„Music For Kings“ – Musik für Könige. Nach erstem Stirnrunzeln ob des vermeintlich exorbitanten Selbstbewusstseins der Berliner Band COUNTER-WORLD EXPERIENCE verrät mir ein Blick auf die Songtitel, dass es sich bei den acht Songs plus Intro weniger um die königliche Musik selbst handelt, sondern sich das nunmehr vierte Album des Dreiers thematisch um Könige realer („Karl The Great“, „Tiger Of Qin“) oder mehr oder weniger fiktiver Natur („David“, „Gilgamesh – King Of Uruk“, „Priamos“, „Beowulf“) rankt. Was zunächst wie ein interessanter thematischer Ansatz scheint, entpuppt sich jedoch schnell als leere Hülle, ist „Music For Kings“ doch beinahe ausschließlich instrumental – wenn man mal von den „Trois Filles Du Roi“ absieht, die aus drei ausgebildeten Opernsängerinnen bestehen, welche wiederum keine Texte zum Besten geben.
Was sich im letzten Satz gerade schon angedeutet hat, setzt sich beim Blick auf die Besetzung von COUNTER-WORLD EXPERIENCE fort: Sowohl Gitarrist Benjamin Schwenen als auch Schlagzeuger Thorsten Harnitz sind studierte Musiker, Bassist Sebastian Hoffmann wird immerhin ein gewisser Ruf in der Jazz-Szene nachgesagt. Aus diesen Informationen wiederum wird der findige Leser bereits erschließen können, was „Music For Kings“ musikalisch tatsächlich zu bieten hat: Progressiven Metal mit erheblicher Jazz- bzw. Fusion-Schlagseite nämlich.
Es geht jedoch klassisch los: Das Intro „Overture – The Coronation“ ist ein Kirchenorgel-Stück, das auf eindrucksvolle Weise Arrangement und Atmosphäre seines „Genres“ einfängt und auf diese Weise einen gelungenen Start in das fast dreiviertelstündige Werk darstellt. Das darauf folgende „Trinity“ kann mit einem sehr groovigen Hauptmotiv und einigen entspannten Passagen glänzen, bevor die „Troi Filles Du Roi“ dem Gesamtbild erneut einen klassischen Anstrich geben. So weit, so… gelungen, möchte ich sagen. Leider können COUNTER-WORLD EXPERIENCE diesen Eindruck jedoch nicht über die gesamte Albumlänge aufrecht erhalten. Die drei exzellenten Musiker verlieren sich für meine Begriffe zu oft in ihren Ideen, worunter die Dynamik und die Atmosphäre der Songs leiden. Und auch wenn ich die technische Leistung sowie die feinen Arrangements und harmonischen Wege ohne Einschränkung anerkenne, sind mir weite Teile von „Music For Kings“ einfach zu harmlos, nicht zwingend genug.
So ist der Titel „Music For Kings“ am Ende vielleicht doch nicht nur thematisch Sinn gebend. Ich habe beim Anhören der Songs mehr als einmal das Gefühl, dass sich die beteiligten Musiker ein wenig zu sehr auf ihren „Thron“ zurückgezogen, den Kontakt mit dem „Pöbel“ verloren haben. Wie wär’s das nächste Mal mit bodenständigerer „Music For People“?
Hm, warum soll man, wenn man jazz- und klassikaffin ist und die komplexen, frickeligen Dinge bevorzugt, massenkompatibler werden? Muss ich nicht verstehen.
Musst du nicht verstehen, nein. Ich wollte mit meinem letzten Absatz aber auch nicht andeuten, dass ich von Counter-World Experience gerne „massenkompatiblere“ Musik hätte. Ich habe das Gefühl, dass die drei bei aller Frickelei die Wirkung ihrer Songs aus den Augen verlieren – und habe auf dieser Basis den bildlichen Vergleich gezogen.
Das Konzept „entpuppt sich als leere Hülle“, da es keine Texte, keinen Gesang gibt? Was ist denn dann z.B. mit einer Symphonie von Beethoven… Interessant dagegen das Review auf myrevelations.de: http://www.myrevelations.de/index.php?section=reviews&module=cdreviews&submodule=review_detail&reviewid=9990
Also ich seh das so: http://www.musikreviews.de/reviews/2012/Counter-World-Experience/Music-For-Kings/