Ministry
DefibrillaTour
Konzertbericht
Anfang August ist in München der Bär los, Konzerte über Konzerte, oft sogar parallel. Am 06.08.12 stellt sich die Frage: MINISTRY oder DEFEATER? Wieder mal eine dieser Entscheidungen, die den geneigten Hartmusikhörer quält. Also Hardcore oder Industrial Metal mit schwerer Nostalgieschlagseite? Die Entscheidung fällt auf Letzteres. Wer weiß, wie oft man den guten Herrn Jourgensen noch live zu sehen bekommt.
MINISTRY haben es ja sogar wieder einmal zu einem neuen Album gebracht (angeblich sogar recht gelungen…), obwohl das ja eher Randnotiz sein dürfte. Hier geht es schließlich um knappe 30 Jahre Bandgeschichte. Oder um knappe 30 Jahre Al Jourgensen. Denn, wer sich einmal die Wikipediaseite von MINISTRY zu Gemüte führt, wird feststellen, dass die Band, mit etwa 35 ex-Muckern, wohl über eine der längsten Listen ehemaliger Mitglieder überhaupt verfügt.
Na, dann sind wir mal gespannt. Die Tore öffnen sich angeblich um 20 Uhr, unsere Ankunft dann um 20:15 Uhr. Alles super. Das Publikum (Alterschnitt sicherlich bei knapp 30 Lenzen) besteht aus der erwarteten Mischung aus schlechtgekleideten Nerds und nerdigen Schlechtgekleideten. So hat man das erwartet, da fühlt man sich doch gleich wohl.
Erst mal ein Bier holen. Kann ja bald mit der Vorband losgehen. Nach zwei Bier und umfangreicheren Aufbaumaßnahmen auf der Bühne inklusive verhängtem Mikrofonständer reift allerdings der Verdacht, dass die Vorband entweder schon gespielt hat (wann das gewesen sein soll, bleibt allerdings unklar) oder ersatzlos gestrichen wurde. Na, seis‘ drum. Man ist ja eh wegen des großen Zeremonienmeisters hier.
Und man ist nicht alleine. Das Werk im Backstage ist ja nicht gerade die kleinste Location und sie ist gut gefüllt. Sicherlich 6/7/800 zahlende (immerhin um die 30 Euro!) Gäste werden es sein, angenehme Überraschung.
Die Herren legen auch gleich gut los. Und das in einer ordentlichen Lautstärke. Al Jourgensen gibt den krummbuckeligen Brüllzwerg, der sich auf sein Totenkopfmikro stützt, ständig standesgemäß gegen Politik- und Finanzwelt wettert, Flüppchen schmauckt, oft plötzlich stark betrunken wirkt und voll in seiner Rolle als Prediger aufgeht. Dabei schwankt die Wirkung seines seltsamen Industrial-Outfits immer wieder zwischen angenehm freakig und leicht lächerlich. Naja, über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Das Publikum geht jedenfalls gut mit und stört sich auch nicht an der klassikerlosen Hauptsetlist (siehe unten). So wird es dann allerdings iiiiirgendwann doch ein wenig monoton, da helfen alle Dezibel nicht, Lautstärke ist nun mal doch nicht alles.
Die Alltimehits folgen dann im Zugabenblock „So What“ ist bombe, „Just One Fix“ eh, die Leute gehen nochmal ordentlich ab. Cool. Auch wenn natürlich viele viele Hits fehlen… kein „Filth Pig“, kein „The Fall“, „Burning Inside“, „Breathe“, „Jesus Built My Hotrod“, „Reload“, etc. aber man kann ja nicht alles haben. Das ist heute schon ziemlich gut soweit… 19 Songs lang steht der alte Mann auf der Bühne, also absolut „Value for money“, alle Augen auf ihn gerichtet, die übrigen Bandmitglieder machen das fett und fehlerfrei, bleiben aber gesichtslos und so würde es wohl niemanden wundern oder gar stören, wenn die Ex-Liste demnächst wieder mal um einige Namen erweitert würde…
Gute Show.
Setlist (Bühnenzettel):
• Ghouldiggers
• No W
• Rio Grande Blood
• Senor Peligro
• Lieslieslies
• 99 Percenters
• Watch Yourself
• Life Is Good
• Waiting
• Worthless
• Relapse
• The Last Sucker
• Khyber Pass
• Psalm 69
• N.W.O.
• Just One Fix
• Thieves
• So What
• United Forces
text: struch
fotos: haslauer
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