Marduk
Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde!
Interview
Mit „Memento Mori“ haben MARDUK unlängst ein neues Album veröffentlicht, das zwar vor brutalem, räudigen Black Metal überquillt, auf plattgetretene Provokationspfade allerdings weitestgehend verzichtet. Gerade im Vorfeld machte die Band erneut von sich reden, als sie ihren Bassisten Joel Lindholm direkt nach einem Auftritt feuerte, bei dem er einen Hitlergruß gezeigt hatte. Damit sollten gewisse Vorbehalte wohl ausgeräumt sein. Indes finden sich auf dem fünfzehnten Studioalbum keine unmittelbaren Bezüge zu Krieg und Panzern. Über diese und weitere Themen haben wir mit Bandgründer und Gitarrist Morgan Hakansson im heimischen Schweden telefoniert. Aufgrund der ländlichen Umgebung kam es während des Gesprächs immer wieder zu Unterbrechungen, was den Hünen aber nicht aus der Ruhe bringen konnte und er sich als eine Mischung aus sympathischem Gesprächspartner und einer geisterhaften Autorität mauserte.
Hey Morgan, wie geht´s?
Mir geht´s gut, danke. Alles ist unter Kontrolle und kann mich nicht beschweren.
Cool. Dann lass uns doch über „Memento Mori“ sprechen. Sofern Du Lust dazu hast?
Natürlich (lacht)!
Es ist bereits das 15. MARDUK-Album. Also erstmal Glückwunsch dazu.
Dankeschön.
Was ist denn der wichtigste Aspekt im Zusammenhang mit „Memento Mori“, über den Du unbedingt sprechen möchtest?
Das ist schwer zu sagen, denn jedes Album ist auf unterschiedliche Art und Weise wichtig für uns. Aber sicherlich steht die Platte für das, was die Band letztlich ausmacht. Außerdem reflektiert sich die Musik darauf ziemlich gut auf die Lyrics und umgekehrt.
Natürlich liefert Ihr auch wieder den gewohnt rohen und ursprünglichen Black Metal, den man von Euch kennt, ohne dabei in irgendeiner Weise LoFi zu wirken. Viele andere Bands zelebrieren aber genau das, um oldschoolig zu wirken. Was hälst Du davon?
Die Leute können machen, was immer sie wollen. Aber natürlich klangen die meisten alten Bands ursprünglich nicht nach Oldschool, weil es das damals, als sie im Studio waren, einfach noch nicht beeinflussen konnten. Ohnehin denke ich, dass jeder den Sound bekommen soll, den er haben will. Man muss zufrieden damit sein. Zu einige Bands passt ein primitiver Sound, aber für uns ist es schon wichtig, dass man auch alles heraushören kann. Wir klingen ja trotzdem dreckig und roh und garantiert nicht poliert. Aber man hört trotzdem alle Parts heraus, was auch die Power zum Vorschein bringt.
Gerade die Gitarrenparts und Melodien zeugen von hoher Musikalität in Eurem Songwriting. Wie läuft das denn üblicher Weise ab?
Das ist von Album zu Album und von Song zu Song wirklich unterschiedlich. Es geht nicht immer darum, dass wir einen Song gemeinsam schreiben. Aber wir gehen schon kreativ vor, um ein Brett zu liefern. Das ist das einzige, an das wir dabei denken. Es ist wichtig, dass die Lieder eine Vision in dir auslösen.
Früher hat man ständig Zitate von Dir gelesen, in denen Du gesagt haben sollst, dass MARDUK die satanischte Band aller Zeiten werden würde. Wie wichtig ist Dir das heute noch?
Wir waren damals 17 Jahre alt und das wichtigste war für uns immer, Dinge die bereits vorhanden waren, auf ein neues Level zu bringen.
Der Ausdruck „Memento Mori“ bezieht sich auf ein Ritual aus dem antiken Rom, als man siegreichen Heerführern einen Lorbeerkranz verliehen hat und mit den Worten „Gedenke zu sterben“ begleitet hat, was letztlich als Erinnerung an die eigene Sterblichkeit zu verstehen sein sollte. Was bedeutet der Titel eigentlich für Dich?
Weißt Du, diese Worte beschreiben auf so einfache Weise etwas ganz Wichtiges. Egal was Du tust, vergiss nicht, dass Du irgendwann sterben wirst. Natürlich kann das für jeden etwas anderes bedeuten. Aber für uns ist die Bedeutung, die ihren Ursprung im Römischen Weltreich hatte und sich über das Mittelalter bis in die Neuzeit nicht verändert hat, immer noch die gleiche. Wir wollten einen Soundtrack dazu schreiben.
Das Album-Cover ist auch wieder kein typisches MARDUK-Artwork, wenn man davon überhaupt sprechen kann…
Unsere Album-Cover waren immer unterschiedlich! Es musste schon immer eine Reflektion des Themas der jeweiligen Platte sein.
Wer hat das Bild angefertigt?
Unser Sänger. Er hat sich schon immer um die Layouts gekümmert.
Es gibt zwei Songs auf dem Album, die konzeptionell zusammenhängen könnten. Gemeint sind „Heart Of The Funeral“ und „Blood Of The Funeral“. Gibt es eine Verbindung?
Nein, „Memento Mori“ ist ja kein Konzeptalbum. Grundsätzlich sollte sich jeder mit den Songs beschäftigen und herausfinden, was sie für ihn aussagen. Also macht Euch bereit für den Ritt und genießt ihn.
Insgesamt ist das Album gnadenlos schnell, bis auf „Shovel Beats Sceptre“, bei dem Ihr gemächlicher vorgeht? Musste das sein, um für Abwechslung zu sorgen oder macht Ihr Euch über sowas grundsätzlich keine Gedanken?
Nun, natürlich müssen die Songs in unserer Vorstellung miteinander funktionieren. Das ist aber eher ein natürlicher Flow, würde ich sagen.
Ansonsten geht „Memento Mori“ schon voll auf die Zwölf.
Yeah. So mögen wir das! Es geht um den Moment und nicht darum, alles zu übertreiben.
Nachdem „Viktoria“ thematisch nicht unumstritten war, kommt „Memento Mori“ was das betrifft geradezu zahm daher. Liegt das vielleicht am Verhalten und dem sofortigen Rausschmiss von Joel Lindholm?
Nein, damit hat das gar nichts zu tun. Wir haben zwei Alben zum Thema Krieg hintereinander veröffentlicht und wollten jetzt einfach etwas Anderes machen.
Langweilen Dich die immer wieder befeuerten Gerüchte darüber, dass MARDUK eine politisch rechte Schlagseite besitzen nicht?
Natürlich, gerade wenn ein ehemaliges Mitglied sich dementsprechend verhalten hat. Allerdings waren bei Joel auch andere Dinge problematisch, weswegen wir ihn schließlich feuerten.
Also hat Joel eine rote Linie überschritten, die in der Welt von MARDUK, im Vergleich zu den meisten anderen Bands durchaus als großzügig auslegungsfähig bezeichnet werden kann?
Es geht nicht nur um diese eine Sache die er auf der Bühne gemacht hat. Wenn man sich die komplette Show noch einmal ansieht, wie fertig er da ist und gar nicht merkt, was er tut. Es waren halt auch Leute wegen ihm dort. Wenn Du solche Freunde hast, brauchst Du wirklich keine Feinde.
Ist es Zufall, dass das Veröffentlichungsdatum der Platte ausgerechnet auf den 01. September fällt (am 01.09.1939 begann der zweite Weltkrieg, Anm. d. Red.)?
Natürlich weiß ich, was das für ein Datum ist. Aber die Veröffentlichung von „Memento Mori“ hat nichts damit zu tun. Das ist sicherlich nur ein Zufall.
Was war die schwierigste Entscheidung in dreißig Jahren MARDUK?
Das kann ich unmöglich beantworten, weil es so viele gute als auch schlechte Entscheidungen gab. Allerdings bereuen wir auch keine dieser Entscheidungen, denn Fehler gehören zum Lernprozess im Leben dazu. Natürlich ist es manchmal hart und stressig in der Band, aber so läuft das nunmal. Ich könnte auch nichts dazu sagen, wenn mich jemand fragen würde, was das Highlight in all den Jahren war. Diese Dinge verändern sich im Laufe der Zeit.
Wie habt Ihr die Show beim Summer Breeze vor ein paar Wochen erlebt? Es ist immerhin eines der größten Metal-Festivals in Deutschland.
Es war großartig. Wir sind sehr dankbar dafür. Gerade weil wir immer mit einer sehr kleinen Crew auf Tour sind und vor Ort alles so gut geklappt hat.
Was steht als nächstes an? Vielleicht eine große Tour?
Wir werden eine Tour durch Asien machen und dabei Japan, China, Taiwan, Hongkong und Indien besuchen. Wir sind dann ein paar Tage zu Hause und starten dann nach Lateinamerika und reisen dort nach Kolumbien, Ekuador, Mexiko, Argentinien, Chile und Brasilien.
Was denkst Du über die Fans dort (in Lateinamerika)? Sie sind ja bekannt für ihre ganz eigene Energie.
Ja, aber auf der ganzen Welt gibt es spezielle Phänomene bei den Fans. In Deutschland und den Niederlanden zum Beispiel, da hat die Crowd genauso viel Energie.
Das hat auch mit der Art Eurer Musik zu tun…
Absolut. Speziell im Bereich des Extreme Metal, gehen die Leute immer mehr ab. Zurück zu unseren Tour-Plänen: Im November/Dezember werden wir wieder zu Hause sein und wohl ein paar kleine Sachen in Skandinavien machen. Nächstes Jahr folgt eine US-Tour und eine Europa-Tour. Wir haben dieses Jahr achtzehn Festivals gespielt, was eine Menge ist. Deshalb touren wir auch nicht sofort in Europa.
Welches in Dein Lieblings-MARDUK-Album?
Ich höre kaum meine eigene Musik, aber natürlich bringen einige Songs oder Alben auch gewisse Erinnerungen zurück. Dann ist genau dieses Album gerade mein Favorit, weil es in genau diesem Augenblick wichtig ist. Aber das ändert sich laufend. Genau darum geht es aber für mich. Man kann verschiedene Leute fragen, welches ihr Lieblingsalbum ist und sie werden alle ein anderes nennen. Das macht mich stolz. Persönlich liebe ich „Bonded By Blood“ von EXODUS.
Welche aktuellen Bands hörst Du gerne?
Am liebsten ist mir schon der Old-School-Shit.
Okay, das wars. Vielen Dank für das Gespräch und entschuldige noch einmal die schlechte Verbindung.
Ach was! Das passiert mir immer wieder, wenn ich mit Leuten spreche. Ich lebe in einem alten Haus auf dem Land und dort ist die Verbindung mies. Ich muss oft ums Gebäude laufen, bis es besser ist. Aber es funktioniert ja.
Vielen Dank und machs gut!
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Stile | Black Metal, Old School Black Metal, Raw Black Metal |
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