Artefuckt - Ethik

Review

ARTEFUCKT haben Anfang des Jahres ihren Drummer Ulrich Cichy (früher auch bei BETONTOD hinter den Kesseln) plötzlich verloren, mitten in den Arbeiten zu ihrem vierten Studioalbum. Nach einer längeren Trauerphase kehrt die Deutschrock-Band nun mit „Ethik“ zurück – einem Album, das sicherlich anders ausgefallen wäre, hätte es das Schicksal anders gewollt. Seit gut einer Woche ist das Werk nun auf dem Markt und wir schauen, was die Band seit dem vor drei Jahren erschienenen „Gemini“ auf Silber- und Vinylscheibe gebannt hat.

ARTEFUCKT stellen die Frage nach dem Richtig und dem Falsch

Das neue Album trägt den Titel „Ethik“, weil laut der Band die Frage nach dem ethischen Grundsatz in der heutigen Zeit besonders präsent ist. Einen Titeltrack gibt es nicht, das Album spiegelt erneut einen Lebensabschnitt der Band wieder, in welchem sie sich die vergangenen drei Jahre befunden haben.

Das klingt jetzt alles sehr bedeutungsschwanger, aber letzten Endes ist „Ethik“ ein ehrliches, gut hörbares Deutschrock-Album, welches in erfreulich wenig Fettnäpfchen des Genres tappt. Es hat über viele Songs hinweg eine erstaunlich positive Attitüde, Songs wie „Lauf“ oder „Lasst uns“ sind nicht nur wie für Livekonzerte gemacht, sondern vermitteln ein Gefühl der Leichtigkeit und des Nach-vorne-Schauens. Wer es doch etwas getragener mag, für den haben ARTEFUCKT „Lasst uns“ gleich in zwei Versionen vertont, „Lasst uns Part 2“ ist textlich identisch, gewinnt durch den halbballadesken Ansatz aber eine ganz andere, nicht minder intensive Atmosphäre.

Mit „Abendmahl“ hat Bandkopf und Songwriter André Donay Drummer Ulrich Cichy einen sehr schönen, musikalischen Abschiedsbrief geschrieben. Sehr schön dabei ist, dass dieser nicht als ruhige Ballade daher kommt, sondern ein flotter Punkrocker ist – ganz wie es Cichy vermutlich gewollt hätte. Der Text ist dabei natürlich rührend, aber passend und ein würdiger Abschied.

„Zurück ins Glück“ arbeitet in Retrospektive die Zeit der Pandemie gelungen ein (hoffentlich) letztes Mal auf. Abgeschlossen wird „Ethik“ hingegen erneut von zwei auf ihre ganz eigene Art und Weise emotionalen Themen. Zum einen mit „Himmelszelt“, welches ein weiteres Abschiedslied an Donays Mutter darstellt, dieses Mal balladesk unterlegt, aber ebenfalls wunderschön getextet. Das als Bonustrack betitelte „Stop War“ steht für sich. Es ist ARTEFUCKTs erster Song in englischer Sprache und ist selbstverständlich ein Antikriegssong, welcher allgemein verstanden werden kann, dessen Inspiration allerdings vermutlich sehr konkret östlich von uns liegt.

„Ethik“ zementiert ARTEFUCKTs Status als eine der wichtigsten Deutschrockbands

Vier Alben – vier Treffer. Im Gegensatz zu vielen Genrekollegen, die irgendwann stilistisch abgedriftet sind, sich wiederholen oder denen schlichtweg nichts mehr einfällt haben ARTEFUCKT mit „Ethik“ erneut ein starkes Album geschaffen, das zur Oberklasse seines Genres gehört. Viele Killer finden sich auf dem Album, Filler sind wenige dabei – „Leck mich!“ haben HÄMATOM vielleicht schon besser geschrieben. Insgesamt ein starker Wurf in einem Genre, das auch viel Mittelmaß produziert.

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23.10.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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