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Far From A Dream - Execution Of Evolution

Review

Recht unspektakulär präsentieren sich FAR FROM A DREAM aus Fürstenwalde in Brandenburg auf ihrer Facebook-Seite. Ein paar Bilder, eine Liste der Bandmitglieder und die Genrebezeichnung Progressive/ Thrash Metal sind alles, was die Musiker zu sich zu sagen haben. Dabei lässt schon ein erster Blick auf die Titelliste ihres selbstproduzierten Debütalbums „Execution Of Evolution“ erahnen, dass die Herren aus dem Osten Deutschlands musikalisch ambitioniert zu Werke gehen. Die Tracks sind, mit durchschnittlich etwa sieben Minuten, deutlich länger als 08/15-Popsongs im Metalgewand, der Schlusstrack stellt mit beinahe ausufernden 11:35 sogar einen noch längeren Ausreißer dar. Man darf also gespannt sein, was die Neulinge im Plattengeschäfft auf ihrem Erstlingswerk zu Gehör bringen.

Das Album beginnt in Gestalt des Openers „Heart In Line“ mit einem kurzen, clean gespielten Gitarrenintro. Nur Sekunden später fegt ein knackiges Riff aus den Boxen, das mich spontan  an TRIVIUM zu Zeiten von „Ember To Inferno“ erinnert. Das Schlagzeug drückt die Musik nach vorne, der Sound ist für eine Eigenproduktion hervorragend gelungen. Relativ druckvoll, authentisch und transparent schallt er aus der Anlage. In groovigen Midtempo-Gefilden schreitet der Song voran, die Gitarrenfraktion bastelt einige nette Melodien zusammen, Sänger Christopher Freundt und Gitarrist Martin Frommhold wechseln sich mit fiesen Screams und tieferen, etwas heiseren Growls ab. Letztere lassen erneut den Namen TRIVIUM in meinem Hinterkopf auftauchen, erinnern doch die böseren Schreie etwas an Matthew Heafys Organ auf genanntem Debüt der Amerikaner. Der im Refrain einsetzende Clean-Gesang wirkt dagegen leider ein wenig emotionslos und gleichförmig. Das Solo am Ende des Stückes und einige Gitarrenmelodien rufen mir unweigerlich einen anderen großen Namen der internationalen Metalszene zu, denn die zweistimmigen Linien klingen tatsächlich ein wenig nach den frühen DARK TRANQUILLITY. Ein sehr schmeichelhafter Vergleich!

Doch nur Vergleiche aufzuziehen wäre angesichts der Leistung, die FAR FROM A DREAM auf ihrer ersten Langspielplatte vollbringen, ungerecht. Das deutsche Quintett erinnert zwar an die genannten Bands, kopiert diese aber keinesfalls. Die Songs haben eine eigene Note, die es zumindest auf dem heimischen Markt so noch nicht gibt. Die Kompositionen sind vielseitig und decken von treibenden, melodiösen Riffs bis hin zu langsameren, drückenden Parts eine große Bandbreite der Dinge ab, die im modernen wie im klassischen Metal möglich sind. Neu erfunden wird hier nichts, aber man beweist einen guten Riecher dafür, was funktioniert und was Spaß macht. Und Spaß macht „Execution Of Evolution“ eine Menge. Die Musik der Deutschen wirkt zu jeden Augenblick so frisch und ehrlich, das es eine Freude ist, die Stücke sind gleichzeitig brutal und melodisch. Zwischen geschickt platzierten Tempowechseln und Breaks geht es meistens direkt auf die Zwölf. Wenn dann wie in „Stick The Eyes Of The Rest“ der Gewaltanteil doch einmal zurückgeschraubt wird und für eine kurze Zeit langsam schwebende, sanfte Gitarrenklänge regieren, ist die Überraschung dafür umso größer. Die darüber gehauchten Vocals sind ein gelungenes Experiment. Auch die anderen Titel sind interessant aufgebaut und bieten selbst nach mehrfachem Hören immer wieder kleine Spielereien, die es zu entdecken lohnt. Die ganz großen Momente bleiben zwar noch aus, aber zahlreiche Riffs und Melodiebögen zwingen einen immer wieder dazu, anerkennend das Haupthaar kreisen zu lassen. Der einzige wirkliche Kritikpunkt ist für mich der cleane Gesang, der einige Male passend zum Einsatz kommt, leider aber selten absolut treffsicher vorgetragen wird. Hier könnte sich die Band noch verbessern, im Gesamtbild der Platte fallen diese Momente aber nicht besonders ins Gewicht.

Alles in allem ist „Execution Of Evolution“ ein wirklich gelungenes Erstlingswerk. Die Fürstenwaldener Jungs beweisen viel Spielfreude, technisches Geschick und ein Gespür für mitreißende Kompositionen. Als Anspieltipps empfehle ich den bereits gelobten Opener, das zwischen Träumerei und Raserei schwankende „The Incision That Falls On You“ oder mein persönliches Highlight „The Parellel Storm“, das sich hochmelodiös bis zum Ende hin immer weiter steigert und bei mir mit seiner Intensität zeitweise für ein bisschen Gänsehaut sorgt. Das Album wächst mit jedem Durchlauf ein Stück weiter und lässt darauf hoffen, dass man von FAR FROM A DREAM noch viel hören wird. Die Aufmerksamkeit eines Labels haben sie sich auf jeden Fall verdient. Allen Metalfans kann ich nur raten, sich das Album einmal anzuhören, denn diese Truppe aus deutschen Landen hat das Zeug zu Größerem!

12.03.2012

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