Burning Q Festival 2023
Zwei Tage Schlammpackung

Konzertbericht

Billing: Tribulation, Night Demon, Baest, Thulcandra, Hellripper, Gaerea, Riot City, Crone, Dödsrit, Nyktophobia, Pripjat, Toadeater, Vulture, The Legion:Ghost, Phantom Corporation, Torturized, 4 Oceans, White Mantis, We Are Riot, Monster, Unchained Horizon, The Void's Embrace, Vansind, Ravager (DE), Iron Priest und Goat Explosion
Konzert vom 28.-29.07.2023 | Festivalgelände, Freißenbüttel

Das Burning Q Festival in Freißenbüttel, einem Ortsteil von Osterholz-Scharmbeck bei Bremen, existiert nun auch schon seit einigen Jahren und hat sich mit seiner familiären Atmosphäre von maximal 1000 Besuchern und dem dafür ziemlich hochwertigen Billing einen Namen gemacht. Dieses Jahr vermeldet das Festival einen Ticketverkaufs-Zwischenstand von 95% kurz vor Beginn, was bedeutet, dass an dieser Besuchergrenze auch so gut wie gekratzt wird. Kein Wunder, stehen als Mainacts doch gestandene Bands wie NIGHT DEMON, TRIBULATION, BAEST oder auch THULCANDRA auf der Bühne. Wer möchte, der kann sich alle Bands zu Gemüte führen, die große Open Air Stage und die kleinere Zeltstage wechseln sich mit den Konzerten ab.

Doch auch im Nachmittagsprogramm hat das Burning Q einiges zu bieten. Wir sind also beide Tage recht früh angereist, um so viel wie möglich von dem Festival erleben zu können. Zum Zeitpunkt des Erlebten konnte noch keiner ahnen, dass es dabei zu einer Art Wacken-Warm-Up werden sollte, denn die Ackerflächen des Veranstaltungsgeländes waren auf Grund der verregneten Wochen vor Festivalbeginn sehr aufgeweicht. Glück hatten also diejenigen, die an festes Schuhwerk gedacht hatten, die Matschfläche sorgte dafür, dass weitestgehend nur gewatet werden konnte. Die einzelnen Autos mussten mit Traktoren aufs Campingelände gezogen werden, die Tagesbesucher parkten im ganzen Ort verteilt, da der offizielle Parkplatz abgesoffen war. Der Stimmung tat das jedoch keinen Abbruch, drum stürzten wir uns ins Getümmel.

Die Fotos des Berichts wurden uns von Steffi Müller zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Der Freitag beim Burning Q Festival mit THULCANDRA und TRIBULATION

Den Opener des ersten Festivaltages durften UNCHAINED HORIZON hinlegen. Wer vor zwei Wochen bereits das ebenfalls nahe Bremen gelegene Rock for Animal Rights Festival besucht hat, wird sich noch gut an die Band erinnern können. Demzufolge lehnt sich der Gig der Band an den vor zwei Wochen an, lediglich die einzelnen Spielzeiten der Nachmittagsbands sind hier etwas kürzer. Doch die Setlist erkennen wir wieder, die Mitmachspielchen auch, das Maiden-Worship ebenso. Wer auf an die NWOBHM angelehnten Heavy Metal mit einem leicht modernen Touch steht, der wird auch heute bei der Band nichts falsch gemacht haben.

Unchained Horizon Burning Q

Drüben auf der Mainstage machen sich MONSTER bereit, diese zu eröffnen. Noch ist der Platz vor der Bühne einigermaßen grün, von daher finden sich schon einige Schaulustige ein. Die Band spielt Thrash Metal nach US-Amerikanischem Vorbild und zockt ihren Stiefel dabei solide herunter. Respekt verdient Sänger Alex Oberdiek, welcher das Set auf Krücken bestreitet und sich trotzdem ordentlich auf der Bühne bewegt. Seine Vocals gehen in Ordnung, doch da gibt es im Genre auch noch Besseres. Der Sound muss sich auch erst aufwärmen, aber ein bisschen Geknüppel geht mit Kaltgetränk in der Hand immer in Ordnung.

Monster Burning Q

Danach machen TOADEATER sich im Zelt bereit, dieses abzureißen. Der rasend schnelle Black Metal kommt leider etwas breiig aus den Boxen, was auch daran liegt, dass der Lautstärkepegel gerade während den härteren Bands des Genres hier eine Ecke zu krass ist. Wenn man aus dem Zelt herauskommt, klingt die Open Air Bühne immer ein wenig nach Zimmerlautstärke. Dafür können TOADEATER allerdings nichts und locken zudem einige Fans der härteren Töne ins Zelt. Schnell, brutal, kompromisslos geht das Set dann auch vorüber – Black Metal eben.

Auf besagter Zimmerlautstärke dürfen dann 4 OCEANS aufspielen. Nein, ganz so schlimm ist es natürlich nicht, aber der Metalcore der Berliner Band ist schon fast ruhig nach dem Abriss im Zelt. Dennoch überzeugt er und zeigt, dass ein Festival mit buntem Genremix auch sehr auflockernd sein kann. Die Songs bedienen die klassische Corefraktion und der Frontmann und Screamer macht einen überzeugenden Job. Es ertönen auch cleane Vocals, allerdings ist nicht ersichtlich, von wem sie stammen. Nichtsdestotrotz sollte man die Jungs im Auge behalten, denn sie haben einen sehr soliden Job gemacht.

4 Oceans Burning Q

Die Lokalmatadore PHANTOM CORPORATION mit Bandmitgliedern aus und um Bremen sorgen für ein sehr volles Zelt. Mit Leif Jensen (früher bei DEW-SCENTED) steht am Gesang auch kein Unbekannter und viele haben sich wohl auf den Auftritt der Death/Thrash-Cruster gefreut. Diese veröffentlichten kürzlich ihr Debüt-Langeisen „Fallout“, von welchem sie selbstverständlich einige Stücke zum Besten geben. Im vorderen Bereich des Zeltes, welcher immer noch sehr laut ist, wird fleißig gemosht, die Band ist bestens aufgelegt und hat sichtlich Spaß. Leif Jensens Ansagen sind locker bis lustig – vor „Insurgents“ redet er etwas länger und schließt mit „Diese Ansage hat jetzt länger gedauert als der Song selber“ ab. Zurück bleibt ein sehr sympathischer Auftritt einer Band, deren einzelne Musiker alle ordentlich was drauf haben.

Phantom Corporation Burning Q

Draußen legen HELLRIPPER los. Einen Teil des Gigs nutzen wir zur Futtersuche, bekommen aber mit, dass der Black ’n‘ Roll der Band gut beim Publikum ankommt. Dazu trägt vermutlich auch bei, dass die Wetterprognose besser ist als angenommen und es bisher noch nicht geregnet hat. Der Matsch am Boden wird dadurch zwar nicht weniger, aber immerhin auch nicht signifikant mehr. Drum kommt es beim Auftritt der Band auch vor der Open Air Bühne zu Mosh- und Circlepits.

Hellripper Burning Q

Eher weniger los ist danach im Zelt bei WE ARE RIOT die mit ihren soliden Rocksongs zwar in Ordnung sind, aber nach all dem Geholze des heutigen Tages eher einen schweren Stand haben. Es ist zwar nicht leer, aber deutlich leerer als bei den Acts, die vorher das Zelt unsicher gemacht haben. Die Band lässt sich davon aber nicht beirren und lockert ihre eigenen Songs mit Coverversionen auf, welche gut ankommen.

So langsam wird es Headlinerzeit auf dem Burning Q Festival und auf der Open Air Stage machen sich THULCANDRA bereit. Die DISSECTION-Worship-Band um Sänger und Gitarrist Steffen Kummerer spielt bereits zum zweiten Mal auf dem Burning Q Festival und taucht die Bühne mit ihren Bannern – natürlich – ganz in blau und nicht in den noch dunkleren Farben ihres aktuellen Albums „Hail The Abyss“. Mittlerweile stimmt auch der Sound, auch wenn eine Gitarre zu Beginn nicht funktioniert. Das ist jedoch schnell behoben und dann gibt es eine knappe Stunde Melodic Black Metal vom Feinsten. Neben Stücken ihres aktuellen Albums werden natürlich auch ältere Schinken ausgepackt und die Musiker zeigen, dass sie an ihren Instrumenten Vollprofis sind. Viele schön gespielte Twin-Soli beweisen dies mehrfach. Zum Schluss kommt die Band dann nach ihrem vorgetäuschten Abschied noch einmal wieder und spielt den DISSECTION-Klassiker „Night’s Blood“, das die Menge zum Toben bringt. Wie gut sich der Song zusammen mit den eigenen Stücken der Band macht zeigt, dass THULCANDRA ein würdiger Nachfolger der Band sind, von welcher sie selber große Fans sind.

Thulcandra Burning Q

Vom melodischen Black Metal geht es zurück zum Metalcore von THE LEGION:GHOST ins Zelt. Hatten diese auf dem diesjährigen Rockharz Open Air noch einen recht überschaubaren Mittagsslot, so dürfen sie hier zu besten Abendzeit ran und es verwundert ein wenig, dass das Zelt nicht noch etwas mehr gefüllt ist. Die Leute, die nicht vor Ort sind, verpassen jedenfalls den fetten Metalcore-Abriss der Band, die beizeiten ein wenig an KILLSWITCH ENGAGE von der Songstruktur her erinnert. Es gibt auf der Setlist einen guten Mix der beiden Alben von 2016 und 2018, mit der Single „Guilty“ wird aber auch ein Blick in die Zukunft riskiert. Sänger Kevin gelingt es gut, die Meute anzuheizen und zudem hat er einen überzeugenden Wechsel zwischen Screams und klarem Gesang drauf. Die weitere Entwicklung von THE LEGION:GHOST können wir also gespannt beobachten.

The Legion:Ghost Burning Q

Die Schweden von TRIBULATION stellen auf der Hauptbühne den Headliner. Der düstere Mix aus Gothic- und Death Metal profitiert von der Dunkelheit und fortgeschrittenen Uhrzeit. Am Anfang will die Technik in Form eines defekten Mikrofons noch nicht so recht funktionieren, doch danach passt alles: Licht, Stimmung, Finsternis. Highlight beim Auftritt der Band sind sicherlich die bösen Gitarrenmelodien, die immer wieder vom Stapel gelassen werden. Passend zum Stil und Auftreten beschränken sich TRIBULATION bei ihren Ansagen auf ein Minimum und lassen, hinter einer Wand von Bühnennebel, die Musik für sich sprechen. Es gibt Bands, die brauchen nicht viele Worte, um das Publikum in seinen Bann zu ziehen. TRIBULATION brauchen dafür nur passende Rahmenbedingungen und die sind heute definitiv gegeben, sodass der Auftritt noch eine ganz andere Wirkung hat als der Gig in der Nachmittagssonne des Rockharz Open Airs einen Monat zuvor.

Tribulation Burning Q

Nach diesem Headline-Highlight ist dann nicht mehr so recht viel Kraft in den Knochen, doch wer möchte, den zieht es noch ins Zelt zu IRON PRIEST, welche mit ihren Coverversionen (auf die Bands dürft ihr gerne selber kommen) noch den letzten Rest Energie aus dem müden Metaller schütteln. Tag eins beim Burning Q Festival hatte schonmal allerlei Leckerli zu bieten. Wie soll es mit Tag wohl weitergehen, insbesondere im Angesicht der gruseligen Wettervorhersage?

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13.08.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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