Donots
Ein guter Tag für ein Konzert
Konzertbericht
Die DONOTS aus Ibbenbüren waren doch eben noch sympathische Pop-Punk-Jungs, welche sich mit Hits wie „Whatever Happened To The 80s“ oder „Saccharine Smile“ in die Herzen der Jugend gespielt haben, oder? Headlinertour im Bremer Tower, ein Jahr danach Support bei den TOTEN HOSEN in der Stadthalle… wie, das ist alles schon über 20 Jahre her? Wo ist bloß die Zeit geblieben? Gut, sympathische Ü40-Jungs sind die DONOTS immer noch, nur haben sie zwischenzeitlich ihr Genre ein bisschen umgedreht und erweitert, singen seit einer knappen Dekade auf Deutsch und ihr Anfang des Jahres erschienenes Album „Heut ist ein guter Tag“ chartete auf der Pole Position der deutschen Albumcharts.
Drum ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Headlinerkonzerte nicht mehr im sympathisch-gemütlichen Tower stattfinden und auch der Schlachthof, der von den Gastspielen der Band 2016 und 2018 ausverkauft wurde, ist mittlerweile eine Nummer zu klein geworden. Es geht also an einem eisigen Samstagabend in den Pier 2 an der Gröpelinger Waterfront und eine knappe Woche später in die Saarbrücker Garage, um der bislang größten Tour der DONOTS beizuwohnen. Als Support haben sie sich ADAM ANGST eingepackt, die kürzlich ihr drittes Album „Twist“ veröffentlichten.
Text: Jannik Kleemann (Bremen)
Fotos: Andreas Schieler (Saarbrücken)
ADAM ANGST heizen das Publikum ordentlich auf
Wenn eine Punk-Rock-Band für eine Band gleichen Genres eröffnet und die Mitglieder untereinander ohnehin befreundet sind (Teile der DONOTS und ADAM ANGST spielen bei DUCHAMP zusammen), dann fällt die Wahl der Vorband nicht sonderlich schwer. Zudem haben ADAM ANGST gerade mit „Twist“ ihr erstes neues Album nach fünf Jahren am Start und können dieses vor einer größeren Kulisse promoten, bevor es im Frühjahr 2024 auf Headlinertour geht.
Neun Songs präsentiert uns die Band, dabei sind natürlich einige Stücke des aktuellen Longplayers dabei, doch auch die Benefizsingle „Splitter von Granaten“ oder das selbstironische „Punk“ dürfen nicht fehlen und bringen die Menge schon einmal auf Betriebstemperatur. Das bleibt vor der Band auch nicht verborgen, deren Ansagen auf Grund der begrenzten Spielzeit zwar kurz und knackig gehalten werden, sie sich aber trotzdem einmal kurz vorstellen (Sänger Felix Schönfuss hat dabei offenbar eine gespaltene Persönlichkeit und nennt sich Richard David Precht) und die obligatorischen Danksagungen fehlen natürlich auch nicht. Nach gut 40 Minuten ist der Saal dann bereit für den Mainact des heutigen Abends.
Galerie mit 25 Bildern: Adam Angst - Heut ist ein guter Tag Tour 2023Die DONOTS konzentieren sich stark auf das deutschsprachige Material
Im Laufe der Karriere der DONOTS hat sich die Ibbenbürer Band das ein oder andere Mal musikalisch verändert, ist dabei aber immer authentisch geblieben. Von der Pop-Punk-Anfangsphase bis 2004 über die Indie-Rock-Alben bis „Wake The Dogs“ bis hin zu der deutschen Phase, die 2015 mit „Karacho“ eingeleitet wurde und bis heute andauert finden wir zwar aus allen Epochen etwas im Set, der Fokus liegt jedoch ganz klar auf den letzten drei Alben. 13 von 24 Songs werden in unserer Muttersprache dargeboten, darunter natürlich der Löwenanteil vom aktuellen Album „Heut ist ein guter Tag“, auch wenn jüngere Klassiker wie „Ich mach nicht mehr mit“ oder „Dann ohne mich“ samt der obligatorischen Nazischelte natürlich nicht fehlen dürfen.
Die Band ist jedenfalls gut aufgelegt und das Konzert beginnt auch bereits mit einer Überraschung, die Tochter von Gitarrist Guido Knollmann singt das Intro live, bevor sie sich zur Familie auf die Tribüne begibt, um das Konzert zu beobachten. Großes Kino! Die DONOTS freuen sich derweil, dass sich doch so viele Leute dafür entschieden haben, heute Abend in den Pier 2 zu kommen und nicht dem letzten KISS-Konzert im Madison Square Garden in New York beizuwohnen. Eine kurze Umdichtung von „I Was Made For Loving You“ samt kultiger T-Shirt Idee folgt, die gerne wirklich umgesetzt werden kann.
Diverse Anekdoten über Bremen werden im Laufe des Konzertes noch folgen, insbesondere Alex Siedenbiedel hat einiges zu erzählen. So fuhr er mit einem Fiat Panda als erste Fahrt nach Führerscheinerwerb nach Bremen, um dort bei Go Bäng! einen Totenschädel als Autodeko zu kaufen, nur um sich kurz darauf das Auto klauen zu lassen. Während „Kaputt“ gesellt sich Sänger Ingo Knollmann spontan zu den Fans in den riesigen Moshpit, bei anderen Songs werden zahlreiche Donots-Fahnen geschwenkt – die Band hat in Bremen eine beachtliche Fanbase.
Bei „Stop The Clocks“ setzt sich spontan die halbe Halle zum Rudern hin und mit „Scheißmatratze“ wird ein Stück dargeboten, dass die Band im Frühling live in München auf der Bühne geschrieben hat. Die Liveversion davon wurde zudem auf eine 10″-Vinyl gepresst, deren Erlöse komplett an Amnesty International gehen, ein fairer Schachzug. Mit „Superhero“, „Saccharine Smile“ und „Whatever Happened To The 80s“ wird auch die Old-School-Fraktion bedient, aber – und das ist das einzige Aber des heutigen Abends – es dürften gerne noch ein paar mehr Songs aus der Phase bis 2004 im Set vorkommen. Die Alben vor der „Pocketrock“ werden leider ignoriert, gerade die „Better Days Not Included“ hätte noch das ein oder andere Highlight zu bieten und auch die „Got The Noise“ könnte mit ihrem starken Titelsong die Menge zum Kochen bringen.
Nichtsdestotrotz verabschieden sich die DONOTS nach guten zwei Stunden wie gewohnt mit dem TWISTED-SISTER-COVER „We’re Not Gonna Take It“ und der Ballade „So Long“ und lassen das Versprechen zurück, dass sie noch mindestens 30 Jahre so weiter machen wollen. Wir freuen uns drauf!
Galerie mit 29 Bildern: Donots - Heut ist ein guter Tag Tour 2023Interessante Alben finden
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Donots auf Tour
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