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Eremita: Das meint die Redaktion

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Mit „Eremita“ legt Vegard ‚IHSAHN‘ Tveitan dieser Tage sein viertes Solo-Album vor, das den norwegischen Ausnahmemusiker variabler denn je, emotionaler als zuletzt und vor allem „bei sich selbst“ zeigt – zumindest war Rezensent Falk dieser Meinung. Ob er damit allein auf weiter Flur steht oder ob „Eremita“ auch andere Hörer begeistern kann, lest ihr im Folgenden:

 

Ich frage mich ernsthaft, ob die EMPEROR-Vergleiche tatsächlich kommen würden, wäre IHSAHN nicht einstiger Frontmann der norwegischen Black Metaller. Sicher, Referenzen an die alte Zeit finden sich, dch diese sind, um deutlich zusagen, nicht mehr als ein kleiner Fingerzeig – und das sicher nicht erst jetzt mit „Eremita“. Aber gut, entsprechend losgelöst sollte man das vierte Album IHSAHNs auch betrachten – und das funktioniert für mich überraschend gut.

 

Denn die Mischung aus Komplexität und Eingängigkeit, dieser Drahtseil, gelingt ihm bestechend spielerisch. Vermutlich liegt es daran, dass mich „Eremita“ im Vergleich zur vorangegangenen Alben-Trilogie emoetional wirklich packt. Ohne hier groß ins Detail zu gehen – das hat Kollege Falk nämlich schon sehr überzeugend erledigt [Man dankt – Falk] – können mich Songs wie das etwas lockere, aber packende „Introspective“, „Catharsis“ (unfassbar, wie schleichend und bedrohlich sich die Stimmung in einem ausbreitet) oder das erneut tief in die Gefühlswelt eindringende „The Grave“ völlig in ihren Bann ziehen. Das gelingt auf „Eremita“ zwar nicht immer, dazu geht mir IHSAHN dann zu gern mal zu abgedreht zu Werke, aber selbst hier sitzt man nicht gelangweilt oder mit tierischen Kopfschmerzen vor der Anlage. Dazu ist das Material technisch zu beeindruckend umgesetzt und selbst in seinen vertracktesten Momenten noch spannend, wenn auch nicht unbändig beeindruckend.

 

Wie gesagt, allzu weit ins Detail möchte ich gar nicht gehen, aber es sind gerade die kleinen Feinheiten, die „Eremita“ so fesselnd machen. Ob es nun die Saxophon-Klänge sind oder die Ausflüge in harschere Black Metal-Gebiete, es fügt sich wunderbar zu einer ganz eigenen Mischung zusammen. Ja, kurz gesagt ein sehr beeindruckendes und begeisterndes Album, das allerdings bei mir mit ein paar emotionalen Abstrichen nicht ganz oben in den Top-Alben des Jahres rangiert. (8/10)

 

(Jan Wischkowski)

 

 

 

Verkopfte, rationale Musik und die Emotionen – oft werden diese beiden Dinge (auch von mir) nur als Gegensatzpaar genannt, da es doch im Regelfall einfach zutrifft: „Diese Band ist zu verkopft, sicherlich nicht shclecht, aber emotional kommt da einfach nichts rüber.“ Und dann kommt alle zwei Jahre diese Norweger vorbei, der damals als Teenager ein ziemlich berühmtes Black Metal-Album [eins? – Falk] mit dieser einen ziemlich berühmten Band aufgenommen hat, und zeigt mal wieder, wo der Progressive-Hase langhoppelt.

 

Das heißt, halt, ganz so stimmt das ja nicht: Kollege Falk hat schon Recht, wenn er anmerkt, dass der Vorgänger „After“ ziemlich „anorganisch und steril“ klang – für mich der Hauptgrund, warum das Album nie so wirklich, hundertprozentig bei mir gezündet hat. Und nun also „Eremita“. Erwartungsvoll lege ich das Werk ein, merke beim ersten Durchlaufen schon, dass dieses Album um Längen natürlicher klingt – und lehne mich zurück, um die „Repeat“-Taste zu betätigen und mich so richtig auf das Album einzulassen.

 

Dieses beinhaltet letztlich so ziemlich alle Trademarks, die man IHSAHN nach mittlerweile drei Soloalben zuschreiben darf, erweitert diese aber wieder durch ein ganzes Stückchen mehr Eingängigkeit und … tada, Emotionen. Sei es das einmal mehr von Jørgen Munkeby betätigte Saxophon, das sich schwermütig und niedergeschlagen, aber immer auch ein bisschen visionär durch seine Parts jazzt, sei es der unverkennbare Gesang IHSAHNs, das hochtechnische und dennoch wirksame Gitarrenspiel oder aber der wunderbare Gesang der holden Ehefrau Ihriel im Rausschmeißer „Departure“: „Eremita“ macht es mir einfach, das Album zu mögen.

 

Es gibt sie also doch, nicht nur die gelungene Mischung aus Komplexität und Emotionen, sondern deren dialektische Verbindung zu einem gleichzeitig bewegenden und anspruchsvollen Ganzen – Chapeau, Herr Tveitan! (9/10)

 

(Stephan Möller)

21.06.2012

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