Wäre „Sun’s Heat“, das zweite, selbstproduzierte Lebenszeichen TASTE THE VOIDs, ein als Album verkaufter physikalischer Tonträger, würde ich mich an dieser Stelle über die Spielzeit von gerade einmal gut 21 Minuten echauffieren. Da die fünf Songs aber ausschließlich digital erschienen sind (und zwar bereits am 23. Mai) und das digitale Album für gerade einmal 40 Cent über die Bandcamp-Seite der Franzosen erhältlich ist, beschränke ich mich auf den Hinweis, dass der geneigte Hörer nicht mehr als eine EP erwarten darf.
Wie sieht das aber mit musikalischen Erwartungen aus? Die aus Nantes stammende vierköpfige Band bedient das immer als ‚Post-Hardcore‘ bezeichnete Genre, das aber sowohl musikalisch als auch atmosphärisch ganz unterschiedliche Bands hervorbringt. Ich sehe TASTE THE VOID in ihrem grundsätzlichen Ansatz in der Nähe von LIGHT BEARER, auch wenn die Franzosen erstens (noch?) nicht gegen die grandiosen Briten anstinken können und zweitens insgesamt ein wenig räudiger/sludgiger klingen.
Dass TASTE THE VOID das Zeug haben, wirklich großartige Musik zu kreieren, merkt man am Titeltrack und dem abschließenden „Disruption“, während die drei anderen Songs leider ziemlich durchschnittlich daherkommen und wenig Variabilität zeigen. Das ist meiner Meinung nach auch das größte Problem TASTE THE VOIDs: Sämtliche Songs bewegen sich in denselben rhythmischen Mustern (6/8-Takt galore!) und selbst die Gitarrenmotive zeigen eine beachtliche Gleichförmigkeit. Diese zu durchbrechen gelingt den beiden hervorgehobenen Songs durch einige ruhige Momente, feine harmonische Auflösungen und berührenden Klargesang.
So ist „Sun’s Heat“ ein Mini-Album, das zwei helle Momente offenbart, gegen die der Rest eher schattig wirkt. Wenn TASTE THE VOID es schaffen, sich auf ihre ohrenscheinlich vorhandenen Stärken zu konzentrieren und diese auf Albumlänge auszubauen, dürfte uns alsbald ein Post-Hardcore-Highlight ins Haus stehen.
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