an den vielen Chorpassagen haben – Langeweile kommt zumindest keine auf.
Faszinierend ist auch, wie viele kleine Details die Italiener filigran in ihre Kompositionen reingebastelt haben. Mal folgt zwischen der Strophe eine zweisekündige Keyboardflitzerei, mal trennt sich der Bassist spontan von der Gruppe und springt fröhlich in den Oktaven rum, und der Gitarrist erlaubt sich bei der Frickelei auch immer wieder mal gerne eine kleine Improvisation. Unnötig zu erwähnen dass wir es hierbei mit absoluten Heißblutmusikern zu tun haben.
Einen kleinen Abzug in der B-Note gibt es allerdings doch; denn gegen Ende geht dem Quintett ein wenig die Puste aus. ‚The Wisdom of the Wise‘ weiss zwar nach dem tranigen Intro dennoch zu gefallen, aber beim abschließenden (vom Titeltrack-Outro mal abgesehen) ‚Immortal Child‘ reicht die Melancholie allein nicht um an das Niveau der vorrangegangenen Songs anzuknüpfen.
Aber sei’s drum! ‚The Life Inside‘ bietet einwandfrei runtergeproggte Unterhaltung für die ganze Familie und liegt dabei zu keiner Zeit schwer im Magen. Die Italiener haben bei mir wieder den einen oder anderen Sympathiepunkt gewonnen, und irgendwie bekomm ich jetzt Lust mich selbst mal wieder an meine Gitarre zu klemmen. Wer sich die Wartezeit auf das kommende Dream Theater Werk spontan abkürzen will ist mit Moonlight Comedy bestens bedient.
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