Willkommen in der Sackgasse! Der vierte Streich der Vorzeige Metaler von CALLEJON steht ins Haus, und man darf gespannt sein, was uns diesmal erwartet. Passiert ist viel im rheinischen Hause: Drei überaus erfolgreiche Alben, drei Label-Wechsel bis hin zum Riese Sony und eine stetig wachsende Fanbase setzten die Jungs in den letzten Jahren mal eben an die Spitze der deutschen Szene. Ein Alleinstellungsmerkmal hatte man durch den deutschen Gesang ja immer schon, denn Bands wie NARZISS oder KALYPSO konnten in der Vergangenheit nur davon träumen, mit Metal(core) in der Muttersprache derartige Erfolge einzufahren, wie zum Beispiel Platz 36 in den Media Control Charts fürs letzte Album.
Aber genug der Lobhudelei, die Erwartungen sind hoch. Wer Angst hatte, dass die schon oft besungene Kommerzialisierung mit dem Label-Wechsel Einzug erhält, findet direkt nach den ersten Tönen Erleichterung. Der Opener und gleichzeitige Titel-Track macht klar: Es ist immer noch CALLEJON, dynamisch, aggressiv und wild, die Riffs sitzen, die Refrains fräsen sich ins Gehör, und die Beine wippen unkontrolliert mit. Sänger BastiBasti zeigt sich in Hochform, und zum ersten Mal kommen auch die Screams und Shouts so klar aus den Boxen, dass ich fast jedes Wort verstehe. Wer sich noch an das „Beerdigungscafé“ erinnert, weiß, wovon ich spreche. Eine Verschnaufpause gibt es nicht, „Kojote Ugly“ zwingt einen zum Mitheulen, und hier wird noch mal eine Nummer härter zu Werke gegangen, bevor man dann mit „Meine Liebe“ zum ersten Mal eine ungewohnt ruhige Seite durchschimmern lässt. Klar, Balladen wie „Mondfinsterniss“ gab es auch früher schon, aber hier geht man doch ungewohnt poppig zu Werke. Ist das jetzt schlecht? Nein, denn es klingt einfach verdammt gut, und man sollte ja jetzt nicht meinen, hier wird JUSTIN BIEBER-Pop geboten, es sind immer noch genügend Riffs und Shouts vorhanden, um auch so ein ruhiges Stück als Metal durchgehen zu lassen.
Was man von Konventionen und Normen rund ums Musikgeschäft hält, zeigt man dann nach dem saustarken „Atlantis“ und dem grungigen „Vergissmeinnicht“, in Form von „Porn From Spain 2“: Der zweite Track mit einem Feature der Rapper von K.I.Z hat es in sich, denn diesmal hat man sich mit Mille von Kreator und Sebastian Madsen zwei unverkennbare Stimmen ins Boot geholt, die den Song zum perfekten Live-Kracher machen, mal abgesehen von dem überaus amüsanten Text. Überhaupt sind die Lyrics diesmal durchschaubarer geworden, mit der ein oder anderen Line kann sich durchaus identifizieren. „Blitzkreuz“ ist nach zwei durchkonzipierten Alben (Zombie-Thema und „Videodrome“-Widmung) mal wieder ein offenes Werk geworden, demenstprechend beschäftigen sich die Texte sich mit den alltäglichen Themen eines Mittzwanzigers. Nach so einem Hammer kann man bei „Bevor Du Gehst“ erst mal durchatmen, der Track erinnert stark an das ältere „Lass Mich Gehn“, kommt aber wieder mit einem Ohrwurm-Refrain erster Sahne um die Ecke. „Was Bleibt Seid Ihr“ und „Bring Mich Fort“ ziehen das Tempo gegen Schluss dann nochmal volles Rohr an, hier glänzt man neben Melodien auch mit starken Riffs und Leads, die von beiden Gitarren schön in Szene gesetzt werden. Einen verdammt polarisierenden Schlusspunkt setzt aber „Kind Im Nebel“: Bei der Power-Ballade, die so vielleicht auch von 3 DOORS DOWN oder gar NICKELBACK kommen könnte, begibt man sich musikalisch verdammt nah an die Kitsch-Rock-Pop Grenze, reißt aber noch mal alles mit dem wunderbar ehrlichen, wohl auch autobiografischen Text raus.
Und nach zehn durchweg starken Tracks ist klar: Das Blitzkreuz schießt sich geradewegs durch die Decke an die Spitze des deutschen, modernen Metals, wo es sich getrost neben alten Hasen breit machen darf. Hier werden nach Plan Hits abgeliefert, die trotz aller Ohrwurm-Qualität immer noch genug Metal und Eier inne haben, um die Moshpits der Republik zum Kochen zu bringen. Und gerade weil die Jungs den gestreckten Mittelfinger an alle Kritiker schön hochhalten, wirkt das, was hier abgeliefert wird, authentisch und ehrlich. Wer „Videodrom“ mochte, wird sich hier schnell zu Hause fühlen, und wer ehrlichen modernen Metal mag, ist hier genau richtig!
Bltzkreutz mit tz?!? Ich dachte immer Blitzkreuz….
Danke für den Hinweis. Es ist doch immer ein Kreutz mit diesen Vertippern… 😉