Pandora's Ball - Full Size Nothing

Review

Seit 2005 setzen PANDORA’S BALL bereits progressive Akzente im äußersten Südwesten der Republik. Da wurde es Anfang des Jahres höchste Zeit für die Veröffentlichung des Debütalbums der Freiburger. Einen Schnellschuss stellt „Full Size Nothing“ somit sicherlich nicht dar und doch verrät das Songwriting viel von der Ursprünglichkeit einer Band, die noch dabei ist, ihren eigenen Sound zu entdecken und weiterzuentwickeln.

Dass Gitarrist und Bandleader Arthur Schlichting früher Leadgitarrist einer Hard-Rock-Kapelle war, hört man genauso heraus wie die später hinzugekommenen Alternative- und Grunge-Einflüsse. Der Erstkontakt mit dem Stück „Cascade“ ließ mich hingegen an eine traditionelle, NWoBHM-beeinflusste Heavy-Metal-Combo denken. Dabei schaffen es die Freiburger aus der Summe dieser Einflüsse etwas weitaus größeres zu erschaffen, das mit dem Adjektiv „progressiv“ nur unzureichend beschrieben werden kann. Denn die harmonische Verquickung grundverschiedener Parts gelingt hier auf höchstem Niveau und wenn es an einzelnen Stellen noch etwas holpert, liegt das nicht daran, dass vereinzelt fremde Stilelemente nicht recht dazupassen wollen, sondern vielmehr daran, dass das Unkonventionelle nicht konsequent genug durchgezogen wird.

Auch spieltechnisch ist das hier gebotene noch nicht perfekt. Selbst die an sich brilliante Lead-Gitarren-Arbeit könnte eine zusätzliche Prise an Ausdruckskraft vertragen. Aber gerade wegen der kleineren Schwächen und Unsauberkeiten lohnt es sich, einmal ein Ohr zu riskieren, denn die vielen guten Ansätze, die Vielseitigkeit und die rohe Direktheit ihres Sounds machen PANDORA’S BALL äußerst interessant und wecken große Hoffnungen für die Zukunft der Band. Da passt auch die Stimme von Arthur Schlichting gut ins Bild, die mit viel Wiedererkennungswert und ihrer warmen Klangfarbe locker über hörbare technische Mängel hinwegtröstet.

Doch auch wenn Schlichting ein wenig im Vordergrund steht und es sogar auf den zweiten Platz beim bundesweiten „Leadgitarrist 2010“-Contest des „Guitar Magazine“ brachte, liegt die Stärke von PANDORA’S BALL doch in einer starken Team-Leistung. Denn ohne das satt groovende Rhythmus-Fundament von Bassist Markus Schillberg und Drummer Peter Strobel würde ein Song wie das hypnotisch-düstere „Holosex“ nicht so hartnäckig in den Gehörgängen festsetzen können. Hier zahlt es sich auch aus, dass unter anderem die Schlagzeug-Parts sehr professionell im Freiburger „Sportstudio“ unter der Obhut von REAMONN-Bassist Philipp Rauenbusch aufgenommen wurden, während die Band für einen Großteil der Gitarren- und Gesangs-Parts mit den etwas weniger kostenintensiven Emmendinger „Spiral Sound Studios“ vorlieb nehmen musste.

Unter dem Strich präsentieren PANDORA’S BALL mit „Full Size Nothing“ ein absolut rundes Debüt-Album. Kein Wunder also, dass die Band auch die Jury beim Demo-Marathon des Baden-Württembergischen „Play Live 2012“-Wettbewerbs überzeugen und verdientermaßen den Sprung in die Coaching-Phase schaffen konnte. So dürfen wir auf eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Freiburger hoffen und freuen uns jetzt schon auf ein mögliches Nachfolge-Album.

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09.06.2012

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