Cult of Luna
"Manchmal hat man einfach einen verdammt schlechten Tag bei der Arbeit."

Interview

Nach zwei vorhergegangenen Teilen der Tour, spielen CULT OF LUNA am 24. Oktober 2023 die letzte Show ihrer EUROPE 2023 pt. 3 Tour im Hamburger Gruenspan. Wir schnappen uns Sänger und Mastermind Johannes Persson vorher für ein Interview bei einer Flasche Wein im Tourbus und befragen ihn zur vergangenen Tour, den Einfluss von Social Media und überraschenden Begegnungen.

Hamburg ist die letzte Show eurer Tour – wie war es? Was waren eure High- und Lowlights?

Es muss das Beyond the Redshift Festival in London sein, das war ein Highlight, weil es so ein tolles Festival war. Die Leute, die dahinter stehen, haben sicherlich ein paar Komplimente verdient – vielleicht die Person, die die Bands ausgesucht hat (Anm. d. Verf.: das waren CULT OF LUNA).

Ich mache nur Spaß, aber es waren nur gute Bands da. Ich habe mich so gefreut, ein paar Bands zu sehen, die ich unbedingt sehen wollte und die ich noch nicht gesehen habe, und auch ein paar Bands, mit denen ich befreundet bin und die ich wiedersehen konnte, das war toll. Auch die Show war einfach unglaublich. Von SHOOTING DAGGERS, einer neuen Hardcore-Punk-Band, bis zu TRENCH, die aus Kanada gekommen sind… Die Tatsache, dass NAPALM DEATH gespielt haben… Eine der besten Live-Bands überhaupt, sie machen das seit fast 40 Jahren, es ist unglaublich. Und die Resonanz, den wir an diesem Abend vom Publikum bekommen haben, war überragend.

Ich schätze, die Kälte war der Nachteil. Am Tag danach wurde ich richtig, richtig krank und wir mussten zum Desertfest, das war ätzend. Meine Stimme ist durch die Erkältung einfach im Arsch. Es war hart die letzten zwei Tage.

Ihr seid schon eine Weile dabei – wie stellt ihr inzwischen überhaupt eine Setlist zusammen? Wie wählt ihr aus?

Es gibt eine Menge Variablen, die man berücksichtigen muss. Man muss einen Anfang, eine Mitte und ein Ende haben und wir mussten auch Rücksicht auf meine Stimme nehmen, damit sie zwischendurch eine Pause bekommt. Wir haben herausgefunden, dass 1,5 Stunden ausreichen, danach macht es keinen Spaß mehr. Es ist schwer, weil wir nicht viel Rücksicht auf die Wünsche des Publikums nehmen – oder ich möchte das sagen, aber ich glaube nicht, dass es auf einer unterbewussten Ebene zu 100% stimmt. Es ist nicht so, dass wir sagen: „Was denkst du, was die Leute hören wollen?“, darum geht es nicht, aber ich denke, auf einer unterbewussten Ebene denken wir: „Ja, vielleicht sollten wir wenigstens ein paar alte Sachen spielen.“

Es dauert eine Weile, man probiert verschiedene Dinge aus. Was man tun sollte, und das habe ich schon vor langer Zeit herausgefunden, ist, dass man die Songs schreiben sollte und sie dann auf Tour bringen und DANN erst aufnehmen. Denn wenn man sie live spielt, lernt man sie wirklich zu spielen. Aber egal, das war nur ein Haufen Gelaber, ich glaube nicht, dass es deine Frage beantwortet hat (lacht).

Es ist schwer, aber das Wichtigste ist der technische Aspekt, zum Beispiel das Tuning. Es macht keinen Sinn, die ganze Zeit hin und her zu wechseln und den Gitarrentechniker auf die Palme zu bringen. Also habe ich vielleicht zuerst diese vier Songs, weil sie das gleiche Tuning haben, so etwas in der Art, dann wechselt man die Gitarren… Es gibt mehr Variablen als man denkt – aber es ist auch nicht so kompliziert (lacht).

Und außerdem mögen verschiedene Leute sowieso verschiedene Lieder, oder?

Ja! Und das ist es, worauf ich hinauswollte. Man wird immer gefragt: „Warum habt ihr nicht dieses oder jenes gespielt“. Wenn wir Wünsche annehmen würden, kämen wir nie von der Bühne runter. Und vielleicht würde das einigen Leuten gefallen, aber ich könnte das nicht durchhalten.

Gibt es in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Fan-Favoriten?

Nein (lacht). Alle lieben die gleichen Songs. Ich bin auch ein Fan, man will immer die alten Sachen hören. So ist das nun mal. Aber ich denke auch, dass es schön ist, dass wir den Leuten die neuen Songs schmackhaft machen können, um ihnen zu zeigen: „Das ist live ziemlich gut“. Wir alle wissen, wenn man in ein gewisses Alter kommt, ist alles, was neu ist: „Meh, was ist mit den alten Songs“, aber die Sache ist die, dass nach ein paar Jahren das neue Zeug zu dem alten Zeug wird.

Super. Also muss man nur zehn Jahre warten?

Ja! Naja, fünf, glaube ich.

Habt ihr irgendwelche Rituale vor oder nach der Show, die ihr immer macht?

Wir umarmen uns gegenseitig. Jeder macht 22 Stunden lang Witze und kichert bis fünf Minuten vor der Show. Das merkt man, wenn man mit uns abhängt, wir machen die ganze Zeit dreckige Witze und dann, fünf Minuten vorher geht jeder in seine kleine Bubble. Dann umarmen wir uns und gehen auf die Bühne.

Ich denke, das ist wichtig. Ich sage nicht, dass wir das, was wir tun, nicht ernst nehmen, aber es geht darum, die Balance zu bewahren, denn sonst wäre man nicht in der Lage, damit klarzukommen. Auf der Bühne sind es eineinhalb Stunden verdammte Katharsis. Ich bin buchstäblich in meiner eigenen Blase und ich weiß, was die anderen machen, aber… ich bin bei mir selbst.

Es ist kathartisch in dem Sinne, dass es keine Schauspielerei ist, sondern ich bin es, aber es ist nur eine sehr, sehr kleiner Teil von mir. Es ist seltsam, aber ich liebe es, auf der Bühne zu stehen. Nicht jeden Abend (lacht). Und manchmal fühlt man sich einfach nicht wohl, man fängt an, über andere Dinge nachzudenken, und hoffentlich kümmert sich der Körper um den Rest. Du denkst: „Scheiße, anderthalb Stunden stehen wir hier, erst ein Lied vorbei… lass uns gehen“.

Aber das ist es, wie Profis sein müssen – du musst das rausholen, weil für die Leute, die vor dir stehen, ist das ihre einzige Nacht und sie haben gutes Geld bezahlt, um dich spielen zu sehen. So etwas kann man nicht einfach wegwerfen. Weißt du, was das Komische daran ist? Wir hatten diese Erfahrung auf dieser Tour, ich glaube, es war die zweite Show, bei der ich dachte: „Scheiße, eine der fünf schlechtesten Shows aller Zeiten“, und jemand kommt vorbei und sagt: „Unter den fünf besten Shows, die ich je gesehen habe.“ – Was redest du?!

Galerie mit 15 Bildern: Cult Of Luna - Soulcrusher Festival 2023

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Quelle: Johannes Persson
28.10.2023

"Es ist gut, aber es gefällt mir nicht." - Johann Wolfgang von Goethe

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13.08. - 16.08.25metal.de präsentiertSummer Breeze Open Air 2025 (Festival)Allt, AngelMaker, Angelus Apatrida, Annisokay, April Art, ASP, August Burns Red, Avralize, Benighted, Between The Buried And Me, Counterparts, Cult Of Luna, Destruction, Dimmu Borgir, Donots, Fiddler's Green, Fit For A King, Gaerea, Gojira, Gutalax, Hanabie., Hiraes, In Extremo, League Of Distortion, Machine Head, Mr. Hurley & Die Pulveraffen, Non Est Deus, Obituary, Rivers Of Nihil, Royal Republic, Septicflesh, Slope, Static-X, Tarja und Marko Hietala, The Halo Effect, Thrown, Unleashed und Wind RoseSummer Breeze Open Air, Dinkelsbühl, Dinkelsbühl

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