Sodom
Evil Obsession Tour 2023

Zum Jahresausklang 2023, genau genommen einen Abend vor Silvester, laden SODOM in den Erfurter Central Club ein. Für die ihrem 2008 verstorbenen Ex-Drummer Christ Witchhunter gewidmete „Evil Obsession Tour“ haben sich SODOM zur Verstärkung die Black/Deather SOULBURN, die Black-Metaller IMHA TARIKAT und die Speed/Thrash-Durchstarter von KNIFE ins Boot geholt. Ein fettes Paket, das einen vielseitigen Abend verspricht.

SOULBURN

SOULBURN aus den Niederlanden sind für ihren Black/Death Metal mit schleppenden Doom-Parts bekannt. An diesem Abend entscheidet man sich aber für schnellere und aggressivere Songs, um dem Publikum einzuheizen. Die richtige Wahl! Der Sound wird nach kurzer Zeit lauter, ist differenziert und knallt räudig, was für einen Opener nicht immer typisch ist. Unter der Kapuze versteckt, zieht Sänger und Bassist Twan van Geel seine berüchtigten fiesen Grimassen, während er an seinem Bass zupft und seine Texte bei bester Stimme in die große Halle brüllt. Nach der gut 30-minütigen, hitzigen Aufwärmrunde geben SOULBURN unter respektzollendem Applaus die Bühne für ihre Nachfolger frei.

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IMHA TARIKAT

Die Kerzen sind angezündet und ein leichter Geruch von Räucherstäbchen macht sich breit: Es ist Zeit für IMHA TARIKAT. Die vier Musiker um Mastermind Kerem Yilmaz gehen sofort in die Vollen und ballern alles raus, was sie haben. Das Quartett umgibt eine besondere Magie, die es in einen energiegeladenen Auftritt voller Spielfreude umwandelt. Was Kerem Yilmaz zudem aus seinen Stimmbändern herausholt, scheint einer Ansammlung aus Wut und Verzweiflung zu entspringen, denn nur so lässt sich diese kranke Mischung aus Gebrüll und Geschrei erklären. Davon abgelenkt fällt es kaum ins Gewicht, dass der Gitarrengurt reißt und es zwischenzeitlich ein paar kleine Soundprobleme gibt. Der Auftritt ist von der ersten Sekunde an packend, authentisch und überzeugend. Somit dürften IMHA TARIKAT den ein oder anderen Sodomaniac, der vorher noch nie von der Truppe gehört hat, auf ihre Seite gezogen haben.

Galerie mit 12 Bildern: Imha Tarikat - Evil Obsession Tour 2023 in Erfurt

KNIFE

Die Halle ist mittlerweile sehr gut besucht und die (auch bei uns) sehr beliebten KNIFE entern die Stage. Über die Erfolgsstory der Marburger muss man keine Worte mehr verlieren. „Vollgas“ ist nicht nur ein auferlegtes Motto, sondern wird live von den Musikern hundertprozentig gelebt. Und es beschreibt in nur einem Wort das Abrisskommando und seine heutige Performance. Neben der motiviert und technisch sauber zockenden Instrumentenfraktion motiviert Sänger Vince Nihil unablässig das Publikum, das umgehend mit Headbangen und geballten Fäusten reagiert. Nicht nur die ersten Reihen singen Songs wie „White Witch Black Death“ textsicher mit. Für den METALLICA-Klassiker „Whiplash“ holen sich KNIFE diverse Mitglieder aller anwesenden Bands auf die Bühne und rocken gemeinsam ein geiles Stück Metal-Historie. Was für ein Highlight!

Galerie mit 26 Bildern: Knife - Evil Obsession Tour 2023 in Erfurt

SODOM

Zwei riesige Aufsteller mit Portraits von Chris Witchhunter bekommen heute ihre volle Aufmerksamkeit, denn SODOM widmen diese Mini-Tournee ihrem ehemaligen Drummer, der als großer Einfluss für viele Thrash-Schlagzeuger gilt. Somit verwundert es auch nicht, dass Tom Angelripper gleich zu Beginn klarmacht, „dass nur altes Zeug bis 1992“ gespielt wird. Man kennt mittlerweile Angelrippers typische Ansagen und wird dennoch nicht müde, Fragen wie „Habt ihr Bock, Erfurt?“, freudig und lautstark mit „Jaaaa“ zu beantworten. Der Mann im Motörhead-Shirt ist einfach zu sympathisch. Obwohl die Soundtechnik schon bei den Vorbands ordentliche Arbeit geleistet hat, wird bei SODOM nochmal einiges herausgeholt. Der Boden vibriert und die Ohren kommen an ihre Schmerzgrenze, was bei Klassikern wie „The Crippler“, „Conjuration“ oder „Blasphemer“ und die Euphorie darüber völlig egal ist. Nicht wenige Gäste dürfen sich in die 80er Jahre versetzt fühlen. Trotz der Lautstärke sind die Instrumente balanciert wahrzunehmen, was nicht minder auf eine gut eingespielte Truppe zurückzuführen ist. Da zuckt man als Gast auch nur mit den Schultern, wenn Tom erklärt, dass nicht alles perfekt, dafür aber authentisch, klingt. Die Zuschauer feiern die Band verdient frenetisch und bevor dieser old-schoolige Abend endet, geben SODOM mit „Bombenhagel“ noch einmal alles.

Besser kann man 2023 nicht beenden. Frohes Neues!

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