Eths
Interview mit Candice zu III

Interview

Eths

Bereits 2008 konnten mich ETHS mit „Tératologie“ ziemlich beeindrucken. Nach ihrem damals zweiten Album war es dann aber lange Zeit still um die Franzosen – erst vier Jahre später erschien mit „III“ das stilsicher betitelte dritte Album der Band. Darüberhinaus haben sich ETHS auf einen deutlich klareren Kurs verständigt und entpuppen sich als deutlich leichter verdaulich als noch 2008. Ob das nun an den Line Up-Wechseln liegt oder, wie Sängerin Candice uns im Interview verrät, an ihrer neuen Rolle als Mutter, wer weiß. Über all das haben wir mit der stimmlich sehr variablen Frontfrau gesprochen.

 

Lass uns mal mit einer Standardfrage beginnen. Zum einen ist das euer erstes Interview für metal.de und zum anderen gibt es glaube ich noch genügend Modern Metal-Begeisterte Leser, denen ETHS kein Begriff ist, also wäre eine kurze Vorstellung sehr nett.

Wir sind eine französische Metal-Band, die 1999 gegründet wurde. Wir sind fünf Musiker, und wir versuchen alle Einflüsse, die wir lieben, in unseren Songs zu vereinen. Das kann Pop, Metal, Elektro oder sogar Jazz sein. Bislang haben wir drei Alben und zwei EPs veröffentlicht.

Um mal eben einen Blick zurück zu werfen: „Tératologie“ hat mir damals verdammt gut gefallen, es war in einem gewissen Maße chaotisch, gleichzeitig aber eingängig und packend. Wenn du zurückblickst, was waren deiner Meinung nach die Stärken eures zweiten Albums?

Wir haben eine Analyse unserer Songs vorgenommen, und wir fühlten alle einstimmig, dass wir all unseren Ideen freien Lauf lassen wollten, was eine offene Tür für die Kreativität war. Es war wirklich lustig, aber nach fünf Jahren und einem weiteren Album sagten wir uns, dass es wirklich zu vorhersehbar war. Aber gleichzeitig haben wir alles gegeben, was wir in unserem Herzen hatten, und genau das gemacht, was wir wollten, was zu dieser Zeit das wichtigste war.

Und schlagen wir direkt die Brücke zu „III“, eurem aktuellen Werk. Ich finde es etwas besonnener und koordinierter. Dadurch lässt sich zwar schneller ein Zugang finden, aber mir fehlt etwas die Spontanität des Vorgängers. Wo siehst du denn Entwicklungsschritte und Unterschiede zwischen den Alben?

Ich kann sagen, es ist bislang die brutalste Produktion. Die Songs sind auch nicht minder komplex als auf “Tératologie”, und wir haben mehr gesungene Refrains, wir wollten ein wirklich effizientes Ergebnis. Alles wurde durchdacht, und wir haben uns die Zeit genommen, all unsere Songs und jedes Arrangement noch zu verfeinern, so dass alle Songs auf das Album konnten. Fredrick Nordström hat uns eine Menge geholfen, so einen Sound hatten wir nie zuvor.

Was die Alben definitiv verbindet, ist das Wechselspiel aus Aggression und Harmonie, insbesondere der Variationsreichtum deiner Vocals ist ein bestechendes Merkmal eurer Band. Ist es von vornherein klar, dass dieses Auf und Ab zwischen Wut und Anmut geschieht, also schon im Songwriting, oder entsteht das von Song zu Song?

Ich wollte unbedingt mehr singen als bisher. Ich musste meine softere Seite erkunden, da ich jetzt Mutter bin, allerdings ist das Wechselspiel beider Seiten meiner Stimme, wie du schon sagtest, unser Trademark. Manchmal, wenn ich zuerst eine Melodie kreierte, war es dann tatsächlich sehr schwer, Platz für meine Growls zu finden, auch wenn wir sie gefunden haben (lacht).

Bereits vor eurem letzten Album gab es einige Veränderungen im Line-Up. Wenn ich das richtig gelesen habe, sind vor „III“ euer Bassist und Schlagzeuger ausgetauscht worden. Wie kommt’s, einfach simple Gründe wie fehlende Zeit, oder gab es musikalische Differenzen? Wie sind bei euch eigentlich die Rollen verteilt? Ist jeder am Songwriting beteiligt, oder entscheiden einzelne Mitglieder allein?

Wie du schon sagtest, es ist manchmal ziemlich spaßig, mit anderen Musikern die Bühne zu teilen, aber wenn es dann daran geht, kreativ zu werden, ist der Spaß vorbei. Hier bemerkst du die Unterschiede zwischen Mensch und Künstler, und das Problem bei diesem Album war, dass wir nicht den gleichen Weg vor Augen hatten und so nicht zusammen an dem Album arbeiten konnten.

Wie schon auf “Tératologie” hat Staif die Grundlagen der Songs auf dem Computer komponiert, und ich schrieb die Lyrics. Dann haben wir in seinem Studio zu Hause aufgenommen, jeder hat seine Meinung gesagt, Yom hat seine Drum-Parts geschrieben und wir haben ein paar Details überarbeitet. Dann hat Staif an den Arrangements gearbeitet, danach haben wir uns mehrmals gemeinsam die Songs angehört und versucht, sie zu verbessern. Zu diesem Zeitpunkt hat Frederik uns ebenfalls sehr geholfen, als er einige nutzlose Parts strich.

Während viele Bands ihre Texte in englischer Sprache verfassen, um ein recht großes Publikum anzusprechen, seid ihr bislang bei eurer Heimatsprache geblieben. Das birgt natürlich das Risiko, dass Leute sich nicht intensiv mit euren Texten beschäfigen. Auf der anderen Seite ist dies ein weiteres Markenzeichen von ETHS. Gibt es bestimmte Gründe dafür, sich „nur“ in französischer Sprache Ausdruck zu verleihen, auch wenn ihr nun ein paar englische Texte mit dabei habt?

Wir haben vier Songs auf Englisch gemacht, da es auch eine internationale Version des Albums geben wird. Es war ziemlich schwer, die Songs umzuschreiben, da Poesie auf Französisch nicht das Gleiche ist wie auf Englisch. Du meinst zwar dasselbe, aber die Wörter sind verschieden. Es war ein Kompromiss, derartiges aufzunehmen, auch wenn unser Label keinen Druck gemacht hat. Sie meinten halt, es sei ein großes Plus für die Band, und so machten wir es. Du musst halt jederzeit an die Fans denken, die dich dafür lieben, dass du bist, wie du bist, und auch an das Label, das versucht sein Produkt zu verkaufen, das ist nicht einfach. Da unsere ausländischen Fans nicht unbedingt begeistert davon waren, dass wir nicht unsere Muttersprache nutzen, wurde die Entscheidung, Texte auf Englisch zu verfassen, nur sehr vorsichtig getroffen. Wir haben vier Songs für die internationale Version ausgesucht und den Rest auf Französisch belassen. Ich glaube wirklich nicht, dass Französisch ein Hindernis beim Export der Band ist. Guck dir doch RAMMSTEIN an – deren Sprache ist ein Vorteil.

In Frankreich seid ihr inzwischen ziemlich bekannt. Im Rest von Europa hat man nach „Tératologie“ und den anschließenden Touren und Festivalshows auch Notiz von euch genommen, wenngleich ich glaube, dass da noch mehr geht. Woran liegt es Deiner Meinung nach, dass der Durchbruch gerade in Deutschland noch nicht gelungen ist?

Wir haben ein paar Auftritte in Deutschland am Ende unser Tératologie-Tour gehabt, sind aber bislang nie zurückgekehrt, da wir uns entschieden haben, das neues Album zu schreiben. Derzeit müssen wir in Frankreich touren, da wir hier unser Geld verdienen, und nur von der Musik zu leben ist hart. Also wenn wir mal wieder Zeit haben, können wir wieder darüber nachdenken, und manchmal ist es ziemlich schwer zu entscheiden, was wir wirklich wollen.

Nach dem ihr nach eurer letzten Platte ja unter anderem große Festivals wie das Graspop oder das Wacken besucht habt, gibt es ähnliche Pläne für diesen Sommer? Eventuell auch eine Tour?

Derzeit nicht. Das Album hat sich verspätet, vermutlich ist das der Grund.

So, damit wären wir auch schon durch. Vielen Dank an dich für das Interview. Die letzten Worte gehören selbstverständlich Dir!

Danke, dass du ETHS hörst!

13.05.2012

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