Nach “Wicked Wonderland” veröffentlicht die Hard Rock-Legende LITA FORD mit “Living Like A Runaway” ihr zweites Album seit ihrem Comeback im Jahre 2008. Darauf besinnt sie sich, ganz der Anspielung im Titel auf ihre erste Band THE RUNAWAYS getreu, auf ihre musikalischen Wurzeln zurück. Zwar geht die Sängerin und Gitarristin natürlich nicht mehr so frisch und energisch zu Werke, wie noch in den 70ern und 80ern, doch zumindest die modernen Einflüsse, die ihr letztes Album prägten, hat LITA FORD nun größtenteils verbannt – wahrscheinlich zur Freude ihrer Fans, die eher kritisch auf “Wicked Wonderland” reagierten.
Schon der Opener “Branded” macht klar, wohin die Reise geht: Geboten wird straighter und mitreißender Hard Rock, bestückt mit knackigen Riffs und einem simplen, aber eingängigen Refrain, zu dem FORDs rockig-rotzige Stimme nicht besser passen könnte. In dieselbe Kerbe schlagen die Songs “Hate” und “The Mask”, doch irgendwie hat man das Gefühl, das Pulver sei recht fix verschossen worden. Die Titel sind gut, aber nicht mehr als das, der Funke will nicht so recht überspringen.
Dann jedoch wechselt LITA FORD überraschend die Marschrichtung auf “Living Like A Runaway”. Beim nachfolgenden balladesken Titeltrack und insbesondere bei dem ihrem Sohn gewidmeten “Mother” gewährt die Sängerin einen gänzlich neuen Blick auf sich, der den Eindruck von diesem Album plötzlich sehr verändert. Man spürt deutlich, dass hier nicht mehr die in Lack und Leder gehüllte Rockröhre der 80er zu Werke geht, sondern eine gewachsene und erfahrene Frau, die ihre Erfahrungen und Gefühle in ernste, ehrliche und aufrichtige Rockmusik hüllt. Und dies ist die Seite, die der Musikerin im Jahre 2012 wirklich entspricht, mit der sie Charakter zeigen kann und mit der sie so richtig punkten kann.
Ob LITA FORD die ersten im Vergleich zu den übrigen eher charakterschwachen Tracks auf “Living Like A Runaway” veröffentlicht hat, um zu beweisen, dass sie auch noch eine Menge Pfeffer im ihrem Allerwertesten hat, weiß ich nicht. Doch so oder so wäre das nicht nötig gewesen, denn Titel wie “Devil In My Head” und “A Song To Slit Your Wrists By” sind mit so viel Heavyness und Groove ausgestattet, dass man LITA FORD kaum unterstellen kann, weichgespült zu sein. Fans von ausdrucksstarker und einfach sehr guter Rockmusik können hier also bedenkenlos zugreifen. Einzig die schwächere Eröffnung des Albums sperrt den Zugang zu höheren Bewertungen.
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