Green Lung - This Heathen Land

Review

Soundcheck November 2023# 5 Galerie mit 11 Bildern: Green Lung - Summer Breeze Open Air 2024

GREEN LUNG haben sich verliebt. Das Objekt ihrer Verehrung ist „This Heathen Land“, das sich „from subterranea to summit stone“ erstreckt. Getragen durch ihren von RAINBOW und DEEP PURPLE inspirierten Hammond-Orgel-Rock startet die Band eine musikalische, so der Untertitel, „Journey into Occult Albion“.

Auch optisch lehnen sich die Briten an die 1970er-Jahre an, erinnert die Aufmachung doch an Monographien, die damals mit parapsychologischer Folklore ihren Weg in den akademischen Betrieb fanden. Während diese Bücher heutzutage jedoch ein obskures Dasein in den hinteren Ecken verstaubter Fakultätsbibliotheken fristen, klingt „This Heathen Land“ frisch und belebend.

„This Heathen Land“ ist frisch und belebend

Dies ist nicht nur der klaren, vielschichtigen Produktion zu verdanken, sondern auch dem lebhaften und abwechslungsreichen Songwriting. GREEN LUNG haben die raue Direktheit ihrer ersten beiden Alben abgelegt. Die Hammond-Orgel steht nun klar im Vordergrund und verschafft den Songs eine beschwingte Stimmung, vor allem in eingängigen Hits wie „Mountain Throne“ und „Maxine (Witch Queen)“.

Aber auch in getragenen Songs wie „The Forest Church“ oder „One for Sorrow“ sorgt das Tasteninstrument für eine fast schon sakrale Atmosphäre, wohingegen es in der zweiten Hälfte mit „The Ancient Ways“ und „Hunters in the Sky“ für das großflächige Fundament sorgt, von dem aus die Gitarren immer weiter in die Höhe steigen. Irrwitzige Duelle zwischen den Instrumenten in Power-Metal-Manier sollte man aber nicht erwarten. Auch wenn die Finger bisweilen stürmisch über die Saiten flitzen, herrscht friedvolle Koexistenz vor.

Insgesamt verströmt „The Heathen Land“ trotz der instrumentalen Exzesse eine entspannende Energie. GREEN LUNG geben sich in ihrer Liebeserklärung an britische Folklore und alten Orgel-Rock ganz dem Folk hin, bewahren sich selbst aber vor kitschiger Dudelei, indem sie auch weiterhin mit einem Fuß im straighten Stoner Rock stehen. Vom Doom Metal hat sich die Band hingegen fast ganz verabschiedet.

GREEN LUNG lieben okkulte Folklore und alten Orgel-Rock

Diese stimmige Verbindung zwischen Folk- und Stoner-Rock bildet den knackigen Kern des Albums. Dann, wenn die Band von diesem Trademark abweicht und wie zum Beispiel in „Song of the Stones“ eine nette aber auch austauschbare Folk-Nummer präsentiert, wird die Qualität dieser Formel im Gegensatz besonders deutlich. Unterm Strich verlassen sich die Briten aber auch sehr auf diesen Standard und kreieren dadurch zwar viele Hits aber kaum unsterbliche Überflieger.

„This Heathen Land“ ist in seinen besten Momenten, von denen es Grüner-Mann-sei-dank viele gibt, emotional und mitreißend. GREEN LUNG schaffen es, die eingangs erwähnte Liebe zum Thema und zur Musik hörbar werden zu lassen. Trotz des manchmal leicht schiefen und monotonen Gesangs und dem stellenweise dann doch etwas aufdringlichem Orgel-Gedudel bringt es die abschließenden Dracula-Hymne „Oceans of Time“ gut auf den Punkt. Wenn es am Ende heißt: „You are part of me now, I am part of you“, dann wird klar, dass damit auch die Musik gemeint ist.

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04.11.2023

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3 Kommentare zu Green Lung - This Heathen Land

  1. Lysolium 68 sagt:

    Drei Alben und drei Plattenfirmen ist auch nicht schlecht. Feine Band!

  2. _HUBI_ sagt:

    Seit der ersten Veröffentlichung von GREEN LUNG verfolge ich die Machenschaften dieser Jungen britischen Band. Schon die ersten Töne der damaligen EP „Free The Witch“ waren überzeugend. Danach DAS Album für jeden Stoner-Fan: „Woodland Rites“ – in den Vinyl-Sammler-Kreisen schon ein moderner Klassiker. Harte, schwere und doch psychedelische Riffs treffen auf ein irrwitziges Gesamtkonzept von Mythen, Riten und Okkultismus.

    Danach legen die Jungs meiner Meinung nach noch eine Schippe drauf mit Album Nr.2 „Black Harvest“.

    Nun gibts dank großem Label-Wechsel zu Nuclear Blast Album-Output Nr. 3. „This Heathen Land“ soll die neu produzierte Scheibe unter neuer Flagge heißen. Meine Sorge war zuerst recht groß…vielleicht würde der Wechsel zu größeren Labels den doch so lieb gewonnenen Sound und Stil beeinträchtigen.

    Die ersten Drum-Sounds nach dem Intro lassen jedoch anderes vermuten. In gewohnter Manier und Power wird hier weiter geschreddert. Man hört hier was man hören will – vielleicht noch mit einer Spur Rock/Metal und Speed obendrauf. Im Verlauf des Albums wird jedoch auch viel experimentiert, nur witzigerweise funktioniert hier wirklich ALLES!

    Unterm Strich für mich das bisher stärkste Album der sympatischen Newcomer. Rock, Metal, Stoner und Doom klangen in diesem Mix selten besser und passender. Für mich ein klares 10-Punkte-Album und einer der besten Outputs des Jahres! Ich freue mich schon auf den nächsten Live-Besuch.

    10/10
  3. nili68 sagt:

    Liegt vielleicht auch am Video, aber IMO klingt das wie’n mittelprächtiger Ghost Song. Meh..