Hasard - Malivore

Review

Hazard (mit Z) ist ein französischer Künstler, der dem Black-Metal-Underground bereits eine sehr eigenartige Vision seiner Schwarzkunst in Form des Projektes LES CHANTS DU HASARD (mit S) präsentiert hat, dessen drittes Album „Livre Troisième“ auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Der Twist an der Musik ist, dass statt symphonischem Black Metal eher an moderne Klassik gemahnende Orchestrationen den Unterboden bilden, die sich dann aber dennoch die Atmosphäre, Finsternis und Kälte des Black Metal zu eigen machen. Das Ganze nahm dank Einsatz klassisch ausgebildeter Singstimmen bisweilen gespenstische Züge an und war alles in allem durch die kompetente Umsetzung ein durchweg geglücktes Wagnis, das sich vollends ausgezahlt hat – und eines, das man in der Form und Qualität nicht alle Tage sehen würde.

Für „Malivore“ hat HASARD das Orchester im Kämmerchen gelassen

Zwei Jahre sind ins Land gezogen seit dessen Veröffentlichung und nun kommt Nachschub – allerdings nicht in Form eines neuen Orchestral-Projektes. Denn Hazard liefert unter dem Banner HASARD nun Black Metal in Form des Albums „Malivore“, der zwar immer noch ein paar symphonische Komponenten sein eigen nennt, einige davon beigesteuert von John Steven Morgan (WRECHE), aber dann doch eher in die Kategorie Atmospheric Black Metal hinein passt. Dass Hazard dabei von konventioneller Kunst absehen würde, versteht sich angesichts seines Profils aber von selbst. Und so ist „Malivore“ ein sperriger, gerne mal chaotisch anmutender Klumpen geworden, für den man als Hörer einige Anläufe benötigt.

Die musikalischen Ergüsse auf „Malivore“ machen es dem Hörer teilweise schwer, eine Form oder eine Hook im Sound zu erkennen, was dem Sound des Albums etwas finsteres, Lovecraft-artiges gibt, fast als würde der menschliche Verstand das Dargebotene nicht greifen können. Hier trägt auch die oppressive Produktion kräftig zu bei, die manchmal zugegeben etwas arg übersteuert. Dann aber wiederum schälen sich immer wieder diese fiebrigen, zyklischen Melodien heraus, die Ankerpunkte für den Hörer bilden, an denen man sich entlanghangeln kann. Dazu gibt es dann auch mal ausladendere symphonische Schlenker wie in „Choral Inane“. Doch all das ist meist eingebettet in rauen, dissonanten Black Metal der klaustrophobischeren Art. Als solches erweist sich „Malivore“ als zäher Klumpen, den man nicht eben im Vorbeigehen weghören kann.

Das Ergebnis ist immens finsterer, albtraumhafter Atmospheric Black Metal

Das Album ist auf eine ästhetische Art und Weise hässlich und die Abrasivität hat etwas geradezu Feindseliges an sich, während die immer wieder auftauchenden Melodien dazwischen oftmals etwas Albtraumhaftes an sich haben. Selbst wenn sich das Gehörte dann doch mal zu annähernd konventionelleren Klängen zusammenfügt wie im Rausschmeißer „Interespace“, fühlt man sich bei „Malivore“ nicht eine Sekunde lang willkommen, sicher auch der massiven Verzerrung der stets präsenten Gitarrenleads geschuldet. Und nicht zuletzt ist da der Gesang des Maestros, dieses immer wieder mit massivem Hall unterfütterte Gefauche und Gekreische, das den Eindruck dieser gespenstischen Kälte noch einmal untermauert.

HASARD ist mit „Malivore“ ein wahrhaft bösartiges Stück Musik gelungen, für das man sich Zeit nehmen muss. „Malivore“ wird Gelegenheitshörer mit seiner albtraumhaften Art sicher direkt abschrecken, zumal klassische Hooks hier Mangelware sind. Es ist aber ein wunderbares Fressen für alle, die ihren Black Metal wirklich abartig, finster und desorientierend bevorzugen. Wirklich zugänglich ist „Malivore“ ohnehin nicht, wobei es insgesamt möglicherweise ein bisschen besser verdaulich gerät als der abstrakte Lärm der Landsmänner PLEBEIAN GRANDSTAND beispielsweise. Aber dennoch ist „Malivore“ ausgesprochen sperrig und die Einzigartigkeit, die HASARD im Gegenzug zu seinem orchestralen Gegenstück abgeht, wird durch diese pure, bösartige Stimmung kompensiert. Wer sich darauf einlassen kann, entdeckt ein wunderbares Album für Kellermenschen und solche, die es werden möchten …

11.08.2023

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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2 Kommentare zu Hasard - Malivore

  1. destrukt. sagt:

    Ob ich das jetzt als atmosphärischen BM bezeichnen würde, weiß ich nicht. Finde, das hat schon eher eine ziemlich avantgardistische Note. So oder so, ein unglaublich intesives, finsterers, bedrückendes, in manchen Momenten majestätisches und dissonantes Kunstwerk, das massives Kopfkino auslöst. Tatsächlich finde ich das ganze nicht mal so unglaublich sperrig, die orchestrale Untermalung erleichtert hier das ganze mMn nach, da sie einen gewissen roten Faden bietet, an dem man sich entlang hangeln kann. Zeit investieren lohnt sich auf jeden Fall.

    8/10
  2. Sylverblack sagt:

    Ich stimme destrukt. zu, das ist v. a. Avantgarde Black Metal. Starke Reminiszenzen zu BLUT AUS NORD treten auf, insbesondere dem 2006er Ungetüm „MoRT“, besonders beim ersten Track.
    Nicht schlecht, aber ob es wirklich gefällt, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Ist halt mal wieder was schwieriges.