Spineshank - Anger Denial Acceptance

Review

Über zehn Jahre nach ihrem letzten Album „Self Destructive Pattern“ erscheinen SPINESHANK plötzlich wieder auf der Bildfläche. Zwischenzeitlich gab es neben einem Sängerwechsel und einer sechsjährigen Pause auch die Reunion des Original-Line-Ups, das bis heute Bestand hat. Eine lange Zeit, und ob sich ein jeder Fan noch an seine vielleicht einstigen Lieblinge erinnert, wer weiß?

„Anger Denial Acceptance“ ist das Ergebnis dieser langen Zeit und setzt erstaunlicherweise nicht am recht poppigen Vorgänger an, allerdings wären auch Vergleiche zu den ersten beiden Werken der Herren nicht wirklich treffend. Dennoch, die Handschrift von SPINESHANK ist erkennbar, und doch ist einiges anders. Das vierte Studioalbum der Band ist ziemlich roh ausgefallen und bei weitem nicht so zugänglich wie sein Vorgänger. Der Härtegrad ist deutlich gesteigert, und trotz melodischer Komponenten und immer noch häufig eingesetzter Clean Vocals von Frontmann Johnny Santos gehen die Songs erst nach mehreren Durchläufen ins Ohr. Das heißt aber nicht, dass „Anger Denial Acceptance“ nicht gut wäre, es braucht nur seine Zeit und Fans der ersten Stunde sollten nicht unbedingt auf ein Album aus den guten, alten Tagen hoffen.

Dazu scheint zu viel passiert. Zwar gibt es nach wie vor die gewohnte Mischung aus Nu Metal und Industrial, die SPINESHANK schon immer etwas steril tönen ließ, aber diese scheint sich noch weiter ausgebreitet zu haben. Zudem wirkt die Band selbst in eingängigeren Songs wie „The Endless Disconnect“ reichlich distanziert, und das trotz sich schnell einprägender Refrains. „Anger Denial Acceptance“ erweckt bei mir den Eindruck, eine ziemlich pessimistische Grundhaltung zu transportieren, denn neben den eher verzweifelt anmutenden Momenten („I Want You To Know“) zeigt sich das Quartett auch gern mal in Weltuntergangsstimmung („Everything Everyone Everywhere Ends“), und das steht der Band heute deutlich besser zu Gesicht als beim Blick zurück in die Vergangenheit. Den gibt es auf „Nothing Left For Me“, der es nicht im Ansatz schafft, an die Hits des 2003er-Albums anzuschließen. Viel besser klappt das bei den letzten drei Songs, die im Schnelldurchlauf und mit Abstrichen eine Depression bewältigen und von Wut („God Complex (Anger)“) über Verleugnung („Motive Method Opportunity (Denial)“ bis zur Akzeptanz („Exit Wounds (Acceptance)“) führen. Gerade der abschließende Song entpuppt sich dabei als emotionaler Höhepunkt auf „Anger Denial Acceptance“, denn in seiner ruhigen, fast zärtlichen Art bildet er quasi das Kontrastprogramm zur sonst vorherrschenden, distanzierten und in sich gekehrten Wut.

„Anger Denial Acceptance“ wird jeden enttäuschen, der sich tatsächlich eine Selbstwiederholung aus dem Hause SPINESHANK wünscht. Mit offenem Ohr und einiger Geduld wächst das Album aber heran. Ein Oberhammer ist das vierte Studioalbum des Quartetts aber nicht geworden, dazu fehlen die absoluten Ohrwürmer, welche sich die Band vor über zehn Jahren noch aus dem Ärmel geschüttelt hat. Insgesamt zeigt „Anger Denial Acceptance“ eine düstere, ungeschliffene Variante von SPINESHANK, die zwar einiges bietet, aber für keine vollständige Zufriedenheit bei mir sorgt.

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08.06.2012

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