Icarus Witch - No Devil Lived On

Review

Galerie mit 16 Bildern: Icarus Witch – Headbangers Open Air 2022

Wer sich im Underground des klassischen Heavy Metal tummelt, wird wahrscheinlich über den Bandnamen IRONFLAME aus Ohio gestolpert sein. Seit 2018 ist Sänger und IRONFLAME-Mastermind Andrew D’Cagna auch Sänger von ICARUS WITCH. Dazu gesellen sich mit Noah Skiba (Drums) und Quinn Lukas (Gitarre) zwei Live-Mitstreiter von IRONFLAME sowie der Bandgründer von ICARUS WITCH, der Bassist und Keyboarder Jason Myers. Fünf Jahre hat es gedauert, bis „No Devil Lived On“, der Nachfolger von „Goodbye Cruel World“, zur Veröffentlichung ansteht.

„No Devil Lived On“ ist ein Sci-Fi Konzeptalbum

Die Sci-Fi-Geschichte hinter „No Devil Lived On“ beginnt, als sich die Erde dem ökologischen und gesellschaftlichen Kollaps nähert. Eine unwahrscheinliche Allianz aus Hexen, Zauberern, Schamanen und andersdimensionalen Wesen schließt sich zusammen, um eine Strategie zu entwickeln, die den Planeten von seinen gierigen sterblichen Oberherren befreien soll. Nur ein Schelm kommt auf die Idee, dass wahre Begebenheiten die Sci-Fi-Story von ICARUS WITCH beeinflusst haben könnten.

Konzeptalben, US-Metal, eine Sci-Fi Story, die von der Realität nicht so weit entfernt scheint: bei diesen Schlagwörtern fallen sofort Bandnamen wie QUEENSRŸCHE oder JAG PANZER. Der Opener „Heaven’s Ghetto” startet mit gesprochenen Worten, die Saitenarbeit erinnert an diverse US-Genre-Größen wie FATES WARNING oder die bereits genannten QUEENSRŸCHE. „Stranger Than Angels“ folgt dem gleichen Ansatz, bevor Wasserrauschen und Töne eines Radio- oder TV-Senders zu „Last Night On Earth“ überleiten.

Das Lesen des Songtitels „10,000 Light Years From Home“ dürfte im ersten Moment eine gedankliche Brücke zu den ROLLING STONES schlagen, die in den 60ern aber nur 2000 Lichtjahre von zu Hause entfernt waren. Psychedelisch wird es nicht, der progressive Metal-Pfad wird verlassen und gegen Tempo und aggressivere Vocals getauscht. Der Übergang zum Titeltrack ist fließend, ICARUS WITCH stampfen mit diversen Classic-Rock-Anleihen vorwärts.

Irgendwo zwischen Hard Rock, Classic Rock, Progressive Metal und Heavy Metal bewegt sich das Quartett durch „No Devil Lived On“. Die abschließende „Starseed Trilogy“ fällt mit mehr als zehn Minuten schon von der Laufzeit aus dem Rahmen. Symphonische Anleihen, progressive Verspieltheiten, aber auch zwingendes Riffing und die nötige Aggressivität sorgen insgesamt für einen treibenden Rhythmus, der dem Langlauftrack die notwendige Dynamik für einen gelungen Abschluss des Longplayers kredenzt.

ICARUS WITCH liefern ein Konzeptalbum mit Licht und Schatten

Das neue Werk von ICARUS WITCH ist kein schlechtes Album, benötigt aber circa zweidrittel der Zeit, bis die Scheibe zum Punkt kommt und die Songs mitreißender werden („Shadow Chaser“, „Starseed Trilogy“). Der rockige Mittelteil will nur bedingt zünden und wirkt an der ein oder anderen Stelle unpassend zum progressiven US-Power-Metal am Anfang und am Ende der LP. Der Einstieg mit dem ein oder anderen Gimmick, wie zum Beispiel die eingespielte Nachrichtensendung, mögen im Kontext des Konzepts sinnvoll sein, wirken bei den fließenden Song-Übergängen aber gewöhnungsbedürftig. Menschen mit einer Vorliebe für progressiven US-Power-Metal sollten die Scheibe antesten, ohne ein zweites „Operation: Mindcrime“ zu erwarten.

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05.11.2023

Ein Leben ohne Musik ist möglich, jedoch sinnlos

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