Enslaved
Enslaved, Ghost Brigade
Konzertbericht
Es ist sehr ruhig an diesem Abend. Bis auf ein paar versprengte Metaller und eine offene Tür beim Club 2 der Ludwigsburger Rockfabrik weist nichts darauf hin, dass hier gleich ein Konzert stattfinden wird. Im Inneren des kleinen Clubs sieht es leider nicht viel besser aus, was sich aber im Laufe des Abends noch ändert. Dennoch, gerammelt voll ist anders. An den Bands kann es eigentlich nicht liegen, mit GHOST BRIGADE und ENSLAVED kann man sich auf zwei großartige Formationen freuen, denen man dank der Verhältnisse vor Ort auch sehr nahe kommt. Während auf der Bühne noch fleißig aufgebaut und gestimmt wird, versammelt sich doch ein ordentlicher Haufen davor, und recht pünktlich um sieben gehen dann auch die Lichter aus.
GHOST BRIGADE
Der ein oder andere Fan der finnischen Truppe um Fronter Manne Ikonen hat es offenbar an diesem Abend in die Rockfabrik geschafft, denn man bereitet den Jungs einen sehr herzlichen Empfang. Sofort ist mehr als deutlich spürbar, dass GHOST BRIGADE und ihre Musik vielen der Anwesenden sehr viel bedeuten, was im Laufe des Gigs in vielen völlig versunkenen Gesichtern immer wieder zu sehen ist. Das schwere, eindringliche „Lost In A Loop“ eröffnet das Set, gefolgt vom neueren „Traces Of Liberty“. Dieses stammt vom 2011er „Until Fear No Longer Defines Us“-Machwerk der Band, ihrem mittlerweile dritten, wieder über Season Of Mist gelaunchten Langspieler. Der Sound ist ein wenig dünn und läßt an vielen Stellen die Tiefe und manche Nuance der Stücke vermissen. Dennoch ertappt man sich dabei, wie man sich völlig von der Musik forttragen läßt. Selbst die Bühnenshow des Sextetts, die sehr bodenständig, fast schon zurückhaltend daherkommt, gerät zeitweise zur Nebensache, es ist eher so als wären alle gemeinsam an einem anderen Ort. Mit „Breakwater“ gibt es als nächstes ein aktuelles Stück, bei dem sich leise, klare Passagen mit schleppenden, stellenweise hypnotisch monotonen Death/Doom-Phasen abwechseln.
„Deliberately“, „My Heart Is A Tomb“ und ein hervorragendes „22.22“ überzeugen trotz miesen Sounds. Besonders die beiden Gitarristen verausgaben sich völlig und die kleine Bühne wird dem Bewegungsdrang der beiden fast nicht gerecht. Manchmal machen sie den Eindruck, als würden sie am liebsten mitten unter den Fans spielen. Ikonen dagegen ist eher der Ruhepol auf der Bühne, spricht nicht viel, scheint sich an seinem Mikro festzuhalten. Zum Ende hin kommen dann noch zwei neue Songs, das heftige „Clawmaster“ und schließlich „Soulcarvers“, in dessen Verlauf ein Bandmitglied nach dem anderen von der Bühne verschwindet, bis dann nur noch Veli-Matti Suihkonen hinter den Drums dasitzt und solo noch eine kleine Kostprobe seines Könnens abliefern darf. Nur sehr ungern läßt man GHOST BRIGADE backstage verschwinden, Zugaberufe werden laut, aber leider nicht gehört. Der Sound-Wermutstropfen bleibt, dennoch lassen die Finnen ein mehr als begeistertes Publikum zurück.
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