Magnum - Chase The Dragon

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Galerie mit 24 Bildern: Magnum - Rock Hard Festival 2019

Wir blicken in die frühe Phase von MAGNUM und zum dritten Album „Chase The Dragon“. Der Longplayer der britischen Rocker wird im Februar 1982 veröffentlicht. Das wirft die Frage auf, ob 1982 eine gute Zeit für Rockmusik in UK ist. Mitten in die NWoBHM platzieren Tony Clarkin und Co. ihre rockige Antwort auf die Jugendbewegung in England. Allerdings ist Clarkin mit 36 Lenzen kein Jungspund mehr und weiß, in welche Musikrichtung er will. Mark Stanway ist neu am Keyboard dabei. Im weiteren Verlauf der Bandgeschichte wird der Name Stanway an Bedeutung gewinnen.

Mitten in die NWoBHM platzieren MAGNUM „Chase The Dragon“

In den Town House Studios, London, werden die knapp 40 Minuten Musik aufgenommen, die MAGNUM primär als Hardrocker zeigen. Aber auch die spätere Melodic-Rock-DNA kommt zum Vorschein, genauso wie progressive Ansätze der Marke RUSH oder URIAH HEEP.

Die A-Seite eröffnet mit „Soldier Of The Line“, ein progressiver, aber trotzdem melodischer und eingängiger Rocker, der das Potential der Band aus Birmingham aufblitzen lässt. In eine ähnliche Kerbe schlägt „On The Edge Of The World“. Der Anfang würde auch gut zu zum Beispiel MARILLION passen. Der Song, allen voran der Refrain, zeigen das Händchen für Melodieführung von Clarkin. Nicht nur unter eingefleischten MAGNUM-Fans ist „The Spirit“ bekannt. Der gemächliche Einstieg explodiert nach circa einer Minute, das Riffing erinnert an Hard-Rock-Bands der 70er Jahre und der mitreißende Refrain und das Gitarrensolo zum Ende setzt dem Ganzen die Krone auf.

„Sacred Hour” lässt die A-Seite gemächlich ausklingen, wobei das Ding in die Art-Rock-Richtung driftet, wo diverse progressive Elemente eingestreut werden und zum Ende das Tracks das Tempo forciert wird. Ganz anders startet die B-Seite. „Walking The Straight Line“ klingt bereits vom Titel sehr gradlinig. Genauso kommt der Anfang der B-Seite auch rüber. Wenn wir schon beim Namedropping sind, dann wäre hier zum Beispiel FREE mit Paul Rogers eine mögliche Adresse.

MAGNUM wühlen sich durch die Rockmusik der 70er und 80er

Balladen kramen Clarkin und Co. bereits in ihrer frühen Schaffensphase heraus und sprechen eine größere Zielgruppe an, als es die NWoBHM tut. Nach einem gradlinigen Rocker mit „We All Play The Game“ eine verträumte Ballade anzubieten, zeugt von großer Kreativität, aber auch von Selbstvertrauen. Darf es etwas ZZ TOP-Feeling sein? Ist das bereits Stilbruch, oder ist das der Ausdruck unbändiger Spielfreude? „The Teacher“ erinnert mehr an das Trio aus den Südstaaten, als das diese Art der Rockmusik zu MAGNUM passen würde, auch wenn einige progressiven Anleihen für Auflockerung sorgen.

Dafür passt der finale Akt „The Lights Burned Out“ perfekt. THE WHO als progressive Variante? Zumindest ist der Refrain nicht so weit weg von Songs der Rockoper „Quadrophenia“. Clarkin und die Keyboards von Stanway veredeln den Abschluss der Scheibe zu einer abwechslungsreichen, progressiven Hymne.

„Chase The Dragon“ in der Retrospektive

Das dritte Album aus dem Hause MAGNUM ist der erste größere kommerzielle Erfolg. Platz 17 in den UK-Album-Charts ist beachtlich, zumal MAGNUM noch bei einem kleinen Label unter Vertrag sind. Die Kritiken sind, wie fast immer bei MAGNUM-Werken, durchwachsen. Andere Alben sind gerade die Hits, zum Beispiel IRON MAIDEN mit „Killers“ (1981) und „The Number Of The Beast“ (1982). MAGNUM wollen aber gar nicht in dieser Liga spielen, sondern mit ihrem eigenen Sound und musikalischen Vorstellungen erfolgreich sein.

„Chase The Dragon“ ist kein „On A Storyteller’s Night“ und auch nicht mit „Vigilante“ vergleichbar. Der Sound dieser Werke bildet sich aber auf „Chase The Dragon“. Die LP hat diverse Hits, allen voran „The Lights Burned Out“, „On the Edge Of The World“, “The Spirit” oder „Soldier Of The Line“. Der progressive Touch und der stärker ausgeprägte Härtegrad machen das Album interessant, auch wenn sich Filler wie „The Teacher“ auf das Album geschlichen haben. Wer in die progressive Frühphase der UK-Rocker eintauchen möchte, der findet mit „Chase The Dragon“ das Referenzwerk der Jet-Records-Jahre.

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18.01.2024

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1 Kommentar zu Magnum - Chase The Dragon

  1. MetalGerhardt sagt:

    Eine solch beständige, selbst im höheren Alter noch fleißige, Band ist eher eine Seltenheit und wie frisch die Jungs immer klangen, ist einfach toll. Ich selbst muss mich auch mal durch die komplette Diskographie hören.
    Eine sehr schöne Aktion mit den mehreren „Blast from the Past“ Ausgaben in Gedenken an Tony Clarkin!