Hellyeah
Interview mit Drummer Vinnie Paul
Interview
Schlagzeuger-Legende Vinnie Paul hat nach dem Tod seines Bruders Dimebag Darrel eine Weile gebraucht, um festzustellen, dass Musik auch nach wie vor sein Lebensinhalt ist. Zusammen mit Sänger Chad Gray und anderen Musikern der Progressive/Nu-Metal-Band MUDVAYNE spielt der ehemaige PANTERA-Drummer seit einiger Zeit bei HELLYEAH, eine Band, die auf den ersten beiden Alben Southern Rock-Elemente und den PANTERA-typischen Groove zu einer Einheit verschmolz. Warum die neue Scheibe „Band Of Brothers“ musikalisches näher an den Hauptbands der beteiligten Musiker ist, und ein paar interessante andere Dinge, erzählte uns der gemütliche Texaner im Interview.
Hallo, Vinnie, lass und zunächst über das neue HELLYEAH-Album sprechen. „Band Of Brothers“ ist für mich eines der besten Alben an denen du seit den frühen Neunzigern mitgewirkt hast. Sie ist einer sehr wütende, energiegeladene Scheibe, bei der ich mich frage, wo nach all diesen Jahrzehnten, die die beteiligten Musiker schon in der Metal-Szene aktiv sind, noch die Wut und der Zorn herkommt.
Ich liebe es einfach, Musik zu machen, all die Aggression loszuwerden, die sich in einem angesammelt hat. Mit den ersten beiden HELLYEAH-Alben wollten wir aus unserem Trott ausbrechen und mal etwas anderes machen, ein wenig herumeperimentieren, mit Southern Rock und ein bisschen Blues hier und da, stellenweise hatten wir sogar ein paar Country-Einflüsse. Das war diesmal anders, mit „Band Of Brothers“ wollten wir zurück zu unseren Wurzeln und zu der Musik, mit der wir damals berühmt wurden und für die uns die Leute kennen. Heavy Metal eben.
Ich habe zum Beispiel einen sehr typsichen Drumsound, und auf den habe ich für „Band Of Brothers“ wieder konzentriert. Chad hat eine typische Art zu singen, und auch das hat er exakt so getan, wie man es von ihm gewohnt ist.
Viele nennen HELLYEAH ja eine Supergroup. Ich habe durch den Albumtitel und auch durch das Cover das Gefühl, dass die Scheibe auch ein Statement ist in die Richtung, dass HELLYEAH einfach viel mehr ist, nämlich eine Band aus Freunden, die gemeinsam Musik macht, dir ihr wichtig ist.
Damit hast du es auf den Punkt gebracht. Unser Kontakt kam nicht durch Manager zu Stande, die auf uns eingeredet haben, sondern die Idee zur Band entstand von uns aus, weil wir Lust dazu hatten, gemeinsam Musik zu machen. Die Chemie war sofort hervorragend und wir haben schon Songs geschrieben, lange bevor wir uns überhaupt nach einem Manager und einem Label und so weiter umgesehen haben. In unserem persönlichen Leben ist viel passiert, das hat uns auch zusammengeführt, und so entstand auch der Titel des neuen Albums. Und die „Band of Brothers“ sind nicht nur wir als Musiker, sondern damit sind auch unsere Fans gemeint, die Leute die unsere Musik hören und zu unseren Konzerten kommen. Wir waren bis heute immer eher eine Underground-Band, und dadurch entstand dieses Zusammegehörigkeitsgefühl, dem wir Ausdruck verleihen wollten.
PANTERA und MUDVAYNE sind musikalisch sicherlich nicht so ähnlich, dass eine Zusammenarbeit von Musikern dieser Band wie die natürlichste Sache der Welt erscheint.
Ins Rollen kam die Geschichte im Jahr 2000, als MUDVAYNE und DAMAGEPLAN gemeinsam auf Tour waren. Damals gab es schon einen Kern, der zuammen Musik machen wollte, aber auch aufgrund er Aktivitäten ihrer jeweils anderen Bands kam nie wirklich eine Tour zu Stande. Als die Jungs 2005 einen Drummer gesucht haben, wurde ich angerufen. Ich hatte seit dem Tod meines Bruders nicht mehr öffentlich Musik gemacht und brauchte noch etwas Zeit, deshalb hab ich die ersten paar Male abgelehnt. Aber sie gaben nicht auf und haben immer wieder mit mit telefoniert, haben gesagt „Na los, Vinnie, du musst in unserer Band Schlagzeuger werden.“ Eines Abends hab ich mich mit einem Glas Rotwein hingesetzt, darüber nachgedacht und kam zu dem Schluss, das Schlimmste, was passieren könne, ist, dass es ncht funktioniert, also war es einen Versuch wert.
Zwei Wochen später sind sie zu mir nach Texas gekommen, wir hatten einen netten Abend und am nächsten Tag gingen wir uns Studio und haben drei Songs oder so geschrieben. Der Vibe war sofort ganz speziell, und es war so, als ob Dime bei uns wäre. Und seit diesem Zeitpunkt weiß ich, dass das die richtige Entscheidung war, und gebe 100% für HELLYEAH.
Wenn der Drummer einer so wichtigen Band wie PANTERA war, dann haben die Fans automatisch hohe Erwartungen und viele werden alles, was du tust, immer mit deiner alten Arbeit vergleichen. Stört dich das manchmal oder kannst du damit leben?
Das muss man so gut es geht, ignorieren und weiter sein Ding durchziehen. Ich hoffe, das Einige von denen, die mein Schaffen bei PANTERA verfolgt haben das auch bei HELLYEAH tun, und dass sie verstehen, dass es einfach eine andere Band ist. Und ich glaube, dass auch HELLYEAH es schaffen können, sich ein Denkmal zu setzen. Man muss auch bedenken: Mit PANTERA haben wir so gut wie jedes Jahr in Europa gespielt, mit HELLYEAH bisher einmal. Es wird also seine Zeit dauern, bis es sich ähnlich entwickeln kann, aber es freut und ehrt mich, dass so viele Menschen auf der Welt das mögen, was ich mit PANTERA geschaffen habe, und wenn jeder von ihnen HELLYEAH zumindest eine Chance gibt, dann kann es funktionieren.
Und ich habe das Gefühl, dass wir kurz davor sind, den Durchbruch in Europa zu schaffen. Unser Label ist in Europa sehr stark vertreten und auch Chad und ich waren schon in Europa, um Promotion zu machen. Die Reaktionen waren bisher alle positiv, überraschend positiv. Wenn man bedenkt, dass die ersten beiden Alben bei euch nicht die größte Aufmerksamkeit erhielten, die erste wurde bei euch nicht einmal veröffentlicht, dann denke ich, dass wir auf dem bestmöglichen Weg sind.
Gibt es bei HELLYEAH eine grundsätzliche Message und wie viel davon ist politischer Natur?
Nichts an unserer Musik ist politisch im eigentlich Sinne. Bei „WM Free“, einem Song der neuen Scheibe, geht es um ein paar Jugendliche, die für etwas angeklagt wurden, das sie nicht getan haben, nur weil sie sich so kleideten, wie sie es eben getan haben, und weil sie Metal hörten. Vor Kurzem wurden sie auf freien Fuß gesetzt. Das hat natürlich gesellschaftliche Relevanz, aber ich glaube nicht, dass unsere Songs wirklich politisch sind. Chad schreibt gerne etwas verschachtelte Texte, die man verschiedenartig Interpretieren kann. Das ist diesmal oft sehr anklagend und wütend, aber mit „Drink Drank Drunk“ kommt auch wieder unsere spaßige Seite zum Ausdruck.
Wenn es etwas gäbe, was du an der aktuellen Entwicklung der Musikindustrie ändern könntest, was wäre es?
Bedenklich finde ich die große Zahl an technischen Hilfsmitteln, die einfach Musik viel zu schnell und viel zu künstlich entstehen lassen. Als wir mit PANTERA „Cowboys From Hell“ und „Far Beyond Driven“ aufnahmen, mussten wir alles noch selbst einspielen, was der Musik einen echten, authentischen Charakter gab. Heute ist es viel zu einfach, auch ohne musikalisches Können irgendetwas aufzunehmen. Man muss nur irgendwelche Knöpfe drücken und Dateien verschieben und alles ist so, wie man es haben will. Die Fähigkeit, zu musizieren, Spielen zu können, sie geht dabei abhanden.
Was ist an den Gerüchten über eine PANTERA-Reunion mit Zakk Wlyde als Gitarrist dran?
Das ist ein Gerücht, weil Zakk mit mir gut befreundet ist und auch ein guter Freund meines Bruders war. Gäbe es so etwas wie eine PANTERA-Reunion, dann wäre er der richtige Mann dafür, aber da mein Bruder Dime so wichtig war für PANTERA und diese Band eine so ruhmreiche Geschichte hat, möchte ich nicht irgendetwas aufbauen, was dem nicht gerecht werden kann. PANTERA haben die Musiklandschaft 14 Jahre geprägt, und ihr habt sechs oder sieben Alben, die ihr euch anhören könnt, aber die Zeiten sind einfach vorbei.
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