Another Perfect Day - Four Songs For The Left Behind

Review

Ein kurzer Blick nach draußen genügt, um eines klar zu machen: Es ist April. Mal ist es düster, mal sonnig, mal kalt, mal warm. Aber das gehört einfach zu diesem Monat dazu. Ähnlich verhält es sich auch mit dem zweiten Streich von ANOTHER PERFECT DAY. Die Nachfolge-EP zu “The Gothenburg Postscriptum“ ist eine einzige Achterbahnfahrt der Gefühle.

Den Anfang bildet “Pour Some Hope“. Hier preschen dem Hörer zunächst mächtige, schnelle Riffs a la GOJIRA um die Ohren, die zusätzlich gesangliche Unterstützung von Julien Truchan (BENIGHTED) bekommen. Was dann folgt, ist ein starker Cut, gefolgt von zarteren Klängen, die so auch von neueren KATATONIA hätten stammen können. Beides bildet einen starken Kontrast, der bereits das Leitthema des Albums verrät, nämlich die perfekte Symbiose aus zarten und bitterbösen Parts, wunderschönem Gesang und abgrundtiefen Growls. Mit “You Better Run…“ folgt dann ein Highlight der EP. Hierfür hat man sich Asphodel (Sängerin bei PIN- UP WENT DOWN) und Dan Swanö (NIGHTINGALE, EDGE OF SANITY) ins Boot geholt. Hat man beim ersten, voreingenommenen Hören die Befürchtung, die Band wäre auf den Möchtegern-Sopranistin-Zug aufgesprungen, bleibt einem diese Ahnung sogleich quasi im Halse stecken, denn die Dame singt nicht nur, sie schreit. Also keine Screams, nein, Schreie. Man mag sich kaum ausmalen, was man mit ihr angestellt haben mag, um so etwas aus ihr herauszubekommen. Dazu wird der Hörer mit ruhigen Klängen und eindringlichem Gesang, der irgendwie an EVERGREY erinnert, eingefangen. Ich kann diesen Song nicht hören, ohne Gänsehaut zu bekommen. Mit “Another Perfect Day“ hat man sich dann noch an einer Coverversion des MOTÖRHEAD- Klassikers versucht. Sie ist deutlich doomiger als das Original und schafft es, eigenständig und auf frische Art und Weise spannend zu sein. Sehr cool.

Jeder Song für sich genommen ist schon ein Genuss, aber erst im Ganzen entfaltet sich die packende Wirkung. Obwohl jeder Song einzigartig klingt und so viele Gastsänger mitgewirkt haben, schafft man es auf “Four Songs For The Left Behind“, ein stimmiges, homogenes Bild zu erschaffen und den Hörer in eine Klangwelt zu entführen, aus der er sich nicht so schnell wieder lösen können wird. Warum? Weil hier nichts aufgesetzt wirkt. Jedes Gefühl, jede Note kommt so selbstverständlich und natürlich daher, dass es einem durch Mark und Bein geht. Es klingt, als kämen diese Stücke tatsächlich aus tiefstem Herzen oder eben aus tiefster Galle.

“Four Songs For The Left Behind“ ist ein Album, das man sich am besten mit einem schönen Gläschen Rotwein in einer ruhigen Minute zu Gemüte führt (oder besser gönnt). Wer diese Band noch nicht kennt, sollte dies auf jeden Fall nachholen. Kaufen!

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17.04.2012

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