Suicidal Tendencies - Original Album Series

Review

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Sony legt in seiner Budget-Price-Serie „Original Album Classics“ fünf Alben der Skatepunker SUICIDAL TENDENCIES neu auf und serviert damit eine schöne Rückschau auf die kommerziell wohl erfolgreichste Zeit der Band aus Venice, Kalifornien. Wobei, Skatepunker stimmt für den abgedeckten Zeitraum natürlich nicht so ganz, bietet das Package doch die Alben zwischen 1988 und 1993 und somit genau jene Alben, mit denen sich die SUICIDAL TENDENCIES in erster Linie einen Namen als Hardcore-Thrash-Crossoverband machten und gerade in der Metalszene für Furore sorgten. Den Bogen zu den Anfangstagen der Band spannt das Package dann aber doch mit dem Album „Still Cyco After All These Years“, das im wesentlichen die Songs des Debütalbums in neu aufgenommenen Versionen enthält. Insgesamt ein lohnendes Package zu einem vernünftigen Preis – wenn man generell auf eine umfangreiche Aufmachung verzichten kann. Und wer sich bislang noch nicht mit den SUICIDAL TENDENCIES beschäftigt hat, sollte sich wahlweise das selbstbetitelte Debütalbum zulegen oder gleich diesen Fünfachdecker. Im einzelnen enthält „Original Album Classics“ diese Scheiben:

Den Anfang macht „How Can I Laugh Tomorrow…“ aus dem Jahr 1988 und damit ein etwas zwiespältiges Album. Vorausgegangen waren das in Hardcorekreisen bahnbrechende Debüt (1983), mit dem sich das Zweitwerk „Join The Army“ messen lassen musste (und keine euphorischen Reaktionen hervorrief) sowie der legendäre Cameo-Auftritt bei Miami Vice. Zudem ist vom ursprünglichen Line-Up einzig Sänger Mike Muir übriggeblieben, und dadurch änderte sich der Sound der Truppe wesentlich: Drummer R.J. Herrera spielte eher metalorientiert, und Rhythmusgitarrist Mike Clark verpasste den Songs durch sein Riffing ein veritables Thrash-Feeling und eröffnete Rocky George damit Räume für seine ungewöhnlichen Leads. In der Rückschau wirkt das Ganze allerdings nicht ganz so frisch wie damals: Für eine Hardcore-Langrille wirkt „How Can I Laugh Tomorrow…“ häufig zu verhalten, für ein Thrash-Metal-Album wird streckenweise zu altbacken gerifft. Außerdem ist der Sound zu glatt und zu wenig druckvoll. Am besten ist die Band immer dann, wenn sie mal das Tempo anzieht, wie in „Suicyco Mania“. Auf der Habenseite stehen zudem unkaputtbare Songs wie „Trip At The Brain“, „The Miracle“ oder der Titeltrack sowie neugewonnene Freiheiten der Marke „Surf And Slam“. (7/10)

„Controlled By Hatred / Feel Like Shit… Deja Vu“ waren eigentlich zwei Vinyl-EPs, die als CD zusammen veröffentlicht wurden. Insgesamt eine nicht ganz befriedigende Angelegenheit: Der Sound ist sehr viel schrammeliger als auf dem Vorgängeralbum, aber streckenweise ist der Gesang so niedrig ausgesteuert, dass man ihn nur erahnen kann. Was taugen die Songs? Da gibt es den Titeltrack des Vorgängeralbums in einem Videoedit und in einer semiakustischen Version sowie Neuaufnahmen von vier Stücken, die Clark und Muir ursprünglich mit ihrer Zweitband NO MERCY eingespielt hatten („Master Of No Mercy“, „Controlled By Hatred“, „My Own Way Of Life“ und „Waking The Dead“). Böse Zungen würden dies als Resteverwertung bezeichnen. Etwas vorsichtiger formuliert sind die neun Stücke schlicht nicht die größten Hits von SUICIDAL TENDENCIES. (6/10)

Bei der „Controlled By Hatred“ handelte es sich sowieso nur um ein Zwischenspiel – viel interessanter wurde es doch mit „Lights… Camera… Revolution…“: Das Quintett war mittlerweile um den jetzigen METALLICA-Bassisten Robert Trujillo angewachsen, und der verlieh mit seinem funky Bassspiel einigen der Songs erst die richtige Würze: An erster Stelle sind hier sicherlich „Lovely“ und „Send Me Your Money“ (das sich in den Lyrics die Gilde der Televangelisten vorknöpft) zu nennen, aber eigentlich profitiert jeder einzelne der zehn Songs – vom düsteren „Lost Again“ über das melodiöse „Emotion No. 13“ bis hin zum ultratighten „Disco’s Out, Murder’s In“. Mit dem wütenden „You Can’t Bring Me Down“ haben SUICIDAL TENDENCIES zudem einen ihrer größten Brecher verewigt. „Lights… Camera… Revolution…“ vereint starke Songs und einen diesmal durchschlagenden Sound und wurde zu Recht ein großer Erfolg, für den das Quintett später sogar mit Gold ausgezeichnet wurde. (9/10)

1991 tourten SUICIDAL TENDENCIES im Vorprogramm von QUEENSRYCHE, und vielleicht beeinflusste dieser Umstand den Sound des 1992er-Werks „The Art Of Rebellion“. Vielleicht. Jedenfalls ging dieses Album als das vielseitigste in die Geschichte der Band ein: Da gibt es den düsteren Opener „Can’t Stop“, das fast schon psychedelische „I Wasn’t Meant To Feel This / Asleep At The Wheel“, die Uptemponummer „Gotta Kill Captain Stupid“ und die Semiballade „I’ll Hate You Better“. Da gibt es das zwischen Melancholie und wütendem Ausbruch pendelnde „Nobody Hears“ und das halbakustische „Monopoly Of Sorrow“. Die Gitarren sind vielseitiger, das Schlagzeug variabler und der Bass bekommt noch mehr Freiräume. Gewürzt wird das Ganze von Mike Muirs Gesang, der teilweise sogar richtig gefühlvoll klingt. Passenderweise wurde bei den meisten Songs das Tempo gedrosselt, so dass außer beim Cover und bei vereinzelten Gangshouts die Skatecore-Vergangenheit nur noch sehr selten aufblitzt… (8/10)

…um sie im Jahr darauf wieder hervorzukramen und zu entstauben: Glaubt man der offiziellen Biographie, war das keine Cash-In-Aktion des Labels, sondern geht auf Initiative von Mike Muir zurück, der über den Umstand verärgert war, dass das Debüt Ende der Achziger nicht mehr erhältlich war. Also nahmen SUICIDAL TENDENCIES die Chose im Nachgang zu „Lights… Camera… Revolution…“ einfach in der aktuellen Besetzung neu auf – ergänzt um die beiden „Join The Army“-Tracks „War Inside My Head“ und „A Little Each Day“ sowie die Single-B-Seite „Don’t Give Me Your Nothin'“. Fans der ersten Stunde werden das Teil vermutlich hassen, aber für Metalfans geht an „Still Cyco After All These Years“ eigentlich kein Weg vorbei: Der Sound ist gerade im Gitarrenbereich ziemlich fett, die Musiker spielen tight und addieren den grandiosen, unkaputtbaren Songs noch ein ganzes Stück musikalisches Können hinzu. Wobei ein begnadeter Bassist wie Robert Trujillo übrigens sehr songdienlich spielt und auf Solomätzchen verzichtet. Dadurch bleibt trotz des gepimpten Sounds der rohe, ungeschliffene Sound der Songs erhalten – und so hören sich kurze Brecher wie „I Won’t Fall In Love Today“, „Memories Of Tomorrow“ oder „Fascist Pig“ immer noch genauso an, wie sie sollen: Knackig! Ebenso wie „Institutionalized“, zu dem sogar das originale Video nachgedreht wurde (allerdings ohne Tom Araya, der im Original einen bemerkenswerten Kurzauftritt hatte). (9/10)

24.10.2012

- Dreaming in Red -

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