Nasum
20th Anniversary Tour
Konzertbericht
NASUM – wir erinnern uns kurz: eine der wichtigsten „reinen“ Grindcorebands überhaupt, Schweden, weltweit erfolgreich, aufgelöst im Jahre 2005, nachdem Sänger Mieszko Talarczyk bei der Tsunamikatastrophe Ende 2004 in Südostasien ums Leben kam. Anlässlich des 20-jährigen Bandjubiläums sollte es nun die letztmalige Gelegenheit geben, die Jungs nochmal live zu erleben. Eine Abschiedstour mit viel Vorlauf sozusagen. Den vakanten Part am Mikro übernahm der ROTTEN SOUND-Schreihals Keijo Niinimaa. Also auch kein Unbekannter und bekannt für solides Schreiwerk. Also hin… letzte Chance die Legende live zu erleben und durch Hinzunahme der Ami-Sympathen BLACK BREATH im Package entwickelt sich das Ganze sogar irgendwie zum Pflichtprogramm. Ist BB doch bekanntlich eine der besten Bands der vergangenen Jahre (keine Widerworte!).
Angekommen am Backstage, folgt mal wieder die große Ernüchterung. Die Eckdaten: es ist Freitag, zwei Bands spielen, eine davon eine Grindcoreband (die ja i.d.R. nicht gerade für ausufernde 2,5 Std-Sets bekannt sind), es 20.10 Uhr und BLACK BREATH sind bereits mittendrin im Set. Was soll sowas? Nerrrrvt! Na ja, dann sind wir wohl um 22.00 Uhr wieder raus hier. Dazu direkt an der Kasse ein weiterer Schock: denn die Dame am Eingang verlangt für den Einlass zu einer Underground-PC-Grindcore-Show satte 28 Euro! Legende hin oder her, das ist doch wohl etwas zuviel des Guten. Alles andere ist allerdings amtlich, der Club ist eh cool und etwa 250 Leuten (!!!) scheint das mit dem Eintritt ziemlich egal zu sein. Den NASUM-Status habe ich anscheinend unterschätzt.
Zum eigentlichen Geschehen: BLACK BREATH sind im vollen Gange. Meine Begleitung (eher BB-unerfahren) wundert über die Unmenge an fliegenden Haaren auf der Bühne und wenn die Köpfe denn dann mal still halten, kommen ja auch noch meist riesige Bärte zum Vorschein. Irgendwie erinnern die Typen mich rein optisch manchmal an die alten CANNIBAL CORPSE, da war das ja ähnlich. Na ja, und ergänzend dazu: ich hatte mich auf der letzten Show der Jungs noch über des Bassisten’s Stirnband lustig gemacht, so erklärt sich nun das Dilemma, denn ohne das heute fehlende Band, sieht der Typ mal absolut gar nichts – 45 Min krause Lockenmatte, kein Gesicht.
Die Jungs ziehen ihr Ding absolut routiniert durch, technisch fehlerfrei, sympathisch, ständig in Bewegung… „Escape From Death“ gibt’s (der Endpart!!!!), „I Am Beyond“ (der ENTOMBED-Song der Band), „Eat The Witch“, „Feast Of The Damned“ undundund… also ein bunter Strauß fröhlicher Melodien, ein paar Fans gehen auch ab und schütteln ihr Haar. Runde Sache.
Schließlich betreten dann gegen viertel nach neun auch NASUM die Bühne. Der Club ist inzwischen richtig voll, schließlich gilt es der Grindcorelegende ein letztes Mal die Ehre zu erweisen. Die Band hat es im Laufe ihres Bestehens irgendwie geschafft, eine doch recht heterogene Fanbasis zu gewinnen, vom Nietencrustpunker bis zum klassischen Metaller ist hier so ziemlich alles vertreten. Zuallerst steht natürlich der Gesangscheck an, doch stimmlich ist absolut kein Qualitätsunterschied festzustellen, aber ganz ehrlich: Nach drei Songs hört sich das doch sowieso irgendwie alles gleich an. Das Publikum feiert die Vier auf der Bühne trotzdem nach allen Regeln der Kunst ab, von der ersten Minute an gibt es einen fetten Moshpit und die Leute sind heiß darauf, auch mal ins Mikro grunzen zu dürfen. Und NASUM strengen sich auch absolut an. Man merkt richtig, dass sie Bock haben, ein letztes Mal alles zu geben und die Geschichte der schwedischen GC-institution zu einem würdigen Abschluss zu bringen.
Zwischendurch gibt es sogar noch einen ausdauernden Circlepit und als Höhepunkt natürlich den Titeltrack vom „Inhale/Exhale“-Album, bei dem dann alle 250 Leute mitgrölen dürfen.
Schön übrigens auch, das so gar nicht zur Musik von NASUM passende HOT SNAKES-Shirt des Gitarristen – gibt definitiv Pluspunkte. Sänger Keijo Niinimaa zeigt mit seinem Antifa-Shirt dagegen, warum die Band gerade auch unter Punk- und Hardcorefans so einen guten Ruf genießt. Schade allerdings, dass es scheinbar nicht ohne die obligatorischen BURZUM-Shirts im Publikum geht. Trotzdem: NASUM sind definitiv eine der wenigen ernsthaften Grindcorebands, die man auch als aufgewiesener Nicht-Fan dieser Musik irgendwie sympathisch finden muss und die Show in München heute ist auf jeden Fall ein tolles Ende für eine kompromisslose Band. Die Zugabe verbringen wir dann allerdings doch lieber draußen, 50 Minuten Nonstop Geballer sind dann irgendwann einfach genug. Leute mit mehr Ausdauervermögen berichteten später allerdings von einer euphorisierten Band/Crowd und sieben (!!) Zugaben. Chapeau!
text: jost/haslauer
fotos: haslauer
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