Old Ruins
Auf der Spur des dunklen Wanderers
Interview
OLD RUINS aus Gelsenkirchen haben kürzlich mit „Always Heading East“ ein starkes Langspieldebüt vorgelegt. Darauf haben sich die Ruhrpott-Black-Metaller ein erstaunlich wenig behandeltes Thema vorgenommen und ihrer Passion für die Videospielreihe Diablo gleich mit einem ganzen Konzeptalbum Tribut gezollt. Wie es dazu kam und wie der Sprung vom Bildschirm auf die Platte funktioniert hat, erklärt uns Leadgitarrist und Sänger Christian „Kraje“ Krajewski im Interview.
Hi und Gratulation zum tollen Debütalbum. Wer sind OLD RUINS, stellt euch unseren Lesern doch mal kurz vor.
Hallo Hans und Dankeschön. Wir von OLD RUINS kommen alle aus Gelsenkirchen und bestehen aus: Alexander Czernik am Schlagzeug, Ersin Kara an der Gitarre, Oliver Krajewski am Bass und meiner Wenigkeit an der Leadgitarre und dem Gesang.
Ihr seid ja auch noch in anderen Bands aktiv, sind deshalb drei Jahre zwischen eurer EP und „Always Heading East“ ins Land gezogen?
Ja, zum Zeitpunkt der Bandgründung waren wir alle noch in mehreren Bands aktiv, mittlerweile spiele aber nur noch ich in einer weiteren Band. Ich spiele bei SMORRAH den Bass. Die wirklichen Gründe warum so viel Zeit vergangen ist zwischen der EP und dem Album sind zum einen die Tatsache, dass wir die EP mitten in der Pandemie rausgebracht haben. Wir haben noch unsere Aufnahmen abschließen können und auf einmal kam dann der große Lockdown.
Wir proben in einem städtischen Gebäudekomplex und der wurde dann erstmal für acht Monate geschlossen. Also hatten wir in dieser Zeit keine Möglichkeit, weiter an Songs zu arbeiten. Wir haben zwar zu Hause einige Sachen geschrieben und aufgenommen, aber das richtige Songwriting findet bei uns im Proberaum und gemeinsam statt. Und streng genommen sind eigentlich nur zwei Jahre vergangen, denn das Album wurde bereits im September letzten Jahres fertiggestellt. Wir waren aber so zufrieden und überzeugt von dem Album, dass wir beschlossen haben mit der fertigen Scheibe auf Labelsuche zu gehen.
Wir haben im Bezug auf die EP schon häufiger Anfragen auf Vinyl gehabt und wollten das Album schon gerne irgendwie auf Vinyl bringen. Und als wir dann auch mit Doc Gator Records ein passendes Label gefunden haben, war Geduld gefragt. Die Lieferzeiten für Vinyl lagen zu dem Zeitpunkt bei acht bis zehn Monaten. Und das sind auch schon die einzigen Gründe für die lange Zeitspanne.
Inhaltlich habt ihr euch (bisher) ganz dem Thema Diablo verschrieben. Mich wundert, dass sich noch nicht mehr Metal-Bands damit beschäftigt haben, eignet sich die Story doch bestens für ein Metal-Album. Wer kam auf die Idee, seid ihr alle Fans der Reihe?
Ganz ehrlich? Das wundert mich auch. Die Idee stammt tatsächlich von mir und unserem Schlagzeuger. Wir sind aber alle Fans der Spielreihe. Ich kann gar nicht sagen wie viele Stunden ich insgesamt gespielt habe. Aber manche würden sagen, man hätte seine Zeit auch anders nutzen können. Sowohl die Atmosphäre als auch die Story des Spiels zieht mich bis heute in den Bann.Und ich glaube das spiegelt sich in der Musik auch ganz gut wieder.
Welcher Diablo-Teil ist euer Favorit und spielt ihr auch den aktuellen Ableger?
Bis vor wenigen Monaten hätte ich noch gesagt Diablo 2 – Lord of Destruction. Aber der neue Teil ist so grandios gut, dass die beiden sich regelmäßig um den ersten Platz bei mir streiten. Ich fand die Story beim zweiten Teil so genial mit allen Cutscenes und all der Tragik um die Figur des dunklen Wanderers.
Einst der Held der Diablo besiegt hat, und nun eine Marionette des Bösen der den großen Übeln bei ihrem Plan hilft. Und dann erst die Erweiterung mit Lord of Destruction. Das war und ist einfach großartig. So konnte mich Diablo 3 nie abholen , aber beim neuen Teil ist vieles wieder genauso gut oder teilweise besser als beim zweiten Teil.
Werdet ihr Diablo auch als Grundlage für weitere Veröffentlichungen verwenden oder hat sich das Thema erstmal erschöpft? Und gibt es irgendwelche anderen Games, die ihr gerne mal musikalisch umsetzen wollt?
Wir fühlen uns da in der Thematik erstmal sehr wohl. Und ich denke es gibt noch einige Dinge zu erzählen. Wir wollen natürlich nicht immer die selbe Leier bringen. Aber es gibt ja auch genug Möglichkeiten, sich weiter in dem Diablo-Universum zu bewegen, ohne sich ständig zu wiederholen. Ohne jetzt groß zu spoilern geht unser Album ja auch mit einem offenem Ausgang zu Ende.
Wie kann man sich denn die Entstehung des Albums vorstellen. Einige der Songs waren ja bereits auf eurer EP vertreten, wolltet ihr das inhaltliche Konzept mit „Always Heading East“ einfach noch mal umfangreicher angehen?
Das Konzept von „Always Heading East“ ist von Anfang an klar gewesen. Die Geschichte des dunklen Wanderers zu vertonen. Zu dem Zeitpunkt als wir die EP aufgenommen haben fehlten uns allerdings noch Songs für das Gesamtwerk. Und die Songideen die wir zu dem Zeitpunkt hatten waren alle nicht so ausgereift. Wir nehmen nicht immer die erstbeste Idee, sondern tüfteln da wirklich so lange rum bis es von vorne bis hinten passt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man ansonsten das Konzept passend einfangen könnte.
Und so haben wir die EP erstmal aufgenommen um ein Lebenszeichen abzugeben. Selbst wenn es kein Konzeptalbum gewesen wäre, wie viele Bands haben die Songs ihrer ersten Demos und EPs mit auf das erste Album genommen? Alleine schon um die Songs nochmal in einem frischen Soundgewand zu haben.
Kommen wir zur Musik selbst. Ich höre da viel altes Schwedenzeug zwischen Black Metal und frühem Melodic Death Metal (Stichwort BATHORY, DISSECTION, IN FLAMES) mit einem Schuss IMMORTAL, aber auch jede Menge klassische Heavy-Metal-Einflüsse. Trifft das eure Einflüsse in etwa und möchtet ihr noch was ergänzen?
Ja das trifft es schon sehr gut. Besonders IMMORTAL und DISSECTION. Und was die klassischen Heavy-Metal-Einflüsse angeht, bei uns läuft auch regelmäßig MAIDEN, PRIEST , SABBATH usw.
Ihr habt einige sehr eingängige Riffs und Melodien auf dem Album. War es euch wichtig, dass eure Songs trotz der düsteren, etwas melancholischen Grundstimmung gut reinlaufen und auch hängen bleiben?
Also beabsichtig war das nicht. Wenn wir einen Song anfangen, dann wissen wir manchmal auch nicht genau wo die Reise dann hingeht. Wir haben ja auch eher selten mal so etwas wie einen richtigen Refrain in den Songs. Das bietet sich nicht immer so an und wenn der Song dann trotzdem hängen bleibt, hat er dann auch nicht unbedingt einen Refrain gebraucht.
Dass wir natürlich immer auch irgendwie melodisch abdriften, das muss ich auf meine Kappe nehmen. Manchmal sind die Songs viel roher geplant als es dann am Ende doch klingt. Und wie du schon geschrieben hast, es wird ja nicht fröhlich daher gedudelt sondern die düstere, drückende Stimmung untermalt.
Was wirklich wichtig ist für uns, dass sie Songs eine Geschichte erzählen. Lyrisch wie musikalisch. Wir haben keine Grenze für Stilmittel oder Dinge die wir verwenden wollen oder dürfen. Wenn es letzten Endes zu dem Song passt, dann ist alles erlaubt.
Zu guter Letzt, wie sieht es denn in der nahen Zukunft bei euch aus. Habt ihr ein paar Gigs oder sogar eine Tour geplant?
Wir haben jetzt erstmal noch zwei Auftritte dieses Jahr. Waren ja Live generell noch nicht so groß aktiv bis jetzt. Am 11.11. im Helvete in Oberhausen und am 2.12 im Kultopia in Hagen. Eine Tour ist erstmal nicht geplant aber wer weiß was noch so kommt.
Ich danke euch für das Interview, das letzte Wort gehört euch!
Vielen Dank für das gute Review und für das unterhaltsame Interview. Auf Bald!
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Stile | Melodic Black Metal, Melodic Death Metal |
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Diablo mag sicher ’ne umfangreiche Story haben, die Spiele an sich – zumindest Teil 3 und 4 – finde ich allerdings ziemlich langweilig. Dieses stumpfe Monsterkloppen ist nicht wirklich mein Ding.
Ich kenne leider kein Spiel, wo die Mischung perfekt ist. ARPGs sind idR etwas stumpf, wenn man keine Wissenschaft aus der Skillung macht und da Spaß dran hat und richtige RPGs sind mir zu fummelig mir Rätsel lösen und so’n Kack der der den Spielfluss ausbremst, oder man findet ’nen blöden Schlüssel/Person nicht, weiß nicht wohin usw…
Ich bin großer Fan der „Soulsborne“-Spiele von From Software, also Dark Souls, Bloodborne und Elden Ring. So was ist genau mein Fall. Allerdings habe ich für mich auch festgestellt: Wenn sich irgendein anderer Entwickler als From Software an solch ein Spiel wagt, wird’s nicht so gut wie eines der „Originale“. Da bin ich aber vielleicht auch ein bisschen Fanboy…
Vielleicht wäre Lies of P was für dich? Die Videos auf YT sehen ganz gut aus, wenn man sowas mag.
Ich spiele hauptsächlich oldschool Roguelikes, nur ein Leben, aber Rundenbasis. Ganz gemütlich (dennoch sauhart) wie „alte Knacker“ das nun mal machen. 😀
Sowas wie Dungeons of Dredmore oder Caves of Qud.
Lies of P habe ich tatsächlich schon angespielt. Ist nicht schlecht – aber eben nicht so gut wie eines der Originale, wie ich schon schrieb. 🙂